#filmisnotdead: Wie alte Fotoapparate plötzlich wieder zum Trend werden
Die Kameraindustrie kämpft schon seit längerem ums Überleben. Der Grund dafür liegt im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand. […]
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Die Kameraindustrie kämpft schon seit längerem ums Überleben. Der Grund dafür liegt im wahrsten Sinne des Wortes in der Hand. Denn genau ein Jahr nachdem Apple 2007 das erste iPhone präsentiert, beginnen die Verkaufszahlen von Kompaktkameras drastisch zu sinken.
Auch bis heute, fast 15 Jahre später, erlebt die Industrie keinen revolutionären Aufschwung. Durch unsere Smartphones existiert kaum noch ein Bedarf für digitale Kameras. Unser Handy ist zum Alleskönner geworden und verkörpert Telefon, Mp3-Player und Digitalkamera in einem. Natürlich gibt es noch die Hobby- und Profifotografierenden, die relativ regelmäßig stolze Summen in den Kauf digitaler oder analoger Kameras investieren, allerdings gehören sie definitiv zur Minderheit.
Genau dies scheint sich aktuell jedoch zu ändern, denn immer mehr junge Menschen kaufen plötzlich alte Kameras. Vor allem Analogkameras sind zum neuen Trendobjekt geworden. Verantwortlich für die Welle der Begeisterung sind mehrere Faktoren. Einerseits sorgt der anhaltende Retro-Trend bei den jungen Erwachsenen und Teenagern für das zunehmende Interesse am Kauf alter Technologien. Andererseits geht es den neuen Fotografierenden vor allem darum, ihre analog geschossenen Bilder hinterher digital in den sozialen Medien zu veröffentlichen, um sich mit ihren Fotografien im Vintage-Stil von der breiten Masse abzuheben. Apps, welche die mit dem Smartphone aufgenommenen Bilder so aussehen lassen als wären sie aus einer vergangenen Zeit, sind für viele nicht mehr zufriedenstellend. Einflussreiche Stars wie der Sänger Frank Ocean und das Model Kendall Jenner posten auf Instagram ihre Filmfotografien und determinieren so für die jüngere Generation, was in puncto Selbstdarstellung und Dokumentation der eigenen Umwelt gerade cool und angesagt ist.
Warum die alten Modelle faszinieren
Mit der analogen Kompakt- oder Sofortbildkamera werden einmalige Momente auf Film festgehalten, die im Vergleich zu den Smartphone-Fotos im Nachhinein nicht mehr verändert oder bearbeitet werden können. Bei einer Sofortbildkamera ist das geschossene Foto direkt verfügbar und kann ohne große Mühe unmittelbar an die Fotowand oder an den Kühlschrank gehängt werden. Das eigentliche Schießen des Fotos gerät somit wieder in den Vordergrund. Als Fotograf*in ist man beispielsweise neugierig, ob das gemachte Foto denn gelungen ist. Da bei der Filmrolle ein Maximum an Fotos festgelegt ist, werden meist nicht, wie beim Smartphone, unzählig viele Bilder geschossen, die ein und denselben Moment abbilden. Die älteren Kompaktkameras sind zudem oftmals auch sehr einfach zu bedienen und ermöglichen den Digital Natives, also uns Menschen, die in die digitale Welt hineingeboren wurden, einen spielerischen Umgang mit der Fotografie. Für die jüngere Generation wird das eigentlich Alte so zu etwas ganz Neuem.
Was Analog-Neulinge wissen müssen
Wer sich jetzt auch eine alte analoge Kompaktkamera zulegen möchte, sollte vorab über einige Dinge informiert sein. Fotografischer Film wird zum Beispiel immer teurer. Die Analogfotografie ist somit kein billiges Hobby. Allein beim Kauf einer guten Analogkamera wird man unter 100 Euro selten fündig. Die Anzahl an Kameras ist nämlich begrenzt, da sie zum größten Teil gar nicht mehr hergestellt werden. Auch die Anschaffung und Entwicklung des Films können hochpreisig und herausfordernd sein. Da viele Fotografierende um weitere Preiserhöhungen besorgt sind und gleichzeitig auch vom aufkommenden Trend Wind bekommen haben, kaufen einige von ihnen in diversen Drogeriemärkten das ganze Sortiment an Farbfilm auf, um es dann bei sich zu Hause zu bunkern. Außerdem beansprucht die Filmentwicklung viel Geduld, denn aufgrund der durchschnittlich immer noch eher geringen Nachfrage sammeln die Filmlabore die abgegebenen Filmrollen erst, damit sich der Aufwand bei der Entwicklung für sie lohnt. Dies bedeutet, dass man schon mal mehrere Wochen auf seine Fotos warten darf. Das Selbstentwickeln wird deswegen auch zu einer immer beliebteren Alternative. Mit Express-Systemen für zuhause kann das analoge Foto bis zum Negativ selbst entwickelt und dann digitalisiert werden, wobei kein Papierabzug entsteht.
Fotografieexpert*innen sind sich demnach einig: der Trend bleibt erst einmal bestehen. Die Nachfrage nach gebrauchten Analogkameras ist extrem hoch und die Kamera- und Filmindustrie erfährt durch die neuen Retro-Fans wieder zunehmend Unterstützung. Wer sich erst einmal ausprobieren möchte, bevor sie oder er in den Kauf einer analogen Kompaktkamera investiert, kann auch vorerst auf Einwegkameras zurückgreifen. Diese sind zwar äußerst umweltfeindlich, da sie nach abgeschlossener Filmentwicklung nicht mehr zu gebrauchen sind, bieten Interessierten aber erste kostengünstige Berührungspunkte mit der Analogfotografie.
Mehr zum Thema, warum Altes wieder modern wird, findet ihr in Robins Artikelserie „Retro – Die Renaissance alter Zeiten“: https://seitenwaelzer.de/retro-die-renaissance-lebhafter-zeiten
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Lena Müller
In meiner Freizeit habe ich immer entweder einen Kochlöffel oder ein gutes Buch in der Hand. Dank meiner Vergesslichkeit kann ich mir auf Dauer eigentlich nur Songtexte und die Bedienung meiner Kaffeemaschine merken. Aktuell studiere ich Kommunikationswissenschaft in Münster.
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