Kino & Serie / Kultur und Medien
Jeder Mensch ist ein Abgrund…
Breaking Bad
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
„Breaking Bad“ ist der Titel der neuesten Serie von Produzent Vince Gilligan, der auch für Akte X verantwortlich war, einer der ersten Serien, die man als Kinofilmreif bezeichnen konnte. Ganz in dieser Tradition steht nun auch Breaking Bad, in der es um einen Chemielehrer geht, der zum Drogenbaron aufsteigt.
Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht.
Dieser Satz stammt aus Georg Büchners Theaterstück „Woyzeck“, als der tragische Held in seiner Verzweiflung beginnt, seine dunkle Seite zu erkennen, bevor er am Ende des Stückes seine Freundin ersticht. Ich dachte nach der ersten Staffel der Serie an diesen Satz. Warum? Interessanterweise lässt sich Woyzecks Ausspruch auch auf jemand anderen übertragen: Walter White. Der Protagonist aus der Serie Breaking Bad entdeckt dort ebenfalls seine andere Seite und genau das zeigt die Serie in allen Facetten: Die Verwandlung eines Durchschnittsbürgers in einen unberechenbaren Verbrecher.
[Br]eaking [Ba]d
Walter White ist Chemielehrer an einer Highschool. Im Grunde lebt er den amerikanischen Traum samt Familie in einer ruhigen Vorstadtsiedlung, nicht viel, doch er akzeptiert es. Erst ein besonderes Ereignis schleudert ihn aus der Bahn und führt ihm vor Augen, wie trist sein Leben wirklich ist: Walter hat Krebs in fortgeschrittenem Stadium. Um seine Familie finanziell abzusichern tut er sich mit Jesse Pinkman, einem ehemaligen Schüler, zusammen und nutzt seine Chemiekenntnisse um die Droge Metamphetamin herzustellen – mit großem Erfolg. Leider kann niemand die reinste Droge im Land herstellen ohne dabei Bekanntschaft mit lokalen Gangstern, Drogenabhängigen und Dealerringen zu machen. Nach und nach wird Walter seinem normalen Leben in einem Strudel aus Lügen und Gewalt entrissen.
[F]aszinierend
In dieser Serie geht es um das volle Ausmaß des Drogenhandels in Amerika, doch in diesem Fall handelt es sich nicht um ein Polizei-und-Dealer-Katz und Maus-Spiel, wie es zum Beispiel in Traffic – Macht des Kartells der Fall ist und auch mit dem glamourösen Aufstieg eines Drogenbarons, à la Scarface oder Blow hat es nur wenig zu tun. Stattdessen bekommt man das beeindruckende Psychogramm einer gescheiterten Person zu Gesicht, die sich verzweifelt an jeden Strohhalm klammert, der Ausweg bedeuten könnte und dabei zu jemand gänzlich anderem wird.
Breaking Bad wartet weder mit Effekten oder Action auf und der Plot ist sehr ruhig, das fesselnde ist dabei, dass man nicht erwarten kann, wie es mit Walter weiter geht. Denn irgendwie kann man verstehen, wie sich dieser Mann über alle ethischen Grundsätze hinwegsetzt, an denen er sein Leben lang festhielt um die Menschen, die ihm etwas bedeuten zu schützen, und das selbst, als seine Frau ihn verlassen möchte und sein Partner Jesse immer tiefer in seine Drogensuch abrutscht.
[W]andlung
Natürlich ist es auch Walter, der in Breaking Bad besonders hervorsticht. Mit seiner seelischen Verwandlung geht eine körperliche einher und das Haar und der Schnurrbart weichen dem bärtigen Gesicht von „Heisenberg“, wie sich der Chemielehrer von nun an nennt. Diese Wandlung ist erschreckend und genial zugleich und erinnert sehr an die Geschichte des Dr. Jekyll und Mr. Hyde, an welche Breaking Bad im Allgemeinen angelehnt zu sein scheint.
Die Serie Breaking Bad fesselt durch ihren ungewöhnlichen Aufbau und ihre unglaubliche Fähigkeit Einblicke in ihre Handlungsträger zu geben und ich bin gespannt, ob der Abgrund Walters eines Tages zu groß für ihn sein wird und er alle um sich herum ohne Halt in ihn hineinreißen wird.
_______________
Quellen:
www.imdb.com
www.moviemaze.de
Titelbild: Verändert nach http://1.bp.blogspot.com/-Ln11WrqkNYM/UEe2N4xROQI/AAAAAAAAEUg/9qiqhe1wFrU/s1600/Breaking-Bad-Walter-White-HD-Wallpaper–Vvallpaper.Net.jpg
Unterstützen
Wenn dir der Beitrag gefallen hat, würden wir uns über eine kleine Spende freuen.
Noch mehr Stories? Folge seitenwaelzer:
Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
Tatsächlich gelesen: Naokos Lächeln (Haruki Murakami)
Bookstock-Festival für alle Buchliebhaberinnen und -liebhaber
Tatsächlich gelesen – The Hound of the Baskervilles (Sir Arthur Conan Doyle)
Unter 100 #05 – Filme vorgestellt in höchstens 99 Worten
Tags: AbgrundBraking BadSerieTippWalter WhiteWandel