Folge 2 Federleicht Alexander August, pass auf, tritt lieber einen Schritt zurück. August Warum? Das ist doch nur ein bisschen Kupferdraht, verbunden mit dieser komischen Kugel. (enttäuscht) Ich dachte, du zeigst mir irgendwas Spektakuläres. Alexander Ganz wie du willst, Junge. Er dreht an der Kurbel einer Elektrisiermaschine und Blitze schießen aus einer Kugel hervor und schlagen in umstehende Gegenstände ein. August (ruft) Whooooaaa! Das … wie kannst du denn Blitze machen? Wie geht denn das? Das ist wahre Magie! (lacht) Alexander (lacht und kurbelt noch immer) August das ist keine Magie, das ist Wissenschaft. Aber alles was die Menschen nicht kennen und nicht verstehen ist erst einmal Magie. INTRO Alexander und August betreten die Unterkunft in Hamburg. Sie wohnen recht zentral, in der Nähe hört man Kirchen und eine belebte Straße führt vor dem Haus entlang. Im Hausflur legen sie ihre Jacken und Mäntel ab. Alexander …Dann entsteht die Elektrizität durch Reibung und wird dann an den offenen Conductor weitergeleitet… August Aber wenn die Entladungen jetzt nur bei leitenden Materialien entstehen kann, wieso schlägt dann der Blitz dann in meine Hand ein? Alexander So August, ich erklär dir jetzt mal was, wenn man… Frau Haller (unterbricht die beiden) Ah, guten Tag die Herren. Alexander Ah, Frau Haller, einen wunderschönen Tag wünsche ich - wo ich sie gerade sehe: wir würden noch ein wenig hier logieren. Wenn sie das Zimmer natürlich nicht schon vermietet haben, versteht sich. Frau Haller Aber Herr Alexander - natürlich, bleiben Sie solang sie wollen. Alexander Excellent, dann komme ich gleich wieder und buche mich und meinen Bruder für drei weitere Tage ein. Frau Haller Ja, aber sehr gerne. Ist mit ihrem Zimmer eigentlich alles in Ordnung? August Alles in bester Ordnung. Alexander Nun ich muss auch sagen, wir sind wirklich froh, dass wir sie hier in Hamburg gefunden haben, liebe Frau Haller. Frau Haller Ja ich frag nur, weil gestern da dieses laute Poltern war und das klang echt als würde der Leibhaftige rumtanzen. Alexander Ach, ich muss zugeben, ich perfektioniere ein neues, nicht ganz einfaches Kunststück für meine Vorstellungen. Sie wissen ja, Übung macht den Meister aber bekanntlich ist von denen auch noch keiner vom Himmel gefallen. Frau Haller Aha, ja also wenn sie meinen. Alexander Ich verspreche Frau Haller, wirklich, ich werde in Zukunft darauf achten, ruhiger zu sein. Frau Haller Äh, ist ja schon recht, also ich meine ist ja auch niemand außer mir im Haus, so ist es ja nicht. Aber mein Gott, sie Künstler sind mir ja schon ein seltsames Völkchen manchmal. August Ist ne ehrliche Arbeit! Frau Haller Jawohl, das ist es, muss ja jeder sehen, wie er über die Runden kommen. Und wenns auch nur die Zauberei ist. Alexander Recht haben Sie. Recht haben Sie, Frau Haller. Komm August, wir gehen nach oben. Sie steigen die knarzende Treppe hinauf und betreten das Zimmer Alexanders. Die Tür wird zugezogen. August Ein lautes Poltern? Was hast du hier gemacht? Alexander August, Ich hab dir schon die Wahrheit erzählt - geübt hab ich. Du wirst schon sehen. Alexander geht durchs Zimmer. Alexander Kannst du mir mal - Ja Genau! Da vorne in der Ledertasche ist ein kleiner Beutel mit unseren Münzen … Ja, genau der. August kramt den Beutel heraus und wirft ihn Alexander zu. August Fang! Alexander fängt das Säckchen und schüttet dessen Inhalt auf den Tisch und beginnt, die Münzen hin und her zu schieben. Alexander Hm August Was ist los? Alexander Nun, wie es aussieht, müssen wir Frau Haller noch etwas vertrösten, wir haben weniger Geld übrig, als ich gedacht habe … Ja du weißt schon, ich habe in den letzten Wochen die neuen Apparate gekauft und der Transformator war um einiges teurer als ich dachte. August Heißt das wir sind pleite?!!! Alexander Also pleite würde ich das schon mal überhaupt nicht nennen, aber ich hab dir gesagt, kleiner Bruder, dass das nicht einfach werden wird. Was dachtest du? Dass ich im Geld baden gehe? August Ja aber die Vorstellungen waren doch gut besucht, ich hab gedacht das reicht … Also … Das ist doch viel Geld. Alexander Das mag stimmen aber wir müssen unsere Unterkünfte bezahlen, die Apparate und die Miete für den Saal im Theater - da bleibt einfach nicht viel übrig. Außerdem will ich bald anfangen zu sparen - ich will größer hinaus, Hamburg was ist das schon? Vielleicht können wir ja sogar in der neuen Welt auftreten. August Und was machen wir jetzt? Alexander August, Ich habe da schon eine Idee - wir müssen nur für ein bisschen mehr Aufmerksamkeit sorgen, wenn wir einen größeren Saal füllen wollen, dann… August Wir können nochmal neue Plakate drucken? Alexander Plakate? Ich glaube nicht, dass das irgendwen beeindrucken wird - Ich meine Plakate hat ja irgendwie jeder oder? Vielleicht … wie wäre es mit einem kleinen Reclamestückchen? August Ja, aber wie das? Alexander Wie du dir sicherlich denken kannst August, auch da habe ich schon eine Idee. Hast du schonmal vom Circus Baptist Loisset gehört? August Ne… Alexander Sehr gut, wie ich hörte, haben die morgen Abend in Hamburg eine Vorstellung, und dieser werden wir beide einen Besuch abstatten. August Ja gut. Am nächsten Abend, Alexander und August sitzen in einem Zelt und betrachten die Vorstellung. Klassisches Zirkusthema läuft. Alexander August schau gut hin, ich will, dass du mir am Ende eines jedes einzelnen Tricks verraten kannst, wie er funktioniert. August Und jetzt schiebt der schon zum fünften Mal die Hütchen hin und her … die Akrobaten vorhin waren viel spannender… Alexander Schau dich um, die Menge scheint es doch zu mögen oder? - und man versucht immer, die Leute zufrieden zu stellen, dann kommen sie also nochmal wieder. August Aber es ist doch klar, wie er das macht oder? Schau nur, er legt die Kugel gar nicht unter das Hütchen, der behält sie doch heimlich in der Hand. Alexander Hm, ein scharfes Auge hast du, das muss ich zugeben - aber warte nur ab, die nächste Nummer wird auch dich noch verblüffen können. Ich war dieses Jahr bereits in einer Vorstellung und kenne das Kunststück. Direktor Und nun, erleben Sie, den berühmten Athleten Rappo! Ein Gymnastiker, der nicht nur die gefährlichsten Figuren in der Luft zu tun vermag, sondern den man auch als den stärksten Mann der Welt kennt. Applaus des Publikums August Den dort? Diese schmächtige Gestalt? Der sieht gar nicht so breit aus, wie der starke Mann vom Jahrmarkt… Direktor Diese Kanonenkugel wiegt satte 45 Pfund. August Na die bekommt er doch noch nicht einmal gestemmt - Ich … oh … oh Fritz, äh Alexander, schau nur! Er nimmt sie einfach hoch, als sei sie leicht wie ein Federball. Alexander Ich sagte ja, du wirst beeindruckt sein. August Und jetzt … Woah!! Die Menge jauchzt. August Jetzt wirft er sie hoch, bis fast an die Decke und fängt sie einfach wieder auf. Da! - und nochmal. Die Kugel rummst auf die Bretter. August Hast du das gehört! Das sind 45 Pfund Eisen! Und … und jetzt nimmt er sie wieder auf und wirft und … jetzt fängt er sie mit dem Kopf auf. Die Menge applaudiert. August applaudiert begeistert mit August Das ist … fantastisch. Wie macht er das? Die Kugel rummst wieder auf die Bretter und kullert ein wenig durch die Gegend. Direktor 45 Pfund wiegt das gute Stück! Überzeugen sie sich, es steckt kein Trick dahinter - hier, nehmen Sie. Jemand stöhnt unter dem Gewicht der Kugel auf, dann noch jemand. Jemand Hier, aber Vorsicht… August Uuuuaahh … hier, nimm, nimm, nimm schnell, die ist ja sauschwer. Alexander Jetzt gib schon her … Hm, so schwer ist sie ja gar nicht. Schauen wir mal. Alexander nimmt die Kugel und spielt ein wenig damit herum. Alexander Mal schauen, wie hoch sie fliegen kann oder August, was sagst du? Er wirft die Kugel hoch und das Publikum lacht. August Aber wie?!!!! Wie kannst du? Das geht doch nicht! Alexander Ist doch keine Anstrengung. Das Publikum applaudiert. Alexander So, hier habt ihr, vorsicht der Herr. Die Kugel fällt rummsend auf den Boden. Alexander Obacht, ich helfe Ihnen, Ah … haben sie? Sehr gut. Der Herr stöhnt. August (mit gedämpfter Stimme) Aber jetzt verrat schon, wie hast du das gemacht? Nie und nimmer kannst du so eine schwere Kugel so hoch werfen! Direktor Sie haben gesehen und gespürt, die Kugel ist aus Eisen und wiegt über 45 Pfund. Alexander Komm August, wir sollten gehen, die Vorstellung ist sowieso fast vorbei. Sie drängeln sich durch die Menge. Alexander Entschuldigung, pardon die Dame … Danke sehr… dürfte ich … Danke sehr… Direktor (läuft ihnen hinterher) Halt! Warten Sie! Sie beiden - Wer sind sie, dass sie die Vorstellung sabotieren? Alexander Es war gewiss nicht meine Absicht, hier irgend etwas zu sabotieren. Ich versichere mich nur der Echtheit der Kugel. Direktor Sie haben den Herrn Rappo und seine Kunststücke lächerlich gemacht. Alexander Ich sehe ein, dass es vielleicht etwas viel des Guten war und dafür möchte ich mich bei ihnen entschuldigen, doch mein Herr, - wir sind doch im gleichen Geschäft. Nehmen sie doch meine Karte bitte. Alexander kramt in seiner Manteltasche herum und reicht ihm seine Karte. Direktor Alexander, Magier … soso. Ich gebe zu, überrascht haben Sie mich. Diesmal lass ich ihnen diesen Streich durchgehen, aber dass Sie mir bloß nicht wiederkommen. Das Publikum strömt nun aus dem Zelt und man ist plötzlich umgeben von Menschen, die lachen und sich leise murmelnd unterhalten. Salomon Heine kommt auf das Grüppchen zu und applaudiert langsam. Salomon Heine Fantastisch. Sie sind ein Meister ihres Faches - ein Magier, nehme ich an? Alexander In der Tat, werter Herr. Hier für Sie, meine Karte. Salomon Heine Alexander, Magier … eine glückliche Fügung, dass ich sie noch erwische und sie mir mit ihrem kleinen Kunststück soeben den Anlass geben, Sie anzusprechen. Alexander Die Freude ist ganz meinerseits. August Guten Tag Salomon Heine Und sie müssen wohl der Assistent sein - ein Magier hat stets einen Assistenten, ist es nicht so? August Ja, genau - ich bin der Assistent! Salomon Heine Ah, dann möchte ich Sie beiden einladen! Ich gebe morgen Abend eine bereits geplante Soiree in meinem Haus. Wenn ihre sonstige Vorstellung nur halb so unterhaltsam ist, wie ihr Auftritt mit der Kugel vorhin, die mir das Staunen ins Gesicht geschrieben hat, dann möchte ich ihnen die Möglichkeit einer Privatvorstellung geben. Alexander Nun das wäre uns eine Ehre - Herr? Salomon Heine Heine. Salomon Heine. Ich werde einen Diener vorbeischicken, der sie morgen zu meinem Haus geleitet. Alexander Sie werden es sicher nicht bereuen Herr Heine! Salomon Heine Davon bin ich fest überzeugt. Einen schönen Abend wünsche ich den jungen Herren. Ha, was für ein Kunststück… (lacht) Alexander Einen schönen Abend wünsche ich. August ‘Wiedersehn Alexander und August gehen die Straße hinab zurück zu ihrer Unterkunft. August Nun sag schon - wie hast du das gemacht mit der Kugel? Alexander Weißt du August, als ich hier nach Hamburg kam, habe ich eine Vorstellung Rappos gesehen - ich halte die Konkurrenz gerne etwas im Auge. Als ich dieses „Kugelspielchen" sah, hatte ich die Idee zu diesem kleinen Reclamestückchen. August Aber wie? Alexander Ich habe mir eine Kugel von derselben Größe beschafft und ein geschickter Buchbinder fertigte mir eine zum verwechseln ähnliche aus Pappmache. Meine besteht aus zwei Hälften und man kann sie wie eine Pappschachtel in der Mitte zusammensetzen. Dann habe ich noch einige Eisenfeilspäne aufgeklebt und teilweise wieder abgeschliffen. Damit war die Kugel von der echten kaum zu unterscheiden. Und den Trick mit dem Tauschen im Mantel, hättest gerade du wirklich bemerken können, kleiner Bruder! Du solltest doch genau hinschauen. Das war übrigens das Schwierigste, die schwere Kugel gegen die leichte zu tauschen, ich musste oft üben, dass sie mir nicht aus Versehen herabfällt… August Ach daher der Krach heute morgen? Alexander Ganz genau. Die Verwechslung muss schnell gehen. Aber du würdest dich wundern, was die Leute alles nicht sehen, wenn sie nicht direkt darauf achten. August Mhm, ja ich hatte mir schon sowas gedacht - aber wie du das wieder hinbekommen hast!! Kann ich die Kugel mal sehen? Alexander Ja, aber nicht hier auf der Straße - die Leute sollen sich ja die Köpfe darüber zerbrechen, wie ich eine 45 Pfund schwere Kugel geworfen habe. August Ja, das war toll! (Pause) Und was machen wir jetzt wegen dieses Herrn … Heiser … Heiner? Alexander Heine, Salomon Heine. Ich habe schon von ihm gehört - ein wirklich wichtiger Mann hier, einer der reichsten Männer in Hamburg! Wir werden seinem Wunsch nachkommen und ihm selbstverständlich eine großartige Privatvorstellung geben! August Ja wenn er gut zahlen kann, dann liebend gern! Aber was ist denn an einer Privatvorstellung anders als bei denen im Theater? Alexander August, zuerst einmal kann mein Diener natürlich vor den hohen Herrschaften nicht aussehen wie ein Kötter aus Albachten… Fadeout in Musik. Sie betreten einen Laden, dessen Türglocke bimmelt. Im Inneren ist es warm und alles klingt gedämpft. Eine Reihe von Uhrwerken tickt in einer Ecke. Eine junge Frau kommt auf sie zugeeilt. Elisabeth Entschuldigung, der Herr Döpfler ist schon zu Tisch. Alexander Oh, ich hatte kein Schild gesehen, dass geschlossen ist… Elisabeth Nein nein, ich passe immer auf den Laden auf, ich wollte nur sagen, wenn Sie zum Herrn Döpfler… Alexander Keineswegs gute Frau, wir suchen eine neue Garderobe für meinen Bruder hier. August Hallo! Elisabeth Oh, da finden wir bestimmt was Feines. Was darfs denn sein? Ein neuer Mantel? Oder soll er für den Unterricht ausgestattet sein? Alexander Nichts dergleichen, wir brauchen einen Frack! Elisabeth Ein … Frack Alexander Jawohl! Wir sind Magier, müssen sie wissen. Elisabeth Oh, da muss ich aber mal hinten schauen, ob wir in der Größe etwas da haben… vielleicht kann ich es auch kürzen? Einen Moment. Sie verlässt den Raum. August Bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist? Ich meine, ein Frack? Sehe ich darin nicht aus wie ein englischer Diener? Alexander Was redest du da August?! Ein Magier braucht nunmal einen Frack, wenn er etwas hermachen will. Elisabeth kommt wieder und legt zwei Kleidungsstücke über einen Stuhl. Elisabeth Zwei hab ich gefunden, die dem jungen Herrn vielleicht passen könnten. Wir müssen nur die Ärmel ein wenig unterstecken. Stell dich mal da hin. Fußgetrappel August Äh … Hier? Elisabeth Nein, Weiter ins Licht bitte - soo. Fußgetrappel, Elisabeth schiebt August an die richtige stelle. Elisabeth Ja und jetzt… Sie zieht August den Frack an und wieselt mit Maßband und Stecknadeln um ihn herum, zupft hier und da Stoff zurecht. Alexander Du musst wissen August, das erinnert mich an früher. Als ich die erste Privatvorstellung in Hamburg hatte, da musste ich mir auch ein Frack kaufen. Ich war vorher in einem alten Studentenkostum aufgetreten - du weißt schon, mit Schnallen, schwarzen Trikothosen, zugeköpftem Samtrock und kleinem weißen Kragen, du kennst die - aber nun schien mir diese Toilette fehl am Platze. Elisabeth So, einmal die Arme ausstrecken. Ja genau. Alexander Ja und wie du sicherlich weißt,hatte ich zu der Zeit nicht viel Geld, da ging ich zu einem bekannten Trödler und gegen zwei Mark bekam ich einen Frack, der mir zu meinem Glück wie angegossen saß. Elisabeth So, das sitzt doch angemessen. Was sagt ihr? Alexander August, August, wie aus dem Ei gepellt! Das steht dir wunderbar. August Hmm. Meinst du? Alexander Ja, jedenfalls, wenn wir noch irgendwas gegen diese Haare machen! August Was ist mit meinen Haaren? Elisabeth und Alexander lachen schnaubend. Alexander Jedenfalls siehst du jetzt im Ansatz so aus, als gehörtest du auf eine Bühne. Applaus einer kleinen Gesellschaft fadet ein. In einem Salon sitzen etwa 20 Personen an kleinen gedeckten Tischen. Gelegentlich greift jemand zu seinem Wein oder in eines der Porzellanschälchen mit allerlei Knabbereien. Man hört wie die Damen sich Luft zufächeln und Fächer öffnen und schließen. Salomon Heine Fantastisch! Alexander Nun, für meinen nächsten Trick benötige ich ein wenig Hilfe. Darf ich die Dame hier bitten, eine Karte zu ziehen - nur ziehen - dann prägen Sie sich die Karte bitte ein. Dame Gerne. Hmm, so. Eine junge Dame zieht eine Karte und steckt sie wieder ins Spiel zurück. Alexander Und jetzt zurückstecken. Aber ohne, dass ich sehen kann, um welche Karte es sich handelt. Und 1,2 und 3 - die Karte ist jetzt aus dem Spiel verschwunden. Dame Und wo befindet sich die Karte? Alexander Tja in der Tasche des Herrn Heine natürlich. Heine kramt rum. Salomon Heine Was? Nun, wie ihr sehen könnt, ist sie nicht in meiner Tasche. Sie müssen sich irren! Alexander Nun Herr Heine ich bin mir meiner Sache durchaus gewiß! Haben Sie die Güte und nehmen' Sie Ihre Uhr aus der Tasche. - dort befindet sich auch die Karte. Die Uhr ist tatsächlich in der Tasche. Heine kramt und klappt dann die Uhr auf - dort befindet sich die Karte. Die Heine hörbar auseinanderfaltet. Die Abendgesellschaft jauchzt und applaudiert. Dame Herz Ass. Das ist die Karte! Salomon Heine Aber wie ist das möglich? Ich habe die Uhr doch beständig bei mir geführt. August Es ist Magie! Salomon Heine Wahrhaftig. Applaus der „Menge” Salomon Heine Herr Alexander, wenn ich sie noch kurz in mein Studierzimmer einladen dürfte - ich habe da einen vorzüglichen Sherry, mit dem ich auf ihre Magie anstoßen möchte! Alexander Sehr gerne. Beide gehen hörbar in eine Richtung, unterhalten sich auf dem Weg. Eine Schiebetür wird aufgezogen und nachdem die beiden durch sind geschlossen, sodass das Gespräch abbricht. Salomon Heine Ich würde Sie gern einem guten Freund empfehlen. Kennen Sie den Fürsten von Mecklenburg? Musikalische Überleitung … Die Abendgesellschaft dauert noch etwas an, dabei ist der Abend bereits weit fortgeschritten. Alexander und August stehen im Garten des Anwesens. Durch die geschlossenen Fenster hört man die Gesellschaft lachen, plaudern und anstoßen. Ein Uhu uhut, Blätter rascheln, eine Fledermaus fiepst (man kann die Jahreszeit nicht so genau ausmachen). Die beiden gehen langsam über einen Kiesweg. Alexander Also August, ich wills dir erklären, obwohl ich weit gescheiter handelte, auch dich über diese Ausführung gerade eben im Unklaren zu lassen; jetzt werde ich den Nimbus des Wunderbaren zerstören und dich um eine Enttäuschung reicher machen. August Ja aber ich wills ja wissen! Alexander Gut du hast es nicht anders gewollt, also zur Erklärung: Zunächst mußt du mir glauben wenn ich dir sage, daß es mir ein Leichtes ist, eine bestimmte Karte gezwungen ziehen und diese durch eine geschickte Manipulation verschwinden zu lassen. August Ja ich weiß… aber wie gelangt denn jetzt die Karte in die Uhr? Alexander Ganz einfach: Zu Beginn der Vorstellung erbat ich mir von den Anwesenden einige Uhren, von denen eine ausgewählt wurde, um damit das Erste auszuführen - du erinnerst dich? Die übrigen blieben auf dem etwas vertieften Teebrett, da auf dem Tisch liegen. Die große, ziemlich massive Uhr des Herrn Heine brachte mich eben durch ihre Größe auf den Gedanken, sie für später zu präparieren. August Ja das war ein Klotz! Alexander Während die Aufmerksamkeit der Anwesenden von dem auszuführenden Trick in Anspruch genommen war, gelang es mir, vermittelst eines in der Nähe der übrigen Uhren liegenden Taschentuches, dessen ich zur Zeit ebenfalls bedurfte, wie du dich erinnern kannst, die Uhr Heines auf einen Augenblick hinter einen auf einem Tische stehenden kleinen Schirm zu bringen, sie rasch zu öffnen und die betreffende Karte zusammengefaltet hineinzulegen. Auf gleichem Wege wurde sie als dann den übrigen Uhren wieder zugestellt. Wohlweislich führte ich das erwähnte Stück erst gegen Ende der Vorstellung aus, damit der Umstand, dass die Uhr auf einige Minuten in meinen Händen gewesen war, nicht mehr zur Beachtung kam, was um so mehr der Fall war, als diese allem Anschein nach vor aller Augen auf dem Nebentische gelegen hatte. August Das ist ja großartig! Also direkt vor ihren Augen. Alexander Aber ich habs dir ja schon gesagt - die Essenz eines jeden Zaubertricks: sie haben eben nicht richtig hingesehen.