Kino & Serie / Kultur und Medien
Kinokritik: Who am I – Kein System ist sicher
Deutsche Filme haben ja den Ruf, dass sie entweder Komödien oder Historienfilme sind, wenn es sich nicht gerade um eher schlechte als rechte Fernsehkrimis handelt. In den letzten Jahren hat sich dieses Image allerdings gewandelt. Genrefilme von Deutschen erobern den Markt und diese fahren ganz andere Geschütze auf, als der übliche Fernseh-Tatort.
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Deutsche Filme haben ja den Ruf, dass sie entweder Komödien oder Historienfilme sind, wenn es sich nicht gerade um eher schlechte als rechte Fernsehkrimis handelt. In den letzten Jahren hat sich dieses Image allerdings gewandelt. Genrefilme von Deutschen erobern den Markt und diese fahren ganz andere Geschütze auf, als der übliche Fernseh-Tatort.
Schon von der ersten Minute weiß der Thriller zu überzeugen. Wir werden sofort in die Handlung hineingeworfen und von einer ungewöhnlichen Erzählstruktur überrascht: Der spielt in Rückblenden. Einem kurzen Intro folgt ein wahnsinnig gut animierter Vorspann, der aus den Vollen der 3D-Animation schöpft und den man sonst eher von amerikanischen Blockbustern wie „The Avengers“ gewohnt ist. Wo ist man da nur gelandet? Um das zu beantworten, erst einige Worte zur Story:
Es geht um Benjamin Engel, einen verschüchterten Computer-Nerd, der bei einem Pizzadienst arbeitet. Als er eines Tages ein Mädchen beeindrucken möchte, hackt er sich in die Rechner der Universität und wird prompt geschnappt und zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Hier trifft er auf Max, der ihn einer Gruppe von Hackern vorstellt, denen er sich nach kurzer Zeit auch anschließt. Immer größer werden die Hacks der Gruppe und dabei gehen sie immer waghalsiger vor, bis aus diesem Spiel eines Tages blutiger Ernst wird, als sie plötzlich unter Mordverdacht stehen und ganz oben auf der Fahndungsliste von Interpol zu finden sind.
Genau genommen wäre dieser Film, würde es sich um eine Hollywood-Produktion handeln vielleicht gerade einmal im Durchschnitt des Kinoprogramms, doch als deutscher Film sticht er eindeutig heraus und ist hierzulande große Klasse. Die Erzählform, die Story, die Coups der Hackerbande, eine Fahrt mit dem Porsche über nächtliche Autobahnen oder der wilde und psychedelische Schnitt, sie alle sieht man sonst nicht und es ist schön zu sehen, dass deutsche Filme diesen Anspruch (z.B. an den Schnitt) haben können. Im Großen und Ganzen ist der Film unterhaltsam und auch durchaus sehenswert, der Twist am Ende des Filmes ist jedoch relativ früh absehbar und hier merkt man ganz deutlich, dass sich die Macher des Thrillers an bekannten amerikanischen Vorbildern orientierten.
Fazit:
Ein Meisterwerk ist „Who am I“ nicht, doch wer einen guten und unterhaltsamen Hacker-Thriller erwartet, wird nicht enttäuscht – meine Erwartungen wurde sogar noch übertroffen, da deutsche Filme normalerweise bei Weitem nicht das Niveau aufweisen, welches Who am I an den Tag legt. Ich hoffe, dass diese Entwicklung anhält und auch Deutschland in der Filmlandschaft wieder Fuß fassen kann, nachdem es seit der großen deutschen Kinozeit von „Nosferatu“ oder „Metropolis“ lange Jahre still war. Monster-Produktionen wie „Cloud Atlas“, oder Genrestreifen wie „Wir sind die Nacht“, als „Stereo“ (letzteren habe ich leider selbst noch nicht gesehen) weisen in die richtige Richtung. Aber genug der Worte; mit einer Empfehlung für „Who Am I“, welcher 106 Minuten dauert und ab 12 Jahren freigegeben ist, schließe ich diesen Essay jetzt auch ab.
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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