Kino & Serie / Kultur und Medien

Kinokritik: Reality

Eine geheimnisvolle Videokassette in den Innereien eines Wildschweines, die Suche nach dem perfekten Schrei, eine nicht existente Krankheit, und ein junges Mädchen mit Namen "Reality". Wie all das zusammen in einen Film passt, zeigt der französische Regisseur Quentin Dupieux in seinem neusten Streich mit dem Titel „Reality“.
| Robin Thier |

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

verändert nach ©Reality | IFC Films

Eine geheimnisvolle Videokassette in den Innereien eines Wildschweines, die Suche nach dem perfekten Schrei, eine nicht existente Krankheit, und ein junges Mädchen mit Namen „Reality“. Wie all das zusammen in einen Film passt, zeigt der französische Regisseur Quentin Dupieux in seinem neusten Streich mit dem Titel „Reality“.

Ich hatte das Glück, diesen Film im Rahmen des Filmfestivals in Münster zu sehen, da er in Deutschland nicht in den Kinos lief. Leider muss wohl ein kleiner Fehler bei der Vorstellung passiert sein, denn der Film wurde nicht, wie angekündigt, mit Untertiteln gezeigt. Die englischen Teile des Originals waren gut verständlich, doch leider war etwa ein Drittel des Streifens komplett auf Französisch, sodass die sowieso schon verworrene Handlung noch deutlich schräger anzusehen war.

Handlung

Es geht um einen Kameramann, der bei einer ewig gleichen Kochshow arbeitet und eine Idee für einen Film hat. Diese möchte er mit der Hilfe eines Produzenten umsetzen, wozu sich dieser auch bereit erklärt – jedoch nur unter der Bedingung, dass der Kameramann ihm den perfekten Schrei als Soundeffekt liefere. Verwoben wird diese Handlung mit diversen weiteren Strängen, die teils als Träume, Filme, Visionen oder Ideen verschachtelt gezeigt werden (Inception lässt grüßen).

Man muss wissen, worauf man sich einlässt

Durch die, zugegeben nicht ganz einfache Art einer Handlung, nach der man als Zuschauer völlig allein gelassen wird, ist der Film nicht einfach zu verstehen. Dies mag einer der Gründe gewesen sein, neben dem kleinen Sprachproblem, warum knapp die Hälfte der Besucher vorzeitig aus dem Kino gegangen sind – ganz zu Unrecht, wie ich finde. Aber man muss wissen, worauf man sich bei Quentin Dupieux einlässt. Sein erster Film „Rubber“, der in Independent-Kreisen hochgelobt wird, beginnt mit einem Monolog zu dem Thema „Pure Willkür im Film“. Dieses Motiv zieht sich durch das gesamte Werk des Franzosen und war in „Wrong“ aus dem Jahr 2013 besonders prominent. Man muss nicht immer alles verstehen, was in den Filmen vor sich geht und ebenso kann man sich am Ende doch vieles zusammenreimen und hat Raum für Interpretationsmöglichkeiten. Akzeptiert man diese Prämisse, so steht einem herrlich schrägen und verrückten, sogar oft zum Nachdenken anregenden Filmerlebnis nichts mehr im Wege, das durch gute Schauspieler glänzt und auch einen interessanten Soundtrack in petto hat.

Fazit

Zwar kommt für mich „Reality“ nicht ganz an „Rubber“ oder „Wrong“ heran, denn dafür fehlten einfach die richtig skurrilen Einfälle und Ideen, dennoch ist er als Vertreter des seltsamen oder absurden Kinos ein glänzendes Paradebeispiel. Ich bin gespannt, was wir von Dupieux in Zukunft noch zu erwarten haben, der sich in den letzten Jahren immer mehr als Regisseur mit seiner eigenen Fangemeinde etablierte. Und um es mal mit dem ersten Satz aus dem Film „Rubber“ zu sagen: „Der folgende Film ist eine Hommage an die reine Willkür“.

 

Reality / Réalité (2015) - Trailer English Subs

Unterstützen

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.



Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:

Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

Sandra Hein | seitenwaelzer.de

Tatsächlich gelesen: Paddington Bear (Michael Bond)

Bild zeigt Luca auf der BühneDavid Hinkel

„Wenn ich’s jetzt nicht probiere, dann nie“ – Stand-Up-Comedian Luca Jonjic im Interview

Inga Nelges | seitenwaelzer.de

Vom männlichen und weiblichen Blick – Ein Gang durch die „Nudes“-Ausstellung des LWL-Museums in Münster

Sandra Hein

Tatsächlich gelesen: The Wonderful Wizard of Oz (L. Frank Baum)

Tags:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Wir benutzen Cookies, mit der Nutzung unserer Webseite erklärst du dich damit einverstanden. Hier gibt's weitere Infos.