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„Mach die Denkmurmel zu“ – Ein Nachruf auf Bud Spencer

In Gedenken an den schlagfertigen Kindheitshelden Bud Spencer
| Lena Hortian |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Bud Spencer 2015 in Berlin.Michel Buchmann | Wikipedia BY-SA 4.0

Er gehörte zu den beliebtesten Prominenten Deutschlands und war bekannt für Sprüche, die inzwischen Kultstatus erreicht haben. Zusammen mit seinem Partner, Mario Girotti (alias Terence Hill), war er in den 70er und 80er Jahren in zahlreichen Westernfilmen zu sehen, die uns alle auf ähnliche, sorglose Art unterhielten. Am 27. Juni 2016 verstarb ein weiterer Kindheitsheld im Alter von 86 Jahren.

Doch der am 31.10.1929 in Neapel geborene Carlo Pedersoli, besser bekannt unter dem Namen ‚Bud Spencer‘, war weit mehr als ein Schauspieler, der in Saloons (Lokal in Westernfilmen) Ganoven verhaut und danach Bohnen aus gusseisernen Pfannen verputzt. Er war Leistungssportler, Jurist, Familienvater, Komponist, Pilot, Erfinder, Musiker und Autor. Als professionellen Schauspieler bezeichnete er sich selbst nie. Obwohl er in zahlreichen Filmen als Hauptdarsteller fungierte, an Drehbüchern mitarbeitete und sogar eigene Musiktitel für einige Filme schrieb, sah er sich selbst stets als Darsteller, dessen Typ beim Publikum einfach gut ankomme. Es scheint kaum etwas zu geben, das der gemütliche Mann mit der tiefen Stimme und dem Vollbart in seinem Leben nicht gemeistert hat.

Mit 17 Jahren begann er in Rom Jura zu studieren, da er nach dem Umzug nach Rom zwei Schulklassen übersprungen hatte. Wegen eines Umzugs seiner Familie nach Südamerika musste dies allerdings für zwei Jahre pausieren. Nahezu nebenher gewann er mehrfach die nationalen Schwimm-Meisterschaften in Italien und schwamm als erster Italiener 100 Meter in unter 60 Sekunden. 1952 und 1956 nahm er mit der Wasserball-Nationalmannschaft an den Olympischen Spielen teil. Noch heute ist Bud Spencer Namenspatron des Freibades in Schwäbisch Gmünd, das der Italiener in seiner Zeit als Leistungssportler nutzte.

Erneut an der Uni eingeschrieben, schloss Carlo Pedersoli 1957 nach 6 Semestern (ebenfalls überdurchschnittlich schnell) sein Studium ab.

2011 sagte er, er wollte Arzt oder Rechtsanwalt werden, doch wegen seiner vielen anderen Aktivitäten kam er nicht dazu. Rückblickend erscheint diese Aussage schon fast untertrieben. Denn kaum hatte er sein Studium abgeschlossen, spielte er bereits mit seinem späteren Partner, Mario Girotti, eine kleine Rolle in dem bekannten Film „Hannibal“. Anschließend war er vier Jahre als Komponist tätig, heiratete 1960 Maria Amato, die er schon seit 15 Jahren kannte und wurde Vater dreier Kinder. Parallel dazu tourte er mit einer Gitarre und selbst geschriebenen Liedern durch verschiedene Nachtclubs. Diese Hingabe zur Musik blieb ihm bis zuletzt erhalten, sodass er 2003 die erste eigene CD mit neapolitanischen Liedern herausbrachte.

Doch auch seine Begeisterung für Filme riss nicht ab. 1965 gründete er seine eigene Produktionsfirma, die überraschenderweise jedoch hauptsächlich Tierdokumentationen drehte. Ebenfalls untypisch aus heutiger Sicht erscheint, dass der erste Spielfilm, in dem durch einen Zufall auch Mario Girotti mitspielte, einen durchaus „ernsthaften“ Western darstellte. Nachdem sich jedoch herausstellte, dass die Westernkomödien mit den fliegenden Fäusten und lockeren Sprüchen ein weit größeres Publikum begeisterte, wurden die ersten beiden Filme kurzerhand umgeschnitten und aus „Gott vergibt…Django nie!“ wurde „Zwei vom Affen gebissen“, der bereits dass allseits beliebte Format aufweist.

Da Carlo Pedersoli seinen bürgerlichen Namen nicht ins lächerliche ziehen wollte und sich amerikanische Künstlernamen besser vermarkten ließen, benannte er sich nach seinem Lieblingsbier (Budweiser) und seinem Lieblingsschauspieler, Spencer Tray. Das Duo aus Bud Spencer und dem ausgebildeten Schauspieler Terence Hill drehte in den ’70er und ’80er Jahren insgesamt 17 Filme. Auch ohne seinen „schlagfertigen“ Partner wurde Bud Spencer Hauptdarsteller von zahlreichen Filmen, die zum Teil seiner eigenen Feder entstammten. Wegen seiner starken Kurzsichtigkeit soll es bei den Aufnahmen sogar gelegentlich zu echten Treffern bei den legendären „Saloonszenen“ gekommen sein.

An deren Authentizität haben Spencers Fans natürlich nie gezweifelt!

Durch die Filme entdeckte Carlo Pedersoli seine Freude am Fliegen, die ihm auch seine Sehschwäche augenscheinlich nicht trüben konnte. 1975 machte er seinen Helikopter-Pilotenschein und zwei Jahre Später auch noch den Flugzeug-Pilotenschein. Außerdem erwarb er Fluglizenzen für die Schweiz un die USA. Damit nicht genug, gründete er ’81 seine eigene Fluggesellschaft, Mistral Air, die er später verkaufte. Ebenfalls 1981 meldete Pedersoli sein erstes Patent an. Er hatte mal eben zwischendurch ein Jagdgewehr mit drei Läufen erfunden und ein Jahr darauf ein außergewöhnliches Türschloss. Das Gerücht um das Patent für eine Zahnbürste mit integrierter Zahnpasta, tat er jedoch als bloßes Gebrauchsmuster ab.

Seinen Kampfstil hat er vielleicht nicht erfunden, aber Bud Spencer ist  allseits bekannt für seine „Doppelbackpfeifen“ und die kräftige, geballte Faust, die einem Hammer gleich, auf den Kopf des Gegners schlägt. Mit zunehmendem Alter zog sich der Italiener mehr und mehr aus der Öffentlichkeit zurück und spielte ab den 90er Jahren ruhigere Rollen. 2005 kandidierte Carlo Pedersoli bei den Regionalwahlen für ein Regierungsamt in Latium, einer Region bei Rom. Wegen dem allgemeinen schlechten Abschneiden der Partei „Forza Italia“ konnte er seine Fähigkeiten als Politiker jedoch nicht unter Beweis stellen.

Aufgrund finanzieller Probleme nahm er im Alter von 78 die Schauspielerei wieder auf und plante sogar einen weiteren Film mit Terence Hill. Diese Planungen liefen leider ins Leere, da beide ihr fortgeschrittenes Alter einholte. Spencer kommentierte knapp: „Nie wieder. Wir bewegen uns wie alte Männer.“ Doch seiner Jugend trauerte er keineswegs hinterher. 2011 erschien seine Autobiografie („Bud Spencer. Mein Leben, meine Filme“), die innerhalb weniger Tage zum Bestseller wurde, sodass ein Jahr später ein zweiter Teil folgte. Er meint: „Ich hatte in meinem Leben genug Glück, das war wirklich toll“. Diese Zufriedenheit und die Gelassenheit, dass man Wünsche haben könne, aber keine Pläne machen solle, spiegelt sich auch in seinem Lebensmotto wieder. „Futtetenne“, eine Maxime aus seiner Heimat (Neapel), heißt übersetzt: „Scheiß drauf, wenn etwas nicht klappt; das Leben geht weiter“.

Wenn wir von diesem facettenreichen Menschen etwas besonders lange in Erinnerung behalten werden, ist es die unverwechselbare Konfliktlösungsstrategie und das standhafte Vertrauen in den Fluss des Lebens. Als Carlo Pedersoli vorgestern im Kreis seiner Familie starb, soll sein letztes Wort gewesen sein: „Danke“.

Mehr gibt es nicht zu erwidern.

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Lena Hortian

Ich mag gutes Essen (wer tut das nicht?) und treibe tatsächlich gerne Sport, obwohl mein Schweinehund da auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. Zeitgleich studiere ich Literatur und Medien. Meine Wahlheimat Münster ist für das alles und noch viel mehr zum Glück bestens geeignet, auch wenn ich mir als Rheinländerin hier noch ein paar Berge wünsche.

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