#Bookstagram 2 – Wie wichtig sind die sozialen Netzwerke für den Erfolg aufstrebender Autor*innen?
Vielen Autor*innen sind die sozialen Netzwerke als effektive Werbe- und Kommunikationsplattformen schon lange bekannt. Über Instagram oder aktuell auch TikTok […]
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Vielen Autor*innen sind die sozialen Netzwerke als effektive Werbe- und Kommunikationsplattformen schon lange bekannt. Über Instagram oder aktuell auch TikTok kann man kostengünstig Werbung für sich selbst und seine Literatur schaffen und eine direkte Verbindung zur Zielgruppe herstellen. Denn um als aufstrebende*r Autor*in erfolgreich zu sein, muss die eigene Publikation viele potenzielle Leser*innen erreichen, und dies kann heutzutage äußerst erfolgreich über die sozialen Medien erfolgen.
Interview mit einer Bookstagrammerin Part 2
Wer den ersten Teil des Interviews noch nicht gelesen hat, sollte sich zunächst den Artikel „#Bookstagram – Wie Bücherfans und Autor*innen die sozialen Netzwerke nutzen“ anschauen.
Vivien Verley, ist leidenschaftliche Leserin und hat als aufstrebende Autorin schon vier Bücher veröffentlicht. Ihr letztes Buch „Alexis Goldfire. Auserwählte der Macht“ erschien 2019 bei Impress, ein imprint des Carlsen Verlags.
Sie betreibt seit einigen Jahren einen Bookstagram-Account und weiß aus eigener Erfahrung, was Literaturschaffende beachten müssen, wenn sie sich eine erfolgreiche Social-Media-Präsenz aufbauen möchten, um ihre eigene Reichweite und folglich auch die ihrer Bücher zu vergrößern.
Gibt es so etwas wie das typische Bookstagram Buch, also eine bestimmte Art von Buch, welche auf den digitalen Plattformen eher erfolgreich ist?
Vivien berichtet mir, dass ihr selbst schon aufgefallen ist, dass manche Genres in den sozialen Netzwerken stärker „gepusht“ werden als andere. Seit einiger Zeit ist fast schon ausschließlich das Genre „New Adult“ auf BookTok und Bookstagram dauerhaft im Trend. Bücher, die dem Genre „New Adult“ zugeordnet werden, thematisieren meist Liebesgeschichten, in denen Protagonist*innen im Alter von 18 bis 30 Jahren vorkommen. Selbstfindung, Liebe, der erste Job oder die Studienzeit sind dabei wiederkehrende Themen. Vivien selbst liest lieber Fantasy-Bücher und hat mitbekommen, dass genau dieses Genre, also Fantasy, innerhalb der Bücher-Communities in den sozialen Medien kaum noch vorzufinden ist. Viele Fantasy-Autor*innen wandern, laut Vivien, aufgrund dessen auch von ihrem bevorzugten Genre ab und versuchen sich als „New Adult“- Autor*innen, mit der Hoffnung so größere Erfolge zu erzielen. Sie würde dennoch nicht sagen, dass es „das eine Thema“ gibt, welches ausschließlich und grundsätzlich immer gut auf Bookstagram und BookTok funktioniert.
Muss ein Buch, um erfolgreich zu werden, auf Bookstagram, BookTok und BookTube präsent sein?
Vivien beantwortet mir diese Frage mit einem „Jein“.
„Nein, ein Buch muss nicht unbedingt auf diesen Plattformen präsent sein, um erfolgreich zu werden“. Denn nicht alle Autor*innen sind auf eine starke Online-Präsenz ihrer Bücher angewiesen. Bekannten Autor*innen wie Sebastian Fitzek oder Kerstin Gier kann es laut Vivien ziemlich „egal“ sein, ob ihre Neuerscheinungen in den sozialen Medien hohe Wellen schlagen. „Bist du ein Fitzek, dann wird es gekauft, weil der Name draufsteht […] der Name steht (auf dem Buch) ja teilweise schon größer drauf, als der eigentliche Titel“.
Tatsächlich wird das Buch von Newcommer*innen aber in der Regel eher erfolgreich, wenn es auf Plattformen wie Bookstagram, BookTok und BookTube präsent ist. Dementsprechend kommen die meisten Autor*innen heutzutage nicht mehr an der Erstellung eines eigenen Instagram- oder TikTok-Accounts vorbei. Besonders für Schreibende mit einer noch kleinen Fanbase kann TikTok sehr von Nutzen sein. „Auf Instagram hast du eher den Austausch, und auf TikTok eher die Möglichkeit, neues Interesse zu wecken“. Wenn auf TikTok dann das Interesse von potenziellen Leser*innen geweckt wurde, kann man sie von dort aus zum eigenen Instagram-Account „ziehen“. TikTok wächst zurzeit enorm und folglich erreicht man dort viel schneller eine größere Anzahl an neuen Leuten. Der Algorithmus von Instagram ist im direkten Vergleich auch deutlich weniger weiter gefasst. „Wenn du schon groß bist, dann bist du groß, […] aber auf Instagram wächst man als neuer Account nicht mehr so wie früher“.
Bookfluencer*innen verbessern die eigene Reichweite
Damit die Publikationen der aufstrebenden Autor*innen große Reichweiten erzielen, sind auch kooperierende Blogger*innen, oder konkreter Bookfluencer*innen, essenziell. Diese können anhand ihrer über die Jahre etablierten Reichweiten das Buch direkt und wirkungsvoll an eine potenzielle Leserschaft vermitteln. Je größer dabei die Followerzahl des/der Blogger*in, umso mehr Leser*innen kann das eigene Buch erreichen. Was auf Bookstagram und BookTok dann „gehyped“ wird, landet oftmals direkt in den Bestsellerlisten. Auch in den Buchhandlungen werden schon seit einiger Zeit, die in den sozialen Medien „gehypten“ Bücher und Autor*innen anhand von gesonderten Aufstellern oder speziell gewidmeten Regalwänden erfolgreich als solche vermarktet. Diese Aufsteller und Regalwände werden dann mit dem Hinweis „Berühmt auf BookTok/Bookstagram“ gekennzeichnet.
Großer Verlag vs. Self-Publisher
Laut Vivien macht es außerdem einen enormen Unterschied, ob man als Autor*in sein Werk über einen größeren Verlag veröffentlicht, oder Selbstverleger*in ist. Mit einem großen Verlag im Hintergrund, wird einem ein riesiges Stück an Marketing-Arbeit abgenommen. Manche Verlage gestalten große Aktionen rund um die Veröffentlichung des Buches, allerdings meist auch nur dann, wenn der Autor oder die Autorin schon erfolgreich ist und sich somit bereits vorab große Erfolge durch die Aktionen versprochen werden können.
Als Debüt-Autor*in oder als Self-Publisher ist es hingegen „extrem wichtig“, dass man sich selbst um eine wirkungsvolle Online-Präsenz bemüht und alle möglichen Kommunikationskanäle aktiv bespielt. „Du musst aktiv sein, du musst Austausch haben, du musst Storys machen, du musst über dein Leben erzählen, du musst über deine Bücher erzählen, du musst über den Prozess (des Bücherschreibens) erzählen, du musst Marketing machen, du musst am besten noch Fanarts machen, Postkarten sind auch gut […]“. „Man muss sich immer wieder neu erfinden“. Laut Vivien ist man auch bei kleineren Verlagen zum größten Teil auf sich selbst gestellt, was die Vermarktung des Buches, aber auch die Selbstvermarktung betrifft. „Wenn du da keine Blogger*innen hast, keine Follower*innen, keine Leute, die du kennst, dann ist es wirklich, wirklich schwer.“ Obendrein ist die Betreuung der eigenen Online-Präsenz sehr zeitaufwendig. Als Autor*in muss auf Markierungen von Leser*innen eingegangen werden, es müssen Aktionen rund um die Veröffentlichung geplant und ausgeführt werden und es muss ständig mit anderen, seien es Leser*innen oder Bookfluencer*innen interagiert werden. Vivien erklärt mir, dass auch immer in regelmäßigen Abständen etwas gepostet werden muss, denn „der Algorithmus hasst dich, wenn du deinen eigenen Algorithmus störst“. „Es ist eine Wissenschaft für sich, die manchmal sehr sehr kräftezehrend ist […] es ist schon ein Job“.
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Lena Müller
In meiner Freizeit habe ich immer entweder einen Kochlöffel oder ein gutes Buch in der Hand. Dank meiner Vergesslichkeit kann ich mir auf Dauer eigentlich nur Songtexte und die Bedienung meiner Kaffeemaschine merken. Aktuell studiere ich Kommunikationswissenschaft in Münster.
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