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Ungewöhnliche Berufe 4: Tatortreiniger

Es ist einer der heftigsten Berufe der Welt, der den Menschen alles abverlangt: Der Tatortreiniger. Der Tot gehört zum Leben […]
| Robin Thier |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

David von Diemar | Unsplash

Es ist einer der heftigsten Berufe der Welt, der den Menschen alles abverlangt: Der Tatortreiniger.
Der Tot gehört zum Leben dazu, schließlich stirbt jeder irgendwann einmal, doch wenn das nicht aus Altersschwäche oder einer Krankheit, sondern vielleicht als Opfer eines Verbrechens geschieht, dann kommen die Leute zum Einsatz, die man in Krimis nie sieht. Die Tatortreiniger.

Was macht ein Tatortreiniger?
Wie der Name schon vermuten lässt geht es bei der Arbeit eines Tatortreinigers darum Ort, an denen Menschen gestorben sind von Körperflüssigkeiten zu reinigen. Dabei muss es sich nicht immer um Morde handeln, denn es gibt in Deutschland „nur“ etwa 600 Morde pro Jahr. Auch Unfälle, Selbstmorde und Krankheiten sind Grund die Tatortreiniger zu rufen.

Ein Beispiel:
Gibt es einen Einsatz, läuft es meist folgendermaßen ab: Zunächst verschaffen sich die Reinigungsspezialisten einen Überblick über der Wohnung. Wo ist der Tote gestorben, wie muss gereinigt werden? Ist starker Insektenbefall vorhanden?
Mit einem Kaltnebelgerät versprühen sie nun Desinfektionsmittel. Es setzt sich in Nischen und Ritzen fest und tötet Viren und Bakterien ab. Die Desinfektion ist eine Vorsichtsmaßnahme, um die Räume gefahrenlos betreten zu können. Sie dient vor allem dem Schutz der Arbeiter. Eine halbe Stunde lang muss das Mittel einwirken, dann lüften die Männer die Wohnung – und erst dann können sie mit der eigentlichen Arbeit beginnen.
Anschließend wird der Bereich, wo die Leiche gelegen hat, intensiv gereinigt. Die Spezialisten verwenden ein Mittel zur Entseuchung. „Man kann nicht alles reinigen. Wurde der Leichnam im Bett gefunden, kann man es nur zerlegen und entsorgen. Alle Möbelstücke, die kontaminiert wurden, verstauen wir in spezielle, große Kunststoffsäcke“, erklärt ein Fachmann. Das ist oft Schwerstarbeit für die Reiniger.
Möbel, Tapeten, Teppiche, Holzdielen: Alles, was unbrauchbar geworden ist, wird entsorgt. Lediglich Gegenstände aus Metall, Keramik und Glas ließen sich komplett reinigen.

Wie wird man Tatortreiniger?
Die Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter wirken auf viele Menschen verstörend. „Dieser Job ist nichts für empfindliche Gemüter. Und die Arbeit ist körperlich anstrengend.“ Heißt es.
Leichenfundortreiniger müssen daher physisch und psychisch belastbar sein, gleichzeitig sollten sie mit Menschen umgehen können. Denn meist haben sie Kontakt zu den Hinterbliebenen. Für sie ist es besonders wichtig, dass es die Fachleute gibt, denn niemand möchte den Ort, an dem jemand gestorben ist, sauber machen.
Eine Ausbildung zum Tatort- oder Leichenfundortreiniger gibt es nicht. Ein Fachmann rät zu einer Ausbildung zum Desinfektor. Der Beruf ist staatlich anerkannt und kann in einem nur drei- bis vierwöchigen, kostenpflichtigen Lehrgang erlernt werden. Zu den Ausbildungsinhalten gehört natürlich der Umgang mit Desinfektionsmitteln. Außerdem werden Hygienevorschriften sowie Kenntnisse über Bakterien, Viren und Schädlinge vermittelt. Die Auszubildenden lernen, wann sie welche Chemikalien einsetzen können, wie Räume begast werden und welche Schutzvorkehrungen dafür notwendig sind. Daher ist der Beruf sehr viel komplizierter als das bloße „Putzen“.
„Auch wenn keine Ausbildung für die Tatortreinigung vorgeschrieben ist: Die Arbeit sollte eigentlich nur ein ausgebildeter Desinfektor machen, sonst hat man nicht das erforderliche Wissen und technische Know-how um eine fachgerechte Leichenfundreinigung und Geruchsneutralisation durchzuführen“, kritisiert der Experte.

Was gibt es für Berufliche Aussichten?
Die Beruflichen Aussichten sind eher schlecht, denn trotz der schrecklichen Arbeit gibt es viel mehr Interessenten als freie Stellen. Zudem gibt es kaum Aufstiegschancen. Der Joballtag mit 40 Stunden die Woche ist hart und bei einem Stundenlohn von 20 Euro brutto angemessen.

Berufe Tatortreiniger
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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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1 Antworten zu “Ungewöhnliche Berufe 4: Tatortreiniger”

  1. Mein Onkel ist Tatortreiniger und erzählt gerne von seinen beruflichen Erfahrungen. Es ist wirklich jedes Mal interessant, weshalb ich auch in Erwähnung ziehe, in seine Fußstapfen zu treten. Es ist gut zu wissen, dass man Tatortreiniger wird indem man zum Beispiel eine Ausbildung zum Desinfektor macht und später dann sich weiterbildet.

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