Kino & Serie / Kultur und Medien
Kinokritik: Crimson Peak
Nach langer Zeit bringt Regisseur Guillermo del Toro wieder eine märchenhaften Schauergeschichte ins Kino: „Crimson Peak“. Lohnt sich ein Kinobesuch?
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Nach einigen Ausflügen ins Action- und Blockbustergenre kehrte Regisseur Guillermo del Toro mit der märchenhaften Schauergeschichte „Crimson Peak“ in diesem Herbst wieder zu seinen Wurzeln zurück. So heißt der Film, den wir nun im Kino sichteten und an den wir, angesichts der Vorgeschichte des Regisseurs, mit entsprechend hohen Erwartungen herangingen. Ob der Film die Erwartungen erfüllen konnte, das erfahrt ihr jetzt:
Die Story
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts versucht eine junge Schriftstellerin verzweifelt, ihren Roman zu verlegen. In der männerdominierten Verlagswelt hat sie es jedoch schwer – hinzu kommt noch, dass es sich bei dem Roman nicht um eine frauenfreundliche Romanze handelt, sondern um eine Geistergeschichte. Die junge Edith hat nämlich ein Geheimnis: Sie kann Geister sehen und wird seit ihrer Kindheit vor einem gewissen „Crimson Peak“ gewarnt. Eines Tages tritt der düstere Thomas Sharpe in ihr Leben und fasziniert sie. Schon wenig später ist sie seine Frau und beginnt ihr Leben auf seinem Herrensitz – doch dort scheint das Böse umzugehen.
Eine visuell unglaubliche Horrormär
Beginnen wir mit dem Punkt, der einem auch noch lange nach dem Film in Erinnerung bleibt: Das Setdesign und die Farbgebung der Kostüme, Sets und Landschaften sind atemberaubend und gehören zu den besten, die ich je gesehen habe. Typisch für Del Toro sind märchenhafte und wunderschöne Szenen, wie das alte Herrenhaus, in dem durch kaputte Dächer stets Laub oder Schnee rieselt, und die düsteren Gängen, die schon beim Ansehen das Grauen beherbergen. Dasselbe gilt für die Farbgebung. In starkem Kontrast sehen wir blutroten Schnee oder ein hellgelbes Kleid in dunkelgrauen Landschaften. Die Bilder sind beeindruckend!
Eine Story mit Potential und schlechter Umsetzung
Ich habe schon mehrfach das Wort „Märchen“ benutzt und genau das trifft auf den Film am ehesten zu. Ein richtiger Horrorfilm ist er schließlich nicht, obwohl er sich in einigen Bereichen gerne dort bedient, zum Beispiel was die zahlreichen extremen Jump-Scares angeht. Ansonsten ist die Geschichte jedoch eher eine Schauergeschichte, eine Romanze mit Geistertouch, die bisweilen ins Serienkillergenre abrutscht. Leider lässt diese Story jedoch oft zu wünschen übrig und ist relativ vorhersehbar und flach. Viele Wirrungen hat sie nicht zu bieten und, meiner Meinung nach, hat man die Stärken, die in den Charakteren lagen, nicht wirklich genutzt. Die toughe Schriftstellerin verkommt zu schnell zu einem hilflosen Mädchen und die Motive der Figuren sind teilweise sehr weit hergeholt.
Eine würdige Fortsetzung des Werkes?
Nun stellt sich noch die Frage, ob „Crimson Peak“ eine würdige Fortsetzung von Del Toros Filmografie darstellt. Die Antwort ist „ja“! Ich persönlich finde es toll, dass er nach Abstechern in Hollywoods Blockbusterschmiede wie „Pacific Rim“ wieder zu Gothic-Märchen ohne die riesigen Budgets zurückkehrte. Als erstes Fantasydrama nach „Pans Labyrinth“ und „The Devil’s Backbone“ wird „Crimson Peak“ zwar nicht das Fantasygenre neu erfinden, sondern liefert eine zugleich schöne und sicher konstruierte Wiederkehr.
Ein paar Worte habe ich jedoch noch zur Beleuchtung beziehungsweise zur Farbe, sowie zu den Darstellern. Zum einen fand ich den Film in Teilen zu dunkel und kontrastreich; ich könnte mir vorstellen, dass das auf einem schlechteren Fernseher kaum noch etwas zu sehen sein wird. Außerdem bin ich kein Fan davon, dass farbiges Licht ohne wirkliche Quelle eingesetzt wird. Da fragt man sich immer, woher in einem finsteren Herrenhaus das viele grüne Licht stammt… aber darüber kann man, und ich sage es ständig, hinwegsehen, da es ich ja um einen märchenhaften Stil handelt, der keinesfalls nach Realismus trachtet.
Die schauspielerischen Leistungen sind allesamt solide, doch neben Mia Wasikowska, die hier nicht vor einer schauspielerischen Herausforderung stand, sticht vor allem Jessica Chastain hervor, die allein durch Blicke und wenig Gestik ganze Bände sprechen kann. Da wundert man sich kaum, warum man die Darstellerin aktuell in jedem zweiten Film sieht.
Fazit
Ob „Crimson Peak“ einen Kinobesuch Wert ist, ist fraglich. Fans von Del Toro und düsteren Märchendramen werden sicher auf ihre Kosten kommen, alle anderen – gerade Horrorfans – sollten sich das Ganze aber überlegen. Auf Blu Ray oder DVD sollte der Film jedoch auch toll überkommen und zum Genießen der Locations und der Optik wird es allemal reichen. Herr Del Toro, wir sind gespannt auf mehr.
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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