Reportage

Die Gurke nicht vergessen! Die Arbeitsbedingungen bei McDonalds

Ein Blick hinter die Kulissen des Fast-Food-Giganten
| David Neite |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Pexels | Pixabay

„Haben oder nicht haben. Als Student muss man auch mal schlechtere Arbeit annehmen. So schlimm ist das bestimmt gar nicht.“ So oder so ähnlich echoten irgendwo aufgefangene Phrasen in meinem Kopf, als ich – zugegeben ein wenig verzweifelt – den Aushilfsjob bei McDonalds annahm. Und obwohl meine Karriere bei der wohl größten Burger-Kette der Welt nach bereits drei Tagen beendet war, habe ich doch einen nicht unwesentlichen Blick hinter die Kulissen gewinnen können. Ich präsentiere hiermit eine Betrachtung der Arbeitsverhältnisse beim „Restaurant zur Güldenen Möwe“. Doch so viel vorweg genommen: Spaß hat das nicht wirklich gemacht.

Als Student Stunden im Fastfood-Restaurant verbringen – Wie kam ich zu diesem Traumjob?

Ich persönlich liebe es, bei Geschichten solcher oder ähnlicher Art etwas weiter auszuholen, entschuldigt also bitte meinen Startpunkt. Es begann vor einigen Monaten: Ich trat mein Studium in Paderborn an, verließ damit meine Heimatstadt und auch meinen bisherigen Aushilfsjob in Münster. Schnell stellte sich heraus: So interessant die Einführung in die Welt der Medien bereits zu Beginn des mindestens dreijährigen Studiums auch sein mag, sie ist alles andere als auslastend. Vor allem wenn man seinen Stundenplan so entspannt legt, wie es bei mir der Fall war.
Nach wenigen Wochen begann ich also, der zuvor doch immer so erwünschten Freizeit langsam überdrüssig zu werden. Irgendeine Nebenbeschäftigung musste her. Und da ich scheinbar nicht genügend Hobbys habe, um eine ganze Woche damit auszufüllen, begann ich letztlich mit der Arbeitssuche. Diese erwies sich als etwas ernüchternd, denn selbst wenn man bereit ist als Küchenhilfe oder im Supermarkt auszuhelfen – Paderborn ist voll von Studenten, von denen nicht wenige ebenfalls einen Job suchen. Nach unzähligen Bewerbungen und initiativen Anfragen, sowie einem äußerst peinlichen Vorstellungsgespräch bei einem Motorradbedarfshändler (noch nie zuvor war es mir gelungen, wirklich absolut jede Frage falsch zu beantworten), fühlte ich mich nicht nur an einen gewissen Auslandsaufenthalt auf unangenehme Weise erinnert, ich war auch kurz davor zu resignieren.
Doch es kam anders: Eines Tages erreichte mich unverhofft ein Anruf. Jemand reagierte tatsächlich auf meine Bewerbung! Dass es sich dabei um ein Fast-Food-„Restaurant“ mit nicht gerade lupenreinem Ruf handelte, war mir zunächst egal. Ich hatte wirklich ein Bewerbungsgespräch. Etwas zu euphorisch nahm ich das Angebot wahr und sagte zu, als Aushilfe in einer (stark frequentierten) Filiale im Norden der Stadt zu arbeiten. Über die Arbeitszeiten könne noch verhandelt werden, hieß es damals. Grundsätzlich aber gelte es vor allem am Wochenende zu arbeiten, um die Stammbelegschaft zu ersetzen. Das widersprach zwar meinem Vorsatz, möglichst jede Woche für zwei Tage in die Heimat zu fahren, um Freundin, Freunde und Familie zu besuchen, darüber wollte ich in dem Moment allerdings nicht nachdenken.

„Da kommen die kleinen Zwiebeln drauf!“ – Die harte Realität

Nachdem ich also wenige Tage später meine Unterlagen beisammen hatte, darunter das 25 Euro teure Gesundheitszeugnis, konnte ich endlich beginnen zu arbeiten.
Mein erster Arbeitstag war der Mittwoch eine Woche vor Weihnachten. Dass ich während der Weihnachtsfeiertage nicht arbeiten sollte, stellte sich als glücklicher Zufall heraus. An Silvester und Neujahr allerdings war ich eingeteilt, hätte also nicht wie geplant im Münsterland feiern können. Mit diesem negativ belastenden Gedanken im Hinterkopf trat ich also meinen Dienst an.
Erster Arbeitsbereich: Die Küche. Mehrere Stunden am Stück garnierte ich im Akkord Burger. Und so simpel das Angebot der Burger-Kette auch wirken mag, ab einer bestimmten Geschwindigkeit verwechselt man gerne mal „Big Mac, Big Tasty Bacon, McChicken, Chicken-, Cheese- oder Hamburger“ – zumal es fünf verschiedene Sorten Käse, kleine und große Zwiebeln, grob und klein geschnittenen Salat (sowie verschiedene Sorten) und eine schier unendliche Anzahl an verschiedenen Soßen gibt. Die auf den ersten Blick sehr simple Arbeit ist somit vor allem für Anfänger herausfordernder und anstrengender, als ich persönlich erwartet hatte.
Eine monotone und doch zutiefst verwirrende Schicht von fünf Stunden ging schließlich vorbei. Dass die pure Menge an verarbeitetem „Fleisch“ nach einiger Zeit außerdem eine leichte Übelkeit auslösen kann, muss ich angesichts des allgemeinen Wissens über die negativen Konsequenzen des Fleischkonsums wohl nicht erwähnen.
Bis zum nächsten Arbeitstag hatte ich einige Zeit, um das ganze Vorhaben genau zu überdenken. Und obwohl ich das Geld (so ein Mindestlohn ist schon sehr verlockend!) wirklich hätte gebrauchen können, traf ich aufgrund der doch sehr unangenehmen Arbeitszeiten und nicht zuletzt wegen der bereits beschriebenen eintönigen und dabei doch enorm stressigen Arbeit den Entschluss, das Arbeitsverhältnis vorzeitig zu beenden.

Fazit: Wer stressresistent und bereit ist, für einen nicht gerade zufriedenen stellenden Lohn zu arbeiten, kann sich gerne einmal als Aushilfe bei McDonalds versuchen. Dass es sich dabei allerdings nicht gerade um einen Traumjob handelt, dürfte auf der Hand liegen. Andererseits… Welcher Studentenjob ist das schon?

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