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Festivalguide: How To Wacken

Die Festivalsaison 2016 ist in vollem Gange, eine Veranstaltung nach der anderen säuft ab oder ist letztendlich doch legendär. Ein Festivalguide zu Wacken.
| Tamara Ossege-Fischer, Michael Cremann |

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Thomas Beckmann

Die Festivalsaison 2016 ist schon in vollem Gange, eine Veranstaltung nach der anderen säuft ab oder ist letztendlich doch legendär. Auch dieses Jahr steht für uns wieder Wacken Open Air an, DAS Heavy Metal-Festival in einem kleinen Dörflein nördlich von Itzehoe.
Was ihr mitnehmen müsst, was nur unnötiger Ballast ist, wenn ihr auf eines oder speziell dieses Festival fahrt, und wen ihr wahrscheinlich dort treffen werdet, erfahrt ihr hier.

5 Dinge, die ihr erst vermisst, wenn ihr sie nicht mitgebracht habt:

– Teppich/Klappspaten: Spätestens, wenn das ganze Camp unter Wasser steht, werdet ihr euch über den alten Wohnzimmerteppich von Omma freuen. Legt ihr euer Camp damit aus, bleibt es begehbar und ihr versinkt nicht beim Essen knietief im Schlamm. In der Trockenzeit hält er euch zudem den Staub fern und macht das ganze Camp erst richtig gemütlich.
Wenn’s richtig schlimm wird, helfen nur noch der Klappspaten und die guten, alten Drainagegräben rund um das Zelt. Grade in dieser Saison hätte dieser Rat bestimmt einigen geholfen.

– Landmarke: unter Millionen und Abermillionen von Zelten, die alle gleich aussehen, wird es (nach dem einen oder anderen Hopfenblütentee) durchaus schwer, sein eigenes wiederzufinden. Hierbei kann eine möglichst auffällige Markierung hilfreich sein. Flagge kann jeder, daher ist Kreativität gefragt: unsere Praktikantin Sabrina macht sich sehr gut.

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Eine ganz eigene Landmarke – unsere Praktikantin Sabrina

– gefrorene Tetrapacks: Eistee ist die weitaus beste Quelle, um sich auf dem Festival alkoholfrei und „vitaminreich“ zu erfrischen. Wie der Name schon sagt, ist es ideal, wenn dieser kalt wäre. Gefriert man Tetrapacks kühlen diese auf der Fahrt das Grillgut und sind noch mehrere Tage nach der Ankunft kühl trinkbar.

– Tubennutella: Ganz einfach: man muss nicht spülen. Geschmack ist sowieso Nebensache.

(Anmerkung: Falls man abenteuerlustig ist, empfehlen die Autoren die gestreifte Version!)

– Kondome: Was auf dem Wacken passiert, bleibt auf dem Wacken – noch Fragen?

5 Dinge, die ihr nach der Abfahrt unbenutzt im Schlamm zurück lassen werdet:

– Ghettoblaster: es gibt immer mindestens ein Camp, was einen LKW an Lautsprechern dabei hat. Und genau das Camp ist immer neben eurem. Und es spielt immer Musik. Und es ist immer die Cantina-Band. IMMER.

– Kamera/Smartphone/Tablet: Was nervt mehr, als in einer riesigen Menschenmenge genau vor der Bühne zu stehen und dann einen netten Mitmenschen vor sich zu haben, der das ganze Konzert ein 20 Zoll-Display genau in euer Sichtfeld hält und in schlechter Qualität versucht, irgendwas aufzunehmen. Extra-Tipp: Wenn ihr vermeiden wollt, dass euer digitales Helferlein mit Vollspeed im Schlamm landet, lasst es im Auto.

-Powerbank: Neben der Tatsache, dass jedes vernünftig organisiertes Festival über Aufladestationen verfügt, benötigt ihr (wie oben aufgeführt), sowieso kein Smartphone. Festivals sind immer sowas wie Urlaub fürs Gehirn, also lasst den Alltag mit den Dingern einfach mal zu Hause.

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Ein bisschen feucht kann es schon werden.

– Badelatschen/Flip-Flops: Entweder verliert ihr das Schuhwerk im Schlamm oder brecht euch die Füße. Und mal ehrlich: Wenn eure größte Angst auf einem Festival der Fußpilz aus fremden Duschen ist, fahrt gar nicht erst hin.

– Toastbrot: Ha! Toastbrot. Nettes Frühstückchen, schnell gemacht, isst man immer zwischendurch. Denkt man. Während man zum 15. Mal im Breakfast-Zelt sitzt verschimmelt das Toastbrot aber locker-flockig in seiner Tüte, ohne dass man diese nur einmal aufgemacht hat. Als Unterlage für das Tubennutella nutzt man stattdessen viel besser das Gruppen-Fladenbrot, einen echten Brotlaib oder frisch gekaufte Brötchen.

5 Menschen, denen ihr begegnen werdet:

– der Nackte: Es gibt auf jedem Festival zu viele Betrunkene, die mehr zeigen, als man sehen möchte. Es wurde allerdings noch kein Schöner dabei gesehen. (Anmerkung: Die maskuline Form ist Absicht.)
Tipp: Augen zu und durch!

– der Stockbetrunkene: Leider Gottes gibt es auch immer mehrere Idioten, die sich vollkommenst abschießen und als Leiche in der nächsten Ecke landen. Geweckt werden die (hoffentlich) spätestens bei der Abfahrt, keine Sorge!
Tipp: Atmung prüfen, wenn alles ok ist, weitergehen!

– der Hipster: Mittlerweile sieht man vermehrt Vertreter dieser leicht erkennbaren Art: Große Brille, seltsame Klamotten, Hosenbeine enden mit dem Regencape, kennt jede noch so neue Newcomer-Band, von der ihr im Leben nicht ein Wort gehört habt. Er ist sich in keinem Fall zu schade, euch mit seinem veganen Soja-Gyros oder einer Tirade über die angebliche politische Problematik, der von eurem Bandshirt repräsentierten Band ausgeht, zu nerven.
Tipp: Lauf!

– die 12-Jährige: Mindestens einmal am Tag begegnet euch ein kleines, zierliches Mädchen, die aussieht wie 12. Ihr fragt euch jedes mal, wie sie auf das Gelände gekommen ist, was sie hier will und warum sie keinen Gehörschutz trägt. So viel Lärm ist schlecht für Kinderohren! Mit der Window Color-Halskette, dem Bandshirt von H&M und den Blumen-Doc’s tut sie aber so, als sei sie euch überlegen.
Tipp: Ignorieren.

– der pinke Hase: Stellvertretend für all das, was ihr an absurden Verkleidungen sehen werdet. Mal lustig, mal einfach ein what-the-fuck?!
Tipp: Hart feiern und nächstes Jahr toppen!

5 DON’Ts, die sowieso passieren:

– Abspannleinen umrennen: Überall stehen Zelte, überall sind diese unüberwindbaren Netze aus Abspannleinen. Man versucht wie ein Storch drüber und drunter zu steigen, um bloß keine mit in den Tod zu reißen. Dooferweise stolpert man oft genug (egal ob nüchtern oder nicht) und zack, liegt man mitsamt der Leine im Zelt des Feindes. Passiert.

– (Halb-)Nackte Crowd-Surfer: Hier gibt es zwei Typen.
Typ A: Sie, jung, schön, leicht, wenig an. Wird sehr gern getragen, zu gern von manchen, was das ganze unangenehm für die Getragene macht, weil sie mit noch weniger am Körper ankommt und von ungefähr jedem angegrabscht wird.
Typ B: Er, mittelalt, schwer, haarig, Schottenrock – sonst nichts. Achtung: Bei starkem Wind aus der falschen Richtung klappen Regenschirme um… Soviel dazu.

– Menschen, die länger in eurem Camp bleiben, als ihr möchtet: Ein Festival ist ein wundervoller Ort, um neue Freunde zu finden! Nimm dein Lieblingsgetränk in die Hand und gehe schnurstracks grade aus, bis du was nettes findest. Blöd nur, dass manchmal etwas semi-nettes gegen dich läuft, und dann klettet. Loswerden unmöglich. Sei nicht so jemand!

– Camp-Zickenkrieg: Wenn man eine Woche lang mit den selben Idioten aufeinander hängt, kann es schon mal zu (großen) Streitereien kommen. Denkt dabei daran: Festival. Urlaub. Egal. Außerdem müsst ihr noch mehrere Tage mit den Leuten auskommen, wenn nicht sogar im gleichen Zelt schlafen. Bei der Abfahrt gilt: Der Fahrer hat immer Recht!

– Planschbecken: Es klingt nach der besten Idee, die ihr je hattet: Ein Planschbecken auf dem Festival! Der Wellness-Tempel des Camps – kühlt Bier, Füße, ja sogar ganze Körper nach einem Anstrengenden Tag vor der Bühne. Die Veteranen in der Umgebung aber sehen nur eins: ein wunderschönes, öffentliches Pissoir. Davor werdet ihr euer Becken genauso wenig schützen können, wie die Festival-Newbies vor’m „Planschbeckenmitbringen“.

5 DO’s, die man feiern muss:

– Dauerschleife Cantina-Band: Irgendwo hört man sie immer. Wenn sie grade nicht präsent ist, werdet ihr mit Klassikern wie Guten Morgen, Sonnenschein! (Gern morgens um 6!), Blumenkohl am Pillemann (Meist um 4Uhr nachts) oder der simplen Tetris-Melodie entschädigt. Und wenn’s mal ruhig ist: Spielt den selben Song nochmal!

– neue Freunde: das schönste Spiel des Festivals: Man nehme etwas Weiches, Lautes – Hundespielzeug bietet sich an – denke sich eine Richtung, werfe aus voller Kraft und laufe hinterher. Dabei einen Namen für das Spielzeug überlegen! Schwupps – beim nächsten Wurf laufen 2 Leute mehr mit.

– SEKUHRITI!!!: die Damen und Herren machen die ganze Woche lang einen echt harten Job und sind meistens verdammt coole Typen – respektiert sie und hört auf die Anweisungen!

– Duschen: Entgegen dem an Weihnachten viel geäußerten Spruch „Noch einmal Duschen, dann ist Wacken!“ legt selbst der härteste Metaller Wert auf ein Mindestmaß an Körperhygiene. Wenn ihr euch nach dem dritten Tag feiern selbst riecht, bedenkt: Eure Mitmenschen können euch schon seit 3 Tagen riechen! Falls euch die Dusche nicht trve genug ist, haltet Ausschau nach einer SB-Autowaschanlage. Profi-Tipp: Heißwachs weglassen!

– Feiern: Sicher nicht in jedem dieser Bereiche fühlt ihr euch wohl, der Kern einer Violent-Dancing-Zone ist nur etwas für die ganz Hartgesottenen. Dennoch gilt: Jedem seine Party! Probiert auf jeden Fall alles aus, was euch zusagt; selbst die Polizei macht Slow-Mo-Zones mit!

Alles in allem sind Festivals meistens ein echt tolles Erlebnis, was man mal mitgemacht haben sollte.
Wir wünschen viel Spaß!

Dieser Artikel stellt nur die Meinung der AutorInnen dar und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten der Redaktion von seitenwaelzer wider.

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Tamara Ossege-Fischer

man findet mich entweder auf matschigen Festivals, irgendwo beim Sport oder drinnen am Spieltisch. In meiner geliebten Wahlheimat Bielefeld studiere ich Dual Fitnessökonomie.

Michael Cremann

Ist meist dort zu finden wo die laute Musik für andere klingt wie ein Autounfall. Wirbt Geld für den Guten Zweck ein oder gibt Führungen durch Münsters Ruine Nummer eins. Dazu wird noch getanzt und wenn dann noch Zeit ist, Geschichte und Archäologie studiert.

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