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Der Ersti – Eine Untersuchung
Während man sich vor Oktober noch in Sicherheit auf den Straßen aufhalten kann, muss man wenig später aufpassen. Denn dann ziehen Horden von „Erstis“ herum.
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Das Gespenst des Erstis. Während man sich vor dem 1.Oktober noch in, mehr oder weniger vorhandener, Sicherheit auf den Straßen Münsters aufhalten kann, muss man jedoch ein paar Tage später ganz besonders Acht geben. Denn dann ziehen Horden von diesen „Erstis“ in die Altstadt, an den Aasee und auf den Schlossplatz. Der Regel ‚kein Bier vor Vier‘ wird ebenfalls keinerlei Beachtung mehr geschenkt.
Dieses Spektakel, das in den sogenannten O-Wochen (Orientierungswochen) der Uni seinen Höhepunkt findet, gleicht einer Mischung aus Maigang, sogenannter ‚Stadtraylle‘ und Kindergeburtstag, samt sämtlicher Sackhüpf- und Flunkyballspielen. Wenn dieser Ersti diese Woche ohne eine der unten aufgeführten Nebenwirkungen verlässt, dann hat er definitiv irgendetwas falsch gemacht.
- Kater
- Fußschmerzen
- ein Loch im Geldbeutel
- neue Freunde
- spätestens jetzt den bald erforderlichen Stundenplan
Der Ersti verzweifelte schon in den letzten Monaten panisch an Online-Einschreibungen, Wohnungssuche, Studententicket-Anträgen und am Lesen der Prüfungsordnung. Er meldet sich in sämtlichen sozialen Netzwerken an um ja keine Updates zu verpassen. Er hat ein schweres Leben und fühlt sich schon vor dem eigentlichen Beginn des Studiums von allem eines: gestresst.
Man kann diese Erstis praktisch in zwei Kategorien unterteilten. Der Eine plant lieber hunderte Wohnungsbesichtigungen schon Monate vor dem Deadline-Monat „Oktober“ ein (ja, Wohnungsplätze in Münster für Studenten sind sehr, sehr rar), liest sich AStA-Gremien-Beiträge (AStA = Allgemeiner-Studierenden-Ausschuss) durch, schafft sich endlich einen Kalender an, und schreibt sich den Hochschulsport Anmeldetermin dick und fett hinein (ja, es ist tatsächlich möglich, dass beliebte Plätze innerhalb von Minuten ausgebucht sind), er holt seine inzwischen verstaubten Collegeblöcke raus und stattet sich großzügig mit „Hema“, „McPaper“ und „Schreiben+Schenken“ Artikeln aus.
Außerdem meldet er sein Fahrrad bei der Radstation an und kauft sich ein gescheites Schloss (okay, besser gleich zwei, denn es werden wirklich, wirklich oft und gern auch nur Einzelteile des Rads entwendet, sofern es nachts draußen steht) und er stattet sich auch mit einem Batman-Regencape eines schwedischen Möbelhauses aus mit dazu passender Regenhose um den oft unberechenbaren Regen beim Radfahren abzuhalten. Es sieht vielleicht nicht so toll aus, aber es lohnt sich wirklich!
Die andere Kategorie lässt es da lockerer angehen und findet in letzter Minute und nach gefühlten 1000 Anrufen noch eine Couch bei einem Studenten für die O-Woche, dieser Ersti versäumt es, sich für Termine anzumelden und bombardiert deshalb panisch folgende Personen mit Fragen:
- die Fachschaft
- mögliche neue Kommilitonen
- Freunde die bereits studieren
- zur Sicherheit alle 3 Gruppen
mit Fragen. Er kommt entweder nur mit einem Block oder einem Stift zum ersten Uni Tag und muss sich somit das passende Gegenstück schnorren und übersieht auch gleich, was „c.t.“ bzw „s.t.“ heißen. Sein Rad wird nachts wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen geklaut und beim Begriff „Prüfungsordnung“ werden fragend die Brauen gehoben.
Ja, es ist schon erstaunlich, witzig, amüsant und belustigend wie sich diese zwei Spezies unterscheiden. Doch eine Normalisierung tritt für beide Kategorien frühestens im nächsten Oktober ein, wenn sie von ihrem Ersti-Status abgelöst werden und sie ihre Ersti-Gewohnheiten endlich ablegen. Zu diesem Zeitpunkt fahren sie bereits ohne Rücksicht über Zebrastreifen und stibitzen sämtlichen Ludgeri-Kreisel-Autofahrern die Vorfahrt. Sie werden einige Euro in Clubs und Kneipen verdroschen haben und zu dieser Zeit wird der Ersti hoffentlich wissen, dass das „amp„ mehr als nur ein Regler an einem Verstärker ist, das „F24“ keine neue Computertaste, und eine „Leeze“ kein Spitzname für Lisa darstellt.
Wie auch immer, die Ersti-Zeit wird sehr aufregend, spannend und interessant werden, man muss also weder vor dem Ersti-Gespenst Angst haben, noch vor dieser Zeit selbst. Im Prinzip ist es, wie bei der Einschulung: Alles auf Anfang, alles neu. Egal zu welcher Spezies „Ersti“ man gehört, genießt es und sitzt spätestens in eurer ersten Vorlesung gesund, ausgenüchtert und munter im Saal!
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Jasmin Larisch
Hej! Ich bin Jasmin, von meinen Freunden meist 'Mini' genannt, bin 21 Jahre alt und studiere seit Herbst 2015, Soziologie und Kultur-und Sozialanthropologie (=KuSA) an der WWU. Münster hat es mir sehr angetan- Unileben, Kultur, Kunst, junge interessante Leute überall! Das Leben als Studierender ist aufregend, bunt, vielseitig und manchmal echt tricky- so hoffe ich, zusammen mit meinem Team, euch ein paar Tipps und Anstöße geben zu können. Seit 2015 bin ich deshalb als freie Autorin bei seitenwaelzer.de und habe nach wie vor viel Freude daran. Viel Spaß beim Lesen!
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