Gesellschaft und Lifestyle / Musik
DunkleSeiten: Doom Metal
Das Langsamste, was der Metal zu bieten hat
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Wie immer versuchen wir euch in dieser Rubrik näher zu bringen, was zum Engel diese komischen Metall-Leute da machen.
Dieses Mal geht es um eine der unbekannteren, aber dennoch leicht verdaulichen Kategorien: Doom Metal.
Wenn man an Metal denkt, fallen einem zuerst hektische, schnelle Songs ein. Doom Metal ist das genaue Gegenteil: Langsame, schleppende Riffs mit getragenem Gesang oder Growling. Oft kommen Keyboards oder Chöre zum Einsatz.
– Candlemass – At the Gallows End –
Die Themen sind, wie dieses Zitat zeigt, angemessen friedhofsnah: Es geht um Tod und – wie der Name sagt – Verderben, Trauer und Verlust oder mythische Dramen. Je nach Band werden zum Beispiel biblische Kontexte, persönliche Dramen oder auch ein maritimes Ambiente gewählt. Mehr dazu gibt es aber erst später, wenn es an die – in meinen Ohren – wichtigsten Vertreter geht.
Entwickelt hat sich der Doom Metal in den 1980er Jahren auf Grundlage der frühen Lieder von Black Sabbath. Aufbauend auf den langsamen Riffs von Tony Iommi und dem klagenden Gesang von Ozzy Osbourne, bildeten sich schon in den Siebzigern einige kurzlebige und kommerziell wenig erfolgreiche Bands. Diese beeinflussten dann wiederum die Welle von Doom-Metal-Bands der Achtziger, dem Jahrzehnt des Doom. Heute gibt es nach zwanzig Jahren, in denen wenig passierte, wieder einige gute Bands aus der Richtung, die neues Leben und neue Akzente in dieses unterschätzte Subgenre bringen.
Neben Black Sabbath ist Saint Vitus eine der wichtigsten Doom-Metal-Bands. Mit ihren typisch schleppenden Riffs und dem lang gezogenen, klagenden Gesang haben sie viele spätere Bands beeinflusst. Wer auf klassischen Hard Rock steht, wird mit diesem frühen Doom glücklich werden.
Eine der Bands, die so beeinflusst wurden, war Count Raven. Besonders mit ihrem aktuellen Album “Mammons War” klingen sie wie ganz früher Doom Metal – stimmlich sogar wie Black Sabbath. Hier merkt man, dass der Doom ganz und gar nicht tot ist, obwohl so häufig vom Sterben gesungen wird.
Candlemass ist das letzte Urgestein, das ich hier vorstellen werde. Als Begründer des Epic Doom Metal sind sie stilprägend für viele weitere Bands. Ihr Debüt “Epicus Doomicus Metallicus” wird von manchen sogar als namensgebend für das gesamte Genre angesehen. Besonders die ikonische Stimme von Messiah Marcolin auf den Alben der späten 1980er und frühen 2000er Jahre macht dieses epische Klangensemble unvergesslich. Live sind Candlemass – auch mit dem aktuellen Sänger Mats Levén – ein Hochgenuss. Trotz, oder gerade wegen der Langsamkeit und dem getragenen Gesang, reißen sie einen mit: Candlemass – Live in Stockholm 2003.
https://www.youtube.com/watch?v=BO02j7DcG0A
Leif Eding, das Mastermind hinter Candlemass, zeichnet noch für einige weitere großartige Bands verantwortlich. Besonders hervorzuheben ist hier the Doomsday Kingdom, deren Debüt 2017 erschienen ist und die, obwohl sie Candlemass sehr ähneln, doch frischen Wind in den Doom Metal bringen.
Ein Neuling in der Szene ist Ahab. Mit ihrem Nautic Doom Metal betreten sie ein neues Themengebiet, das sie klanglich mit einer Mischung aus Growling und klarem sehr leisem, fast zögerlichem Gesang darstellen. Die Gitarren variieren zwischen leichten, geradezu schwebenden Klängen und schweren, über einem zusammenbrechenden Gitarrenbrettern. Trotz ihres Abwechslungsreichtums bleiben sowohl Langsamkeit als auch dramatische Stimmung erhalten.
Skepticism spielen die wohl langsamste und dunkelste Musik dieses Artikels. Ihr Funeral Doom Metal kommt ganz ohne klaren Gesang aus. Außerdem wird noch langsamer und monotoner gespielt als schon bei Ahab. Bei Skepticism steht nur noch die Atmosphäre im Vordergrund. Dass die Texte vom Tod und dem Verfall im Allgemeinen handeln, hört man auch ohne Englischkenntnisse oder Erfahrung mit gutturalem Gesang.
Falls ich euch für diese besonders langsame und melancholische Spielart des Metal begeistern konnte, findet ihr hier die meiner Meinung nach besten Alben des Doom Metal*:
Candlemass – Epicus Doomicus Metallicus
Noch nicht genug? In dieser Playlist findet ihr alle Songs aus dem Artikel. Für weitere Empfehlungen und Musiktipps von Michael und Tamara, folge den DunklenSeitenwaelzern einfach auf Spotify.
*Hinweis: Warum führen einige Verlinkungen der Titel zu einem Verkaufsangebot? Hierbei handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Solltet Ihr Euch entscheiden, diese zu nutzen und den Artikel auf diesem Weg zu erwerben, erhalten wir einen kleinen Teil des Gewinns. Auf diese Weise könnt Ihr uns in unserer Arbeit unterstützen. Um möglichen Irrtümern vorzubeugen, möchten wir diesen Vorgang klar propagieren und für unsere Leser so transparent wie möglich halten.
Unterstützen
Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.
Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:
Michael Cremann
Ist meist dort zu finden wo die laute Musik für andere klingt wie ein Autounfall. Wirbt Geld für den Guten Zweck ein oder gibt Führungen durch Münsters Ruine Nummer eins. Dazu wird noch getanzt und wenn dann noch Zeit ist, Geschichte und Archäologie studiert.
Bookstock-Festival für alle Buchliebhaberinnen und -liebhaber
Neu in Münster? – Die Hotspots, die man kennen sollte
Lese-Lust im Sommer – Empfehlungen der Redaktion
„Wenn ich’s jetzt nicht probiere, dann nie“ – Stand-Up-Comedian Luca Jonjic im Interview
Tags: ahabBlack SabbathCandlemassCount Ravendoomdoom metalDunkledunkle seitenDunkleSeitenEpicus Doomicus MetallicusGenreHarald Schmidtheavy metalKulturLangsamLebenLeif EdingMats LevénMessiah MarcolinMetalMusikOzzyOzzy OsbourneSaint VitusSchleppendSeitenSkepticismSubgenreThe Doomsday KingdomTippTodverderben