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Ein Spektakel für Gamer & Filmfans – Kinoreview Ready Player One

Bietet der neue Streifen von Steven Spielberg mehr als nur Eye- & Ear-Candy? Daniel hat sich den Film angeschaut und trotz Vorwissens bestimmt unzählige Eastereggs übersehen.
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Als die Startampel auf Grün schaltet, bricht im Kinosaal die Hölle los. Schon vorher ging das Brummen der Motoren durch Mark und Bein, doch jetzt kracht und knallt es von allen Seiten. Während ein T-Rex noch nach den letzten Autos schnappt, zerreißt in der Ferne schon King Kong die Fahrbahn. Das Motorrad aus dem Film Akira überholt nun von der Seite, wobei es sich eher so anfühlt, als ob es geradewegs über meinen Sitz fahren würde. So muss Surround klingen!

Dass Ready Player One bei den technischen Aspekten Vollgas geben würde, war natürlich zu erwarten. Jedoch hat Steven Spielberg hier wirklich ein atemberaubendes Meisterwerk in Sachen Ton & Bild geschaffen. Der Look des Films ist einfach nur faszinierend! Die Animationen sind so detailreich und fein, dass man aus dem Staunen kaum mehr herauskommt. Zu keinem Zeitpunkt stört die Fokussierung auf reine Computereffekte. Alles geht nahtlos ineinander über und trotz eines enormen Farbspektrums wirkt der Film nicht zu glattgebügelt. Das Auge kommt bei dieser Bilderflut gelegentlich aber nicht mehr hinterher. Stellenweise trägt die etwas hektische Kamera ihren Teil dazu bei. Diese bringt zwar gute Dynamik und ein ideales Gefühl des Mittendrin-Seins in den Film, allerdings verliert sie sich manchmal in der unendlichen Suche nach weiteren Details. Solch eine schiere Masse an Elementen einzufangen, ist einfach nicht möglich und der Versuch scheitert an sich selbst. Glücklicherweise sind diese Situationen rar gesät und insgesamt erhält der Zuschauer einen guten Überblick über das Geschehen.

Wo die Optik zu überzeugen weiß, legt der Sound noch eine Schippe drauf. Ready Player One reiht sich mühelos in die massivsten Ton-Granaten ein, die ich jemals gehört habe. Als Referenzen würde ich etwa Hacksaw Ridge (2016), Deepwater Horizon (2016) oder Dredd (2012) nennen. Die Abmischung ist phänomenal und der Klang kristallklar. Davon abgesehen zieht der Bass durch den kompletten Körper und drückt einen förmlich in den Sitz. Bei der angesprochenen Rennsequenz fliegen die Effekte nur so durch den Raum und zeigen das Potenzial von Surround in all seinen Facetten. Abgesehen von der 1A-Technik, überzeugt auch die Auswahl der Musik. Viele bekannte Songs aus den 80er-Jahren laden zum Mitwippen und Mitgrooven ein. Der filmeigene Soundtrack verlagert sich passenderweise stark in Richtung Synthesizer und für die besonderen Momente drückt Komponist Alan Silvestri ordentlich auf die Epic-Taste. Gänsehaut garantiert!

Bei all den fantastischen Bildern und kräftigen Tönen möchte man eigentlich gerne die Kritikpunkte aus den Augen verlieren. Wie zu erwarten, hinkt Ready Player One vor allem im Sektor Storytelling. Dabei ist die Grundidee eines Quest-Systems wirklich gelungen. Zu Beginn führt der Film typischerweise in die aktuellen Weltverhältnisse ein. Vor allem bei der Präsentation der VR-Welt OASIS verlässt sich der Streifen aber leider mehr auf einen Erzähler, als die selbsterklärenden Bilder und Handlungen seines Protagonisten. So doppeln sich etliche Inhalte und sorgen für einen zähflüssigen Start. Nimmt das Abenteuer dann endlich einmal Fahrt auf, bleibt es allerdings bei einem ordentlichen Tempo. Jedoch nur im VR-Kosmos! Die Geschichte in der realen Welt hingegen ist gespickt von unschönen Logiklöchern, dämlichen Figurenentscheidungen und unnötig anmutenden Sequenzen. Ein fieser Boss, der keine abschließbare Tür zu seinem heiligen Büro hat. Ernsthaft?! Notwendig ist dieser Part der Handlung in der wirklichen Welt, die Umsetzung ist jedoch mehr schlecht als recht gelungen. Der Einbau einer Existenzfrage der Menschheit scheitert dann vollkommen. Wo das Miträtseln und Mitentdecken bei der VR-Quest richtig Laune macht, zieht sich gerade das Finale in der realen Welt extrem vorhersehbar und sehr unnötig in die Länge. Hier wäre eine Kürzung der stolzen 140 Minuten Laufzeit, die insgesamt einfach too much sind, sinnvoll gewesen. Besonders störend ist zudem, dass das Happy-End etliche düstere Geschehnisse vollkommen ausblendet. Die schlechten Lebensbedingungen, die daraus resultierende Flucht in virtuelle Welten und sogar Morde werden schlichtweg von den Figuren ignoriert, stoßen mir als Zuschauer aber sauer auf.

Obwohl Ready Player One ein Major-Blockbuster ist, liest sich die Besetzungsliste nicht übermäßig prominent. Hauptprotagonist Parzival (Wade Watts) ist mit Tye Sheridan ordentlich besetzt, jedoch nicht mehr. Ihm zur Seite stehen eine erfahrene Gamerin und sein bester Online-Kumpel. Gerade letzterer funktioniert in der realen Welt überhaupt nicht. Auch beim Schurken Nolan Serrento spart das Script heftig an Hintergrundinformationen. Böse und geldgeil, aber gleichzeitig leicht dämlich. 0815. Immerhin müht sich Ben Mendelsohn nach besten Kräften. Der Schöpfer der OASIS ist eine extrem merkwürdige Figur geworden und die Performance von Mark Rylance ist auch wenig hilfreich. Soll man seinen Charakter jetzt bewundern, verehren, bemitleiden oder verabscheuen? Mit von der Partie sind noch T. J. Miller und Simon Pegg, welcher seine geringe Screentime gut ausfüllt.

Welches Fazit zieht man bei solch einem Film? Nun, meine Erwartungen hat Ready Player One ziemlich genau erfüllt. Die Story hinkt gerade im realen Bereich und auch der Cast reißt keine Bäume aus. Dazu sind die 140 Minuten eindeutig zu lang geraten. Düstere Grundtöne verwirft der Streifen gegen Ende zugunsten eines Happy Ends auch einfach so.

Es überwiegen aber die positiven Punkte. Der Film ist eine Augenweide und ein O(h)rgasmus. Geplant schlechtes Wortspiel. Gamer und Filmfans können hier Eastereggs und Anleihen noch und nöcher finden, sich an den Bildern kaum sattsehen und sich vom Spektakel einfach mitreißen lassen. Hier triumphiert ganz klar Style-over-Substance, wobei Ready Player One dies größtenteils auch selbst einsieht. Popcorn-Kino vom Allerfeinsten! Daher empfehle ich, die Kinokarte zu lösen oder zumindest im Heimkino eine geeignete Plattform zu schaffen. Solche Streifen sind für Leinwand und Anlage gemacht und würden auf Handybildschirmen im Bus verkümmern.

7,5/10 DeLoreans, King Kongs & Co.

Eine Welt, in der die Grenze der Realität deine eigene Fantasie ist.

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Daniel Rublack

… schreibt vor allem über Filme. Arbeitet in der „Presse und Kommunikation“ und unterstützt daher mit entsprechendem Know-how.

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