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Verschick doch mal wieder eine Postkarte
Wann hast du zuletzt eine Postkarte verschickt? War es erst vor kurzem, im letzten Urlaub? Oder ist es schon ein […]
Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten
Wann hast du zuletzt eine Postkarte verschickt? War es erst vor kurzem, im letzten Urlaub? Oder ist es schon ein paar Jährchen her und die letzte handgeschriebene Postkarte stammt von einer fernen Klassenfahrt, bei welcher sie in dem Kiosk neben der Jugendherberge gekauft und anschließend an die Eltern verschickt wurde?
Alte Erinnerungen
Ach ja, die gute alte Postkarte. Meine Großeltern besitzen eine kleine Sammlung meiner ersten handgeschriebenen und an sie adressierten Postkarten. Der Familienurlaub bat damals den perfekten Anlass, um bunt bedruckte Postkarten mit sonnigen Urlaubsgrüßen an Bekannte und die besten Freundinnen zu schicken. Heutzutage verschicke ich nur noch sehr selten Postkarte und erhalte im Gegenzug folglich auch kaum welche. Manchmal denke ich im Urlaub sogar noch daran die Karten zu kaufen, aber von mir beschrieben oder verschickt werden sie dann meist doch nicht. Wenn ich jetzt in den Urlaub fahre, kommt normalerweise ein hübsches Urlaubsbild in die Instagram-Story, um den Freundinnen zu zeigen, wo ich mich denn diesen Sommer aufhalte und wie das Wetter so ist. Das höchste der Gefühle meinerseits ist dann eine persönliche Nachricht inklusive Fotos und Videos via WhatsApp, um meinen Ausflugs- oder Urlaubserfahrungen etwas detaillierter mit den Liebsten zu teilen. Schade, dass ich heute kaum noch Postkarten verschicke…
Dabei freut man sich doch so sehr, wenn man eine Postkarte im eigenen Briefkasten vorfindet. Der oder die Absender*in hat sich während der begrenzten, kostbaren Urlaubszeit die Mühe gemacht, eine passende Postkarte auszuwählen, ein paar liebe Worte auf ihre Rückseite zu schreiben und sie beim Postamt abzugeben. Demnach fühlt man sich schon auf irgendeine Weise besonders, wenn man eine Postkarte erhält, denn ihr Erhalt gleicht einer gewissen Wertschätzung.
Seit wann wird die Postkarte verschickt?
Der erste Verkaufstag der Postkarte in Deutschland (damals Deutscher Bund) war am 25. Juni 1870. Die mit kurzen Mitteilungen beschriebenen Karten gibt es also schon länger als 150 Jahre. Vor allem während des Deutsch-Französischen Kriegs in den Jahren 1870-1871 kam es zu einer massenhaften Verbreitung der Postkarten durch die deutschen Soldaten, die sie beschrifteten und in ihre Heimat schickten.
Früher musste man seine Kurznachricht sogar auf die bedruckte Vorderseite der Karte schreiben, da nur die Adresse auf die freie Rückseite durfte. Zwischen 1885 und 1918 war der Postkartenverkehr dann eindeutig auf seinem Höhepunkt. In den Städten gab es zu diesem Zeitpunkt drei bis elf Zustellungen am Tag, sodass man sich am Vormittag via Postkarte zum Nachmittagskaffee verabreden konnte. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm dann allerdings auch die Zahl der Telefonanschlüsse zu, sodass auf anderem Wege deutlich schneller und ausführlicher kommuniziert werden konnte. Für einige diente die Postkarte nie als Kommunikationsmedium, sondern lediglich als Sammelobjekt. Denn während der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert gingen ganze 20 Prozent der hergestellten Postkarten direkt an Sammelnde, die Hälfte von ihnen Frauen. Vor allem während des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden massenhaft Postkarten versandt. Das Stadtmuseum Münster bot bis vor kurzem sogar eine Ausstellung zum Thema „Münster auf alten Postkarten – Rund um die Promenade zum Zoo“ an, bei welcher Postkarten aus der Zeit von 1900 bis 1940 präsentiert wurden.
Ab den 50er Jahren wurden die Postkarten dann primär aus dem Urlaub verschickt. Die Produktion und das Verschicken von Post- und Ansichtskarten nahm schließlich zu Beginn der 90er Jahre kontinuierlich ab. Während im Jahr 1998 noch 400 Millionen Karten verschickt wurden, hat sich das Aufkommen im Jahr 2019 mehr als halbiert.
Wie zukunftsfähig sind Postkarten?
Dr. Veit Didczuneit arbeitet für das Museum für Kommunikation in Berlin und leitet dort die Sammlung der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. Als Zuständigen für den Sammlungsbereich der Brief- und Schreibkultur habe ich ihn nach seiner Einschätzung über die Zukunftsfähigkeit der Postkarte gefragt. Dr. Veit Didczuneit glaubt (hoffnungsvoll) daran, dass die Postkarte als Ansichtskarte, also als Postkarte mit Bilddruck, auch zukünftig noch „einen festen Platz innerhalb der Vielzahl der Kommunikationsmittel haben wird“. In seinen Augen liegt die Besonderheit der Postkarte darin, dass sie sich als ein sehr vielseitiges analoges Medium erweist. Sie ist einerseits als Handschrifttext- und Bildmotivträger etwas sehr Persönliches. Andererseits ist sie von ihrer Haptik und ihrem physischen Format interessant, da sie einen oftmals weiten Weg zwischen Absender*in und Empfänger*in zurücklegen musste. In der Postkarte sieht Dr. Veit Didczuneit ebenfalls ein bestehendes Sammlungs- und Erinnerungsstück, welches auch noch zukünftig von vielen sehr geschätzt werden wird.
Das kleine Geschenk
Natürlich kann man den Freund*innen auch weiterhin noch Urlaubsfotos oder Glückwünsche über das Handy auf digitalem Weg zukommen lassen. Aber es gleicht schlichtweg einfach nicht dem Erhalt einer Postkarte und die Einfachheit hinter dem schnellen knipsen, tippen und versenden, macht die Geste auch eindeutig weniger Besonders. Ich bin dafür, dass wir mal wieder etwas persönlicher und kreativer miteinander kommunizieren. Als Fan der Postkarte sollte man folglich auch aktiv zu ihrem zukünftigen Bestehen beitragen. Ich selbst bin dementsprechend nun ambitioniert und fest davon überzeugt, meinen Liebsten das nächste Mal, wenn ich im Urlaub bin, eine Postkarte zu schicken – und ich hoffe, ihr seid es auch. Aber nicht nur aus dem Urlaub, sondern auch aus der eigenen Heimat kann die Postkarte mit Glückwünschen oder netten Grüßen verziert werden und an eine, in einer anderen Stadt wohnenden, Person aus dem Freundeskreis verschickt werden.
„Der handschriftliche Brief, den man erhält, ist ein großes Geschenk. Die Ansichtskarte, als Gruß- und Urlaubskarte oder Humorkarte, ist ein kleines Geschenk an eine liebe Person. Und kleine Geschenke erhalten die Freundschaft und stärken die Gemeinschaft.“
Dr. Veit Didczuneit, Abteilungsleiter im Museum für Kommunikation Berlin
Falls du einmal nicht wissen solltest, an wen deine nächste Postkarte gerichtet sein soll, kannst du dir auch ganz einfach selbst eine Ansichtskarte aus dem Urlaub schicken. So schaffst du dir besondere Erinnerungsstücke, die dich beim Anblick mit Glück erfüllen und dich an schöne Momente zurückdenken lassen.
Noch mehr Informationen zur Geschichte der Postkarte gibt es hier:
https://www.ausstellung-postkarte.de
https://shmh.de/de/hamburgwissen/dossiers/geschichte-der-postkarte
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Lena Müller
In meiner Freizeit habe ich immer entweder einen Kochlöffel oder ein gutes Buch in der Hand. Dank meiner Vergesslichkeit kann ich mir auf Dauer eigentlich nur Songtexte und die Bedienung meiner Kaffeemaschine merken. Aktuell studiere ich Kommunikationswissenschaft in Münster.
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