Reportage

Reportage: Der Jahrhundertsturm in Münster

Fährt man mit dem Auto oder dem Bus durch Münster in Westfalen kommt man sich vor wie in einem unheimlichen Katastrophenfilm, denn überall kann man an den Straßenrändern riesige Haufen aus Möbeln oder durchnässten Habseligkeiten sehen. In vielen Straßen werden Keller oder ganze Wohnungen ausgepumpt und einige Bewohner haben von einem Moment auf den nächsten alles verloren, zwei Menschen verloren sogar ihr Leben.
| Ronja Thier |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Robin Thier

Fährt man mit dem Auto oder dem Bus durch Münster in Westfalen kommt man sich vor wie in einem unheimlichen Katastrophenfilm, denn überall kann man an den Straßenrändern riesige Haufen aus Möbeln oder durchnässten Habseligkeiten sehen. In vielen Straßen werden Keller oder ganze Wohnungen ausgepumpt und einige Bewohner haben von einem Moment auf den nächsten alles verloren, zwei Menschen verloren sogar ihr Leben.

Am Montagabend, dem 28. Juli 2014, brach innerhalb weniger Minuten in der gesamten Stadt das Chaos aus, denn aus einem harmlosen Regen entwickelte sich ein gewaltiger Sturm, der Bäume aus der Erde riss, Autos und Wohnungen und somit teilweise ganze Existenzen vernichtete. Das Wasser floss durch Türspalten und Fenster oder drückte aus den Abflüssen hoch, sodass es fast unmöglich war, es aufzuhalten. Schon nach kurzer Zeit waren die Straßen überflutet und verwandelten sich in reißende Flüsse, die Aa trat über die Ufer, schwemmte Bäume weg und machte einige Wege vollkommen unbenutzbar. An ein Durchkommen mit dem Auto oder dem Fahrrad war nicht zu denken. Immer mehr Keller und Wohnungen liefen voll und so wie der Wasserpegel, stieg auch die Anzahl der Notrufe in der Stadt. Mehr als 150 THW-Kräfte (Technische Hilfswerke) und 650 Feuerwehrmänner versuchten die Wassermassen in dem Griff zu bekommen und zu retten, was noch zu retten war.
Am nächsten Tag waren mehr als 24.000 Haushalte ohne Strom, manche Menschen waren über Nacht obdachlos geworden und alle hatten mit den großen Schäden zu kämpfen, die das Unwetter angerichtet hatte. Aber vorbei war es noch nicht, denn schon am Dienstagabend brach der nächste Starkregen über Münster herein und verschlimmerte die Situation noch um einiges.

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So wie hier am Aasee sah es zeitweise in ganz Münster aus.

Und auch jetzt, einige Tage später kann man die Ausmaße dieser Katastrophe noch gut sehen: In der ganzen Stadt türmen sich Berge aus durchnässten Möbeln, Keller und Wohnungen werden ausgepumpt und in sämtlichen Baumärkten wurden die Regale mit Gummistiefeln, Wasserpumpen, Nasssaugern und Luftentfeuchtern leergekauft.

Aber es ist auch erstaunlich wie die Menschen auf die Situation reagieren: Überall halfen die Leute sich gegenseitig, dabei spielte es keine Rolle mehr ob man sich kannte oder nicht, jeder half wo er konnte. Schnell wurden neue Unterkünfte für die gefunden, deren Wohnungen inzwischen unbewohnbar geworden waren, Bäckereien boten große Mengen belegter Brötchen an und viele konnten dort auch ihre Handys aufladen um Verwandte zu verständigen oder THW-Kräfte anzufordern. Auch jetzt noch hilft jeder wo er nur kann.

Doch es gibt immer Menschen, die aus jeder Situation das Beste machen und so konnte man schon bald Leute beobachten, die in Badeklamotten regelrecht durch die Straßen schwammen. Und auch der 24 jährige Lars Hofer nutzte die Gelegenheit, schnappte sich eine Luftmatratze und planschte damit durch die überschwemmten Straßen, wobei er sogar noch schneller vorankam als die Autos die gegen das Wasser ankämpfen mussten. Schon nach kürzester Zeit kursierten Bilder von ihm im Netz und in Zeitungen wurde über ihn berichtet.

Obwohl die meisten dieses Ereignis gerade noch glimpflich überstanden haben, wird es den Münsteranern noch lange im Gedächtnis bleiben und es bleibt nur zu hoffen, dass sich so eine Katastrophe nicht wiederholt.

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Ronja Thier

Hi, ich bin Ronja. Wenn ich nicht gerade wieder viel zu laut Musik höre und nach Konzertkarten suche, studiere ich Englisch und Geschichte an der Universität Münster. Hin und wieder schreibe ich Artikel für seitenwaelzer, bleibe dabei aber meinen Leidenschaften treu, weshalb ihr von mir vor allem Konzertberichte und Band-, Buch-, Film-, oder Serienempfehlungen lesen werdet.

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