Buch-Tipp: Das neue Buch Genesis
Was definiert einen Menschen und was unterscheidet ihn von einer Maschine? Kann ein Staat, der auf Angst und Totalität gebaut […]
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Was definiert einen Menschen und was unterscheidet ihn von einer Maschine? Kann ein Staat, der auf Angst und Totalität gebaut ist überleben und was wäre der Preis für den besten Staat, den man sich vorstellen kann? Mit diesen Fragen und vielen weiteren beschäftigt sich der szenische Roman „Das neue Buch Genesis“ von Bernhard Beckett und liefert neben einer spannenden Geschichte viele Denkanstöße und ein wahnsinnig tolles Ende.Bernhard Beckett, der Autor des Romans, wurde 1967 geboren und gilt als einer der bekanntesten Autoren Neuseelands. Er veröffentlichte bisher über 8 Romane, von denen die meisten mit dem wichtigsten Literaturpreis des Landes ausgezeichnet wurden. „Das Buch Genesis“ erschien 2011 als Jugendbuch auch in Deutschland – aber handelt es sich wirklich um ein Jugendbuch? Eher nicht, denn erstaunlicherweise ist der Roman über weite Strecken gar keiner. Aber zuerst zur Handlung:
Die Handlung
Die junge Anaximander hat ihren großen Tag. Sie möchte in die Akademie aufgenommen werden und nur noch ein fünfstündiger Test trennt sie von diesem Ziel. Um die drei Prüfer zu beeindrucken hat sie sich die bedeutendste Geschichte ihrer Zeit vorgenommen. Sie beschäftigt sich mit Adam Forde, einem Rebellen, der den utopischen Staat erst möglich machte. Sie kennt das Leben, die Beweggründe und die Gefühle des jungen Adam so genau, wie ihr eigenes Leben und ist zuversichtlich den Test zu bestehen. Doch je mehr sich ihr Vortrag ausbreitet, desto stärker wird das Gefühl, dass Adam nicht der war, für den ihn alle halten.
Bewertung
Im Grunde spielt sich das ganze Buch in einem Dialog zwischen Anax (Anaximander) und einem Prüfer ab. Dabei wechseln sich die erzählenden Passagen über Adams Leben, mit den szenischen Stellen ab, in denen Anax von Zweifeln beschlichen und von den Prüfern in die Enge gedrängt wird. Im Laufe der Handlung entspinnt sich ein Gespräch über Ethik, Staatsphilosophie, künstliche Intelligenz und den Wert des Lebens. Das Ganze wird jedoch so geschickt in die Geschichte eingeflochten und spannend verpackt, sodass es einem nicht wie eine Philosophiestunde erscheint, sondern wie eine spannende Dokumentation über das Scheitern eines Staates. Diese Art der Erzählform macht den Roman so einzigartig und intelligent.
Außerdem spielt der Autor geschickt mit philosophischen Themen und Anspielungen. So tragen alle Beteiligten der Geschichte Namen von Philosophien (Anaximander, Sokrates, Perikles, Aristoteles etc.) und im Vorwort heißt es sogar:
„Platon trifft Robotik“
in Anlehnung auf den Dialogstil des Buches. Das Erstaunlichste ist jedoch, ohne viel vorweg nehmen zu wollen, der Twist am Ende des Romans, der die gesamte vorherige Handlung infrage stellt.
Wer nach dieser Zusammenfassung glaubt, es handle sich um ein rein philosophisches und langweiliges Buch, der liegt falsch. Der Inhalt ist nur schwer zu bestimmen ohne die Spannung zu nehmen, doch wenn man einmal begonnen hat zu lesen, in die Welt von Adam einzutauchen und gewillt ist an den Gedankenexperimenten teilzuhaben (zum Beispiel „Das chinesische Zimmer„), den erwartet eine außergewöhnliche Lektüre, nach der man meint, der Roman hätte ruhig das fünffache seiner 170 Seiten betragen können. Klare Leseempfehlung!
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Quellen: http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesisches_Zimmer
Titelbild: http://bucharrest.files.wordpress.com/2012/08/dsc00265.jpg
https://de.wikipedia.org
Beckett, Bernard: Das neue Buch Genesis. Script 5 (2011).
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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