Gesellschaft und Lifestyle / Kultur und Medien
Allerhand Löffelgeschichte(n)
Eine ungewöhnliche Ausstellung
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
In letzter Zeit haben eine ganze Menge Promis den Löffel abgegeben. Nein, ich spreche hier nicht von all den Schauspielern und Musikern, die 2016 verstarben, sondern von Löffeln im wahrsten Sinne des Wortes.
Stell dir vor, du müsstest Suppe oder Müsli ohne Löffel essen? Da erscheint das Esswerkzeug doch gleich in einem anderen Licht. Eine schräge Aktion rund um das Thema „Löffel“ macht in Münster aktuell auf Armut und die Situation von Obdachlosen aufmerksam. Initiiert vom Straßenmagazin „draußen!“ wurde dazu aufgerufen, ganz real einen Löffel abzugeben. Was sind die Hintergründe der Aktion? Und warum gerade Löffel?
Das draußen!-Magazin wurde 1994 gegründet und erscheint monatlich. Dabei werden aktuelle politische, sozialkritische und sonstige Themen aufgegriffen und in den Mittelpunkt alle Menschen gestellt, die in der Gesellschaft zu kurz kommen oder ungerecht behandelt werden. Aber die draußen! ist inzwischen viel mehr als nur ein Straßenmagazin. Ein Jahr nach der Gründung des Magazins wurde auch ein gemeinnütziger Verein ins Leben gerufen, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Wohnungs- und Arbeitslosen durch den Verkauf der Hefte eine Einnahmequelle und einen Weg zurück in ein normales Leben zu ermöglichen. Die teilweise ehrenamtlichen MitarbeiterInnen der Redaktion unterstützen außerdem im Umgang mit Behörden und helfen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche, sowie persönlichen Problemen.
Kommen wir zurück zu unserer Eingangsfrage: Warum Löffel?
2013 wurde die Aktion „Gib den Löffel ab“ ins Leben gerufen. Der Hintergrund ist, dass zu den Grundbedürfnissen eines Menschen täglich eine warme Mahlzeit gehört und viele Menschen diese Mahlzeit nicht bekommen. Probleme wie geringe Renten, Niedriglöhne, Jobverluste etc. führen dazu, dass ihnen dieses grundsätzliche Lebensbedürfnis verwehrt wird. Zwar gibt es Essenausgaben, aber diese sind überlastet. Daher lautet der Traum der draußen!-Redaktion: Allen 60-80 Verkäufern des Magazins täglich eine warme Mahlzeit bereitzustellen. Das kostet natürlich eine Menge Geld und daher ist man auf Hilfe angewiesen, die in diesem Fall auf interessante Art geleistet wird. Symbolisch soll ein Löffel zusammen mit einer Spende abgegeben werden, um damit mindestens einem Menschen eine warme Mahlzeit zu ermöglichen. Über 1000 Löffel kamen so zusammen – natürlich immer verbunden mit der Geldspende. Löffel für Löffel stapelten sich in der Redaktion und eine beachtliche Sammlung an Essgeräten kam zusammen: Moderne Löffel, historische Löffel, internationale Löffel. Auch die oben bereits erwähnten Löffel von Prominenten wie Udo Lindenberg, Nina Hagen oder Uri Geller gehören dazu, natürlich immer mit Autogramm.
Alles in allem ein voller Erfolg. Die Spendenaktion findet ihren Höhepunkt aktuell in der Ausstellung „Löffelgeschichte(n) für das Straßenmagazin draußen!“ im Stadtmuseum Münster, in der alle Löffel ausgestellt werden und in deren Verlauf die Besonderen- und die Prominentenlöffel zu Gunsten des Straßenmagazins versteigert werden. Zusätzlich erfahren die Besucherinnen und Besucher allerlei Wissenswertes über die Kulturgeschichte des Löffels und viele persönliche Löffelgeschichten. Löffelkunstwerke – aus und mit Löffeln – gehören ebenso zu dem Sammelsurium, wie auch die Fotografien, die der Fotograf Andreas Löchte von den prominenten „Löffelspendern“ anfertigte.
Wir finden, „Gib den Löffel ab“ ist eine schöne Aktion, die man unterstützen sollte. Vielleicht seid auch ihr neugierig geworden. Die Ausstellung läuft noch bis zum 2. Oktober 2016 und der Eintritt ist kostenlos. Die Auktion findet am 24. September 2016 statt.
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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