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Noch so’n Coming-Out-Drama? ‑ Review Love, Simon

Wenn seit Jahresbeginn ein LGBT-Film für Aufsehen sorgte, dann eindeutig Love, Simon: Ob der Film dem Hype gerecht wird, erfahrt ihr hier.
| Hardy Monse |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Hardy vor einem PappaufstellerHardy Monse

Hardy auf der Vorpremiere in Düsseldorf.

Wenn seit Jahresbeginn ein LGBT-Film für Aufsehen sorgte, dann eindeutig Love, Simon: Schon jetzt ist es der zweiterfolgreichste Genretitel seit 2010 und das, obwohl der Kinostart in 18 Ländern noch bevorsteht. Auch in Deutschland kommt dieser erst am 24. Juni in die Kinos, ich konnte aber schon zur Preview. Wird Love, Simon dem Hype gerecht?

Homosexualität war gesellschaftlich noch nie so akzeptiert wie heutzutage. Trotzdem kann ein Coming Out immer noch schwierig sein, selbst in einem toleranten Umfeld. Schließlich hat man die eigenen Gefühle davor immer verheimlicht und ein Stück weit vorgegeben, jemand anderes zu sein. Und man hat vor allem Angst davor, dass danach alles anders werden würde. Genau in der Situation ist auch Protagonist Simon, der Angst davor hat, nicht mehr als der gleiche Mensch wahrgenommen zu werden.

Als der Trailer vor ein paar Monaten herauskam, war mir gleich klar, dass ich den Film sehen muss, denn auch ich hatte früher Angst vor meinem Coming Out. Aber auch Zweifel kamen auf, denn gute LGBT-Filme aus Hollywood sind rar. Und die, die tatsächlich gut sind, sind oft sehr, sehr traurig, wie etwa Brokeback Mountain. Genau das schien hier anders: Trotz des absehbaren Dramas fehlte der Humor nicht. Ich befürchtete schon, der Film könnte etwas zu albern sein, hier kann aber Entwarnung gegeben werden. Der Trailer zeigt ganz gut, dass es halt ein typischer Coming-of-Age-Film ist, mit allen Stärken und Schwächen.

 

 

Love, Simon ist eine romantische Komödie über einen 17-jährigen Highschool-Schüler namens – logisch – Simon, gespielt von Nick Robinson (The Flash, Die fünfte Welle). Simon lebt in einer Klischeevorzeigefamilie, hat in der Schule keine wirklichen Probleme und erhält mit großem Aufwand seine Heterofassade aufrecht. Als er im Schulblog von einem weiteren ungeouteten Schwulen an seiner Schule erfährt, beginnen beide, anonym miteinander zu schreiben und sich auszutauschen. In dem Moment, in dem ein Mitschüler von Simon seinen Mailaccount einsehen kann, beginnt das Drama erst so richtig.

Die Handlung baut sich schnell auf, sodass keine Langeweile entsteht. Im Gegensatz zu manch anderem Coming-Out-Drama ist Simon auch schon zu Beginn des Filmes klar, dass er sich eindeutig nicht zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt. Dennoch ist diese an sich im Großen und Ganzen nicht überraschend, wartet an mancher Stelle aber dann doch mit der einen oder anderen Überraschung auf. Trotz der an sich ernsthaften Thematik versprüht Love, Simon eine angenehme Leichtigkeit, durch die man sich diesen Film auch mitten in der Klausurenphase gut ansehen könnte, ohne dass dieser dabei in die Stumpfheit abdriftet. Insgesamt wird die Handlung sowohl der Unbeschwertheit eines Jugendfilmes als auch der Ernsthaftigkeit der Thematik durchaus gerecht.

Den Cast kennt man teilweise schon aus der einen oder anderen Produktion, etwa Katherine Langford oder Miles Heizer aus Tote Mädchen lügen nicht. Ihren Rollen konnten alle gerecht werden und diese überzeugend darstellen. Dabei gelang es ihnen auch, sehr berührende Szenen zu schaffen, die mich dann doch an der einen oder anderen Stelle mit den Tränen kämpfen ließen. Insbesondere Nick Robinson, der Schauspieler von Simon, macht einen richtig guten Job, aber wie gesagt gilt dies auch für die restliche Besetzung. Die deutsche Synchro war allerdings, wenn überhaupt, gerade mal durchschnittlich und hat für mich die Gesamtqualität ein Stück weit geschmälert. Auch der englische Trailer überzeugte mich mehr als der deutsche.

Doch worum geht es in dem Film überhaupt? In erster Linie natürlich um die Sexualität von Simon, eigentlich aber auch um die üblichen Jugendthemen: Selbstakzeptanz, Gefühlschaos, Freundschaft, richtig dumme Entscheidungen und natürlich auch die erste große Liebe. Wer romantische Filme, Highschoolkomödien oder einfach Filme, aus denen man mit einem guten Bauchgefühl wieder herausgeht, mag, wird hier gut bedient. Auch, wenn ein Kinobesuch hier kein Muss ist, kann ich diesen trotzdem empfehlen. Und wer keine 8,50€ dafür ausgeben möchte, kann natürlich auch die paar Monate bis zur DVD/VoD-Veröffentlichung abwarten.

8/10

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Hardy Monse

...studiert Kommunikationswissenschaft und interessiert sich für Medien, nicht aber für Vorlesungen. Liebt elektronische Musik, Kichererbsenburger, Lamas und Couponing. Sollte niemals zu ernst genommen werden, da er zu Zynismus tendiert und ernst meint, was er sagt. Versucht aber, ein ganz Lieber zu sein.

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