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Kinokritik: Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones

Traditionell gilt das vierte Quartal des Jahres als der Veröffentlichungszeitraum für Kinofilme und Games. Während wir zum Beispiel seit zwei Jahren regelmäßig im Dezember den neusten Ableger der Hobbit-Trilogie bewundern dürfen, reihen sich Filme wie „Die Tribute von Panem“ in diesen Zyklus ein und erscheinen in den Monaten vor Weihnachten in den Kinos. Betrachtet man also die Liste für Veröffentlichung im Oktober, November und Dezember, haben es vor allem weniger bekannte bzw. promotete Titel schwierig sich gebührend in Szene zu setzen.
| Moritz Janowsky |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

©A Walk Among the Tombstones | Universal Studios

Traditionell gilt das vierte Quartal des Jahres als der Veröffentlichungszeitraum für Kinofilme und Games. Während wir zum Beispiel seit zwei Jahren regelmäßig im Dezember den neusten Ableger der Hobbit-Trilogie bewundern dürfen, reihen sich Filme wie „Die Tribute von Panem“ in diesen Zyklus ein und erscheinen in den Monaten vor Weihnachten in den Kinos. Betrachtet man also die Liste für Veröffentlichung im Oktober, November und Dezember, haben es vor allem weniger bekannte bzw. promotete Titel schwierig sich gebührend in Szene zu setzen.

Gepunktet werden muss in solchen Fällen schlicht und ergreifend mit Qualität. Bleibt dieser Aspekt zu großen Teilen auf der Strecke, verschwindet ein ambitioniertes Projekt oftmals in der Bedeutungslosigkeit. Ein ähnliches Schicksal könnte dem neuesten Werk von Frank Scott blühen, welcher durch Filme wie „Minority Report“ und „Der Flug des Phoenix“ bekannt geworden ist. Die Rede ist von „Ruhet in Frieden – A Walk Among the Tombstones“, ein US-amerikanischer Kriminal-Thriller mit Liam Neeson in der Hauptrolle, welcher ab dem 13.11.2014 in den deutschen Kinos bestaunt werden konnte. Wir haben es uns selbstverständlich nicht nehmen lassen, nach den Trailern für kommende Filme noch ein wenig sitzen zu bleiben, um für euch herauszufinden, ob „Ruhet in Frieden“ halten kann was es verspricht.

Die Story

Der in die Jahre gekommene, ehemalige Polizist Matt Scudder (Liam Neeson) führt ein zurückgezogenes Leben im New York der 1990er Jahre und verdient seinen Lebensunterhalt mit nicht lizenzierter Arbeit als Privatdetektiv. Er erhält einen Auftrag von Kenny Kristo, mit dem Ziel die Mörder seiner verstorbenen Ehefrau zu finden. Diese erpressten den wohlhabenden Drogenhändler zunächst mit der Entführung und versprachen seine Ehefrau nach erfolgreicher Lösegeldübergabe wieder frei zu lassen. Nachdem Kenny bezahlt hatte, fand er seine Frau jedoch zerstückelt und in Plastikbeuteln verpackt in dem Kofferraum eines verlassenen Autos. Nachdem Matt Scudder mit seiner Recherche begonnen hat, stößt er auf ein Duo von psychopathischen Sexualstraftätern, welche nicht vorhaben, es bei dem erwähnten Mord zu belassen.

Den Schwedenkrimi zum Vorbild?

Wenn „Ruhet in Frieden“ eins kann, dann ist es die düstere und kalte Atmosphäre eines heruntergekommenen New York in den Herbst- und Wintermonaten zu nutzen und mit ihrer Hilfe eine gezielte unterbewusste Spannung zu erzeugen. Das gewählte filmische Setting vermittelte uns während des gesamten Films, dass die sich auftuenden Abgründe noch lange nicht ihren Grund erreicht haben und, dass besagtes Duo vor keiner Gewalttat zurück schreckt. Das erzeugte Gefühl der Unterlegenheit Scudders gegenüber seiner Kontrahenten, stützt diese Atmosphäre zusätzlich. Wir fühlten uns während der gesamten Laufzeit an einen schwedischen Krimi erinnert, bei denen ebenfalls gerne auf besagtes „graue“ und kalte Setting zurück gegriffen wird, um die von der Story eingeleitete Atmosphäre zu stützen und zu transportieren.

Nichts für schwache Gemüter!

Neben besagten filmischen bzw. stilistischen Mitteln setzt „Ruhet in Frieden“ vor allem auf den gezielten Einsatz von Gewaltdarstellung. Dabei wird allerdings nicht im Übermaß mit entsprechenden Szenen um sich geschmissen, sondern punktiert und sehr dezent gearbeitet. Dennoch haben diese Szenen es in sich und führten selbst bei relativ abgehärteten Kinobesuchern zu einem leichten Anflug von Gänsehaut. An vielen Stellen ist es weiterhin völlig ausreichend eine weitere Gräueltat nur anzudeuten, das Kopfkino bzw. die Vorstellungskraft funktioniert an diesen Stellen von ganz alleine. Hier und da, ganz nebenbei den Verlust von ein bis zwei Fingern oder sonstigen Körperteilen zu zeigen oder nur anzudeuten, kann aus filmischer Perspektive Wunder wirken. Fazit Die Frage nach der generellen Empfehlung bzw. die Empfehlung für bestimmte Zielgruppen sollte am Ende einer Filmkritik generell beantwortet werden. Für „Ruhet in Frieden: A Walk Among the Tombstones“ gilt unabhängig von einem unmöglichen Titel wohl eher letztere Spezifizierung. Wer sich im Krimi/Thriller-Genre zuhause fühlt und trotzdem ein wenig Anspruch mit in den Kinosaal oder in das heimische Wohnzimmer bringt, wird sich mit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Lawrence Block sicherlich unterhalten fühlen. Ein gewohnt solider Liam Neeson trägt dazu bei, die altbekannte Rolle des verschlossenen Privatdetektivs erneut glaubhaft wirken zu lassen, aber über einen Harrison Ford, welcher ursprünglich für die Rolle vorgesehen war, hätte sich sicherlich auch niemand beschwert. Mir persönlich hätte letztere Besetzung noch ein wenig besser gefallen. Während wir z.B. für Interstellar eine unbedingte Empfehlung für einen Kinobesuch ausgesprochen haben, eignet sich „Ruhet in Frieden“ ebenso gut für einen gemütlichen Abend vor dem heimischen Fernseher ohne einen wesentlichen Teil seiner Wirkung zu verlieren. Alles in allem bewerten wir besagtes Werk als solide, unaufgeregt und durchgehend unterhaltend und können, wie bereits angesprochen, eine minimal eingeschränkte Empfehlung aussprechen.

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Moritz Janowsky

Studiert Film an der FH-Dortmund, wird im Team auch gerne als "Podcastonkel" bezeichnet und knipst ab und zu ein paar bunte Bilder.

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