Kino & Serie / Kultur und Medien
Kinokritik: Reality
Eine geheimnisvolle Videokassette in den Innereien eines Wildschweines, die Suche nach dem perfekten Schrei, eine nicht existente Krankheit, und ein junges Mädchen mit Namen "Reality". Wie all das zusammen in einen Film passt, zeigt der französische Regisseur Quentin Dupieux in seinem neusten Streich mit dem Titel „Reality“.
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Eine geheimnisvolle Videokassette in den Innereien eines Wildschweines, die Suche nach dem perfekten Schrei, eine nicht existente Krankheit, und ein junges Mädchen mit Namen „Reality“. Wie all das zusammen in einen Film passt, zeigt der französische Regisseur Quentin Dupieux in seinem neusten Streich mit dem Titel „Reality“.
Ich hatte das Glück, diesen Film im Rahmen des Filmfestivals in Münster zu sehen, da er in Deutschland nicht in den Kinos lief. Leider muss wohl ein kleiner Fehler bei der Vorstellung passiert sein, denn der Film wurde nicht, wie angekündigt, mit Untertiteln gezeigt. Die englischen Teile des Originals waren gut verständlich, doch leider war etwa ein Drittel des Streifens komplett auf Französisch, sodass die sowieso schon verworrene Handlung noch deutlich schräger anzusehen war.
Handlung
Es geht um einen Kameramann, der bei einer ewig gleichen Kochshow arbeitet und eine Idee für einen Film hat. Diese möchte er mit der Hilfe eines Produzenten umsetzen, wozu sich dieser auch bereit erklärt – jedoch nur unter der Bedingung, dass der Kameramann ihm den perfekten Schrei als Soundeffekt liefere. Verwoben wird diese Handlung mit diversen weiteren Strängen, die teils als Träume, Filme, Visionen oder Ideen verschachtelt gezeigt werden (Inception lässt grüßen).
Man muss wissen, worauf man sich einlässt
Durch die, zugegeben nicht ganz einfache Art einer Handlung, nach der man als Zuschauer völlig allein gelassen wird, ist der Film nicht einfach zu verstehen. Dies mag einer der Gründe gewesen sein, neben dem kleinen Sprachproblem, warum knapp die Hälfte der Besucher vorzeitig aus dem Kino gegangen sind – ganz zu Unrecht, wie ich finde. Aber man muss wissen, worauf man sich bei Quentin Dupieux einlässt. Sein erster Film „Rubber“, der in Independent-Kreisen hochgelobt wird, beginnt mit einem Monolog zu dem Thema „Pure Willkür im Film“. Dieses Motiv zieht sich durch das gesamte Werk des Franzosen und war in „Wrong“ aus dem Jahr 2013 besonders prominent. Man muss nicht immer alles verstehen, was in den Filmen vor sich geht und ebenso kann man sich am Ende doch vieles zusammenreimen und hat Raum für Interpretationsmöglichkeiten. Akzeptiert man diese Prämisse, so steht einem herrlich schrägen und verrückten, sogar oft zum Nachdenken anregenden Filmerlebnis nichts mehr im Wege, das durch gute Schauspieler glänzt und auch einen interessanten Soundtrack in petto hat.
Fazit
Zwar kommt für mich „Reality“ nicht ganz an „Rubber“ oder „Wrong“ heran, denn dafür fehlten einfach die richtig skurrilen Einfälle und Ideen, dennoch ist er als Vertreter des seltsamen oder absurden Kinos ein glänzendes Paradebeispiel. Ich bin gespannt, was wir von Dupieux in Zukunft noch zu erwarten haben, der sich in den letzten Jahren immer mehr als Regisseur mit seiner eigenen Fangemeinde etablierte. Und um es mal mit dem ersten Satz aus dem Film „Rubber“ zu sagen: „Der folgende Film ist eine Hommage an die reine Willkür“.
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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