Wissenschaft und Technik

Linux – A new hope

Was ist eigentlich dieses seltsame "Linux" von dem immer alle sprechen . und was kann es? Ein Ausflug in die Welt der Betriebssysteme.
| Gastbeitrag |

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Robin Thier

Was ist eigentlich dieses seltsame „Linux“ von dem immer alle sprechen . und was kann es? Ein Ausflug in die Welt der Betriebssysteme. Zuerst werde ich erklären, warum ich Linux benutze und was dieses ominöse Betriebssystem ist. Danach erfahrt ihr, warum ihr ebenfalls auf Linux umsteigen solltet.

Warum nutze ich Linux?

Als Informatikstudent passiert das früher oder später zwangsweise: Wir hatten eine Vorlesung im 2. Semester (Betriebssysteme und Systemsoftware), und das Betriebssystem im Schwerpunkt war natürlich Linux.

Wir haben uns den Kernel-Code (z.B. wie Netzwerk-Pakete empfangen werden) angeschaut und als Hausaufgabe eigene Scripts geschrieben, die nur auf Linux liefen. Das bedeutet, man braucht auf jeden Fall Linux im Informatikstudium. Außerdem leben es einige Dozenten vor, schon im 1. Semester lief der Prof mit seinem Linux-Laptop herum.

In dieser Zeit hatte ich Linux als „dual-boot“ installiert, d.h. ich hatte auf dem Laptop noch immer nebenbei Windows und konnte bei jedem Start auswählen, welches Betriebssystem ich nutzen möchte. Dort habe ich aber immer häufiger „Linux“ ausgewählt, und irgendwann Windows ganz gelöscht. Man muss aber dazu sagen, dass ich schon in der Schule ab und an mit Linux herumgespielt und während eines Praktikums einen Linux-Server aufgesetzt habe. So ganz neu war ich in dem Gebiet also nicht. Aber jetzt zu den Vorteilen des Betriebssystems im Gegensatz zu Windows oder MacOS.

Die Vorteile von Linux

Ich glaube für den normalen Nutzer ist die Individualisierbarkeit der Oberfläche das wohl ansprechendste Feature. Wenn man Windows hat und etwa die Kachel-Oberfläche nicht mag, muss man bis zur nächsten Version warten, unter Linux hat man die Wahl zwischen etwa einem halben Dutzend offizieller Oberflächen und vielen Anpassungen davon. Man kann sich die Oberfläche also so anpassen, wie man sie gerne haben möchte.

Ein weiterer großer Vorteil ist, dass es so gut wie keine Viren oder Schadsoftware gibt. Nutzer älterer Computer werden sich ebenfalls freuen: Linux läuft recht schnell auf alten Geräten, zumindest, wenn man eine Version ohne Animationen oder anderen Schnickschnack nimmt. Mein alter Windows-Laptop zum Beispiel, war viel zu langsam, aber mit dem alternativen Betriebssystem (selbst in der graphisch sehr anspruchsvollen Variante) lief er deutlich schneller.

Dann gibt es noch ein paar Gründe, die für Windows und MacOS gleichsam gelten: Hinter Linux, welches ja eine open-source-Software ist, steht kein großer Konzern, der nur die Daten der Nutzer sammeln und verkaufen möchte. Linux ist da generell viel offener, so gibt es Linux Betriebssysteme, in denen jede Zeile des Codes einsehbar ist. Der letzte Punkt wäre wohl: Es ist komplett kostenlos.

 

Ubuntu
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Das bekannteste Linux: Ubuntu

 

Wie sieht es mit der Bedienung aus? Ist Linux da groß anders?

In Sachen Bedienung und Interface, kommt es darauf an, welche Oberfläche man benutzt. In Gnome, der Oberfläche des bekanntesten Linux „Ubuntu“ ist die Bedienung schon anders, als in Windows und unterscheidet sich in vielen kleinen Aspekten, wie etwa der Anordnung der Menüleisten (oben, nicht unten).

Aber es gibt auch Oberflächen (und ganze Ableger), welche besonders für Einsteiger konzipiert sind. Die sehen dann ähnlich wie Windows aus und sind einfacher einzustellen und zu bedienen.

Software und Kompatibilitäten

Linux ist häufig sehr gut mit Software ausgestattet. Oft sind etwa Firefox, Thunderbird oder der VLC-Player vorinstalliert. Andere Distributionen/Versionen bringen auch LibreOffice, Bildbearbeitungsprogramme und vieles mehr mit. In Sachen Software funktionieren die meisten großen Programme, oder es gibt sonstige Varianten dieser Software. Beispiele sind Firefox, Thunderbird, LibreOffice, Chrome, Skype, TeamSpeak usw. Bei Profisoftware kommt es immer darauf an: Im Bereich der Informatik oder Naturwissenschaften gibt es alles auch für Linux, bei Gestaltung und Bildbearbeitung nicht wirklich. Man kann aber Windowssoftware trotzdem laufen lassen, wenn auch nicht so einfach, wie auf Windows.

Bei Spielen sollte man nicht allzu viel erwarten, es gibt zwar durchaus Steam, Grafikkartentreiber sind allerdings meistens miserabel. Für Gamer kann ich das System daher nicht wirklich empfehlen.

Was sollte man als Laie, der nur Office nutzen oder im Internet surfen möchte, machen?

Ubuntu ist das größte Linux-Betriebssystem, dass sich besonders an Anfänger richtet. Es hat LTS-Versionen (LongTermSupport), diese Versionen kann man gut mit einer Windows-Version vergleichen, sie werden recht lange mit Updates versorgt. Außerdem gibt es ein TOLLES Forum, in dem alle Fragen beantwortet werden und in dem sehr lange/detaillierte Tutorials stehen. Zudem gibt es Ubuntu auch in verschiedenen Versionen mit verschiedenen Oberflächen, je nachdem was man mag.

Das Problem ist, dass Ubuntu auf Debian aufbaut (Debian ist auch eine Linux-Version, spezialisiert auf Wartbarkeit, Langzeitpflege und Sicherheit). Das heißt, wenn ein Feature dazukommt muss es erstmal in Debian eingebaut werden (was immer lang dauert, da Debian für Server gedacht ist, und deren Betreiber möchten nicht unbedingt das Allerneuste) und danach kommt es irgendwann zu Ubuntu.

 

Korora
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So sieht es aus: Korora mit aktiver „Cinnamon-Oberfläche“

 

Daher kann ich Korora empfehlen. Korora basiert auf der Linux Version Fedora. Es ist komplett Open Source, und neue Features kommen SEHR schnell. Korora hat bereits viele nützliche Programme vorinstalliert und ist damit bestens für den normalen Gebrauch ausgerüstet.

Die Installation von Linux

Die Installation ist denkbar einfach: Ihr ladet die für euch passende Linux-Version herunter (das sind meist 1GB große .iso Dateien), diese Datei kann man dann mit einem kleinen Programm auf einen USB stick packen. Jetzt einfach beim nächsten Start des Computers den Stick als „Boot Medium“ auswählen und Linux starten. Dabei wird Linux nicht installiert, sondern nur gestartet und kann getestet werden. Dies hat den Vorteil, dass nichts kaputtgehen kann, und man sich das einfach mal anschauen kann wie Linux aussieht/sich anfühlt. Wollt ihr wieder zu Windows/Mac zurückkehren, dann einfach den PC herunterfahren, den Stick entfernen und Windows wird ganz normal starten.

Wenn man es wirklich auf der Festplatte installieren will, gibt es meist die Option „Ich will Linux neben Windows installieren“, da klickt man drauf, sagt wie groß das neue Betriebssystem sein soll und fertig ist man. Jetzt hat man vor jedem Start 5 Sekunden um zu wählen, mit welchem System man arbeiten möchte. Vor der Installation von Linux, ob neben Windows oder allein, sollte man aber unbedingt BACKUPS MACHEN, denn es kann immer sein, dass irgendetwas nicht klappt und dann sollen die eigenen Dateien natürlich unberührt sein. Installiert man Linux als alleiniges Betriebssystem, ist Windows natürlich weg. Daher sollte, wenn man später einmal zurückkehren möchte, auf jeden Fall der Produktschlüssel/die Lizenz von Windows gesichert sein.

Wenn man sich den Schritt allein nicht traut, oder vorher mit Menschen darüber reden möchte, gibt es „Linux Install Parties“ (z.B. oft angeboten von den Informatik-Fachschaften in jedem Semester), hier wird einem bei der Installation und Einrichtung geholfen.

Mein Fazit

Meine Empfehlung an Euch wäre, einfach mal zu schauen, welche Programme ihr so nutzt und ob es sie (oder Alternativen) auch für Linux gibt. Für den simplen Office-, Browser-, Präsentationen,- USB/Daten-Austausch ist Linux auf jeden Fall empfehlenswert und klappt gut.

Man hat mehr Optionen, man kann es als ganz normaler User benutzen, und immer schön in Firefox bleiben und bunte Buttons klicken. Aber du kannst auch ohne Probleme eigene Scripts schreiben, welche etwa sämtliche Dateien, in denen „hi“ vorkommt löschen. Oder den Suchbefehl so manipulieren, sämtliche Dateien in einem Ordner zu durchsuchen und dann nur die eine Zeile auszugeben, wo der Suchtext gefunden wurde (zusammen mit Dateiname/Zeilenzahl) und dann gibt es auch noch Ebenen darunter, wo man seinen eigenen Netzwerk-Traffic manipulieren kann. Alles in allem bietet es die perfekte Alternative für alle User, von Amateur bis Profi.

 

We actually stand around the antivirus displays with the Mac users just waiting for someone to ask.
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Quelle: http://xkcd.com/272/

 

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