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You got the job (not)!

Es ist unvermeidlich. Jeder steht irgendwann vor diesem Punkt im Leben. Manche früher, manche später. Aber eines ist sicher: der […]
| Gina Gilsing |

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Gerd Altmann | Pixabay

Es ist unvermeidlich. Jeder steht irgendwann vor diesem Punkt im Leben. Manche früher, manche später. Aber eines ist sicher: der Tag wird kommen, an dem man den ersten Schritt wagen muss – Den Schritt in das Berufsleben. Auch dieser Weg, den jeder von uns gehen muss, hat seine Höhen und Tiefen, aber auch Regenbögen und Sonnenstrahlen. Hier findest du ein paar nützliche Tipps von einer Insiderin. Wie geht man mit Absagen um? Wie verkaufe ich mich richtig? Was bin ich (mir) wert? Unter dem Titel „You got the job (not)!“ werden Themen rund um den „Start in das Berufsleben“ behandelt und mit Beispielen geschmückt. Heute starte ich mit:

unbekannt Gerd Altmann | Pixabay

Das ist meine Stelle!

Scroll, scroll, scroll… stepstone, monster, Jobbörse der Agentur für Arbeit… es gibt unzählige Jobportale. Einige spucken die gleichen Ergebnisse aus, andere schlagen Jobs vor, die ich gar nicht suche. Hallo? Ich habe hier „Kommunikation“ als Suchbegriff eingegeben und ich möchte definitiv NICHT als IT-lerin irgendwelche Programme schreiben. Blödes Portal. Nein, natürlich ist das Portal nicht blöd. Es arbeitet auch nur mit den Informationen, die in den Stellenbeschreibungen hinterlegt sind. Also, wie gehen wir das Ganze an? Wie finde ich die eine Stelle? Meine Stelle?

Nimm dir Zeit, schnappe dir Zettel und Stift (oder öffne ein Word-Dokument) und fange bei dir selbst an. Notiere folgendes:
– Was ist deine bisherige Berufserfahrung?
– Wie ist dein schulischer und/oder akademischer Werdegang?
– Welche weiteren Qualifikationen hast du (Workshops, Zertifikate, …)?
– Was von dem Gelernten kannst du besonders gut?
– Was sind generell deine Stärken? (Falls dir nichts einfällt, sprich mit deiner Familie oder Freunden. Oft sehen sie Dinge in dir, für die du selbst blind bist.)
– Wofür stehst du?
– Welche Werte vertrittst du?
– Wofür möchtest du jeden Tag aufstehen?

Wenn du diese Fragen beantwortet hast, bist du deiner Stelle schon ein Stückchen näher. Falls dir bei einigen Fragen die Beantwortung etwas schwerfällt, kein Problem! Hier ein Praxisbeispiel (in Stichworten):

Was ist deine bisherige Berufserfahrung?
Ich habe eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau absolviert, danach ein Jahr lang Veranstaltungen in einem Hotel betreut. Nach dem Studium leitete ich die Eventabteilung eines Premium Caterers. (Hier auch gerne Praktika aufzählen).

Wie ist dein schulischer und/oder akademischer Werdegang?
Abitur, Studium der Kommunikationswissenschaft, …

Welche weiteren Qualifikationen hast du (Workshops, Zertifikate, …)?
Ausbilderschein, Zertifikate in WordPress, Journalistisches Schreiben, Umgang mit Stress am Arbeitsplatz, …

Was von dem Gelernten kannst du besonders gut?
Schreiben, Dinge hinterfragen, Veranstaltungen organisieren, Personal managen, Websites gestalten, Office-Programme bedienen, …

Was sind generell deine Stärken?
Zuhören, Organisieren, Belastbarkeit, Flexibilität, Kreativität, Kritikfähigkeit, … (Die Liste kann unendlich weitergeführt werden).

Wofür stehst du?
Treue, Teamwork, Vertrauen, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, Ordnung, …

Welche Werte vertrittst du?
Treue, Liebe, Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, … (es ist nicht schlimm, wenn sich die Punkte mit denen aus der vorherigen Frage doppeln, es ist sogar sehr gut, es zeigt, dass du für deine Werte einstehst!)

Wofür möchtest du jeden Tag aufstehen?
Ich möchte Menschen helfen, ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, das Unternehmen weiterbringen, informieren, ….

Viele Informationen! I know! Aber jetzt weißt du sehr viel (Neues) über dich, was du kannst und wofür du stehst. Kommen wir also zum nächsten Schritt!

Mein (Traum-)Arbeitgeber!

Es ist nicht nur gut zu wissen, wofür du stehst und welche Werte und Qualifikationen du vertrittst, sondern auch wofür ein Arbeitgeber steht. In diesem Schritt geht es nicht darum, was ein bestimmter Arbeitgeber vertritt, sondern worauf du bei deinem (Traum-)Arbeitgeber wert legst. Hier bietet sich das Tool der Mindmap an. Schreibe das Wort
„(Traum-)Arbeitgeber“ in die Mitte, kringel diesen Begriff mit einem fetten Stift ein und lasse deine Gedanken sprudeln. Es gilt: nicht lange nachdenken, sondern einfach alles niederschreiben, was dir in den Kopf kommt. Der erste Gedanke ist meist der (in diesem Fall) wichtige:
– Langfristige Zusammenarbeit
– Teamevents
– Kostenlose Obst- und Getränkebar
– Weiterbildungsmöglichkeiten
– Faire Entlohnung
– Betriebsrat
– Homeoffice
– Tierfreundlichkeit
– Keine Kinderarbeit
– u. v. m.

WOW! Das ist ja mal eine Liste! Wirklich gut gemacht! Der Grundstein ist gelegt. Jetzt weißt du was du kannst und willst und auch für wen du dich und dein Können einsetzen möchtest. Habe auf der Suche nach deiner Stelle diese beiden Listen stehts parat und rufe dir immer wieder ins Gedächtnis, worauf du bei dir und bei anderen wert legst!

Erwecke den Sherlock in dir!

Du bist jetzt mit deinen Listen gut bewaffnet und kannst dich den Jobportalen stellen! Damit dir nicht das gleiche passiert wie mir und du im Dschungel der Schlagwörter und Jobbezeichnungen untergehst, ist jetzt ein bisschen Detektivarbeit gefragt. Es ist Zeit, schnapp dir den letzten weißen Zettel und einen spitzen Stift!

unbekannt 272447 | Pixabay

Für viele Berufe gibt es die gleichen Beschreibungen und Bezeichnungen. Deshalb gilt es, genau zu definieren, welche Jobs du ausüben möchtest. Stell dir vor, du möchtest gerne in einer Kommunikationsagentur arbeiten. Du tippst in der Jobbörse deiner Wahl das Schlagwort „Kommunikation“ ein und du bekommst 1.000 Vorschläge. Jackpot! – Denkst du! Aber bei genauerer Betrachtung fällt dir auf, dass du fast 90% der Stellen streichen kannst. Dir wird alles vorgeschlagen, was nur den Hauch von „Kommunikation“ in sich trägt. Ob man es glaubt oder nicht, aber Arbeitgeber legen auch bei Informatikern wert auf „kommunikative Mitarbeiter“. Und das ist der Clou!

Recherche ist angesagt. Stelle dir einen Pool von Schlagwörtern und Berufsbezeichnungen zusammen. Das können „harte“ Bezeichnungen wie Veranstaltungskauffrau, Journalistin, Floristin oder Chemikerin sein, aber auch „weiche“ wie Öffentlichkeitsarbeit, Public Relations, Vertrieb, …

Diese Bezeichnungen findest du auf Portalen, auf denen Jobs porträtiert werden. Du googelst einfach „PR-Berater Jobbeschreibung“ und schon findest du viele Begriffe, die den Job ausmachen und die in deinen Pool aufgenommen werden können. Bei der Recherche ist zudem zu beachten, wie der Job sonst noch betitelt wird. Sucht man nach dem besagten „PR-Berater“, findet man auch Bezeichnungen wie „PR-Manager“ oder „Berater Unternehmenskommunikation“. Und was machst du mit diesem Fund? Genau! Ab auf die Liste damit!
Bevor du dich jetzt in die Jobportale stürzt, müssen die Schlagwörter erstmal den Pretest überstehen. Du suchst dir irgendein Portal aus und testest einmal alle Wörter aus. Falls bei einem Begriff nur Müll rauskommt – runter damit von deiner Liste. Hast du diesen Schritt abgeschlossen, kannst du sehr gut vorbereitet den ersten Step Richtung Berufsleben starten.

Kleiner Tipp noch: Du musst nicht jedes Portal nutzen, das es auf dem Markt gibt. Beschränke dich auf 3-5 Portale, mit denen du gut zurechtkommst. Dann macht die Suche definitiv mehr Spaß. Und falls du einige Unternehmen wirklich spannend findest, beobachte einfach parallel deren eigene Karriereportale, denn nicht jedes Unternehmen schaltet offene Stellen auf anderen Plattformen.

Ein Gutes Gefühl – das A und O

Wenn du dir Stellenbeschreibungen durchliest, halte dir bitte immer vor Augen, dass du all das, was die Arbeitgeber in dieser Beschreibung verlangen, nicht 100 % erfüllen kannst.

Meine Mama, eine sehr weise Frau, sagte einmal zu mir:

Wenn du die Anforderungen zu 70% erfüllst, du ein gutes Gefühl hast und bereit bist zu lernen, dann bewerbe dich!

Mama Gilsing

Und sie hat so recht damit. Natürlich sollte man top in seinem Job sein und einiges an Können und Qualifikationen mitbringen. Aber vor allem muss es menschlich passen! Wir verbringen die meiste Zeit unseres Lebens mit den Menschen aus unserem Job und da muss das Team verdammt nochmal einfach passen. Auch das ist Arbeitgebern wichtig! Da ist es nicht schlimm wenn dieser oder jener Punkt nicht erfüllt wird, das kann man lernen (hey, wofür sonst gibt es die Probe- und Einarabeitungszeit) aber ob man in dem Team funktioniert und harmoniert, dass kann man leider nicht mit einem Zertifikat vorweisen.

Also: Sei mutig und bewerbe dich auch auf Stellen, bei denen du nicht hinter jeder Anforderung einen Haken machen kannst, sondern wo dir die Aufgaben ein wohliges Gefühl bescheren und du hinter dem stehen kannst, was das Unternehmen vertritt.
Kleine Anekdote: Ich habe mich auf einen Job beworben, bei dem ich hinter jeder Aufgabe einen fetten Haken machen konnte. Hey, das kann ich im Schlaf, ich bin eure Number One. Und was war? Absage! Noch nicht mal zu einem Gespräch wurde ich eingeladen. Anders habe ich mich bei einer Institution beworben, bei der ich bei einigen Anforderungen keinen Haken machen, aber mit Stolz sagen konnte „hier möchte ich arbeiten“. Ein paar Wochen später kam die Einladung zu einem Bewerbungsgespräch.

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Gina Gilsing

"Mischief managed" - Neben den üblichen Flugstunden und dem Brauen von Zaubertränken verbringe ich super gerne Zeit mit Freunden und liebe spontane Unternehmungen. Zaubersprüche lernte ich an der WWU Münster im Fach Kommunikationswissenschaft und schwang kurze Zeit danach den Zauberstab in der Eventbranche. Seit April 2021 arbeite ich beim Ministerium für Zauberei als Online Marketing Managerin. Ich freue mich, die Autor:innen bei ihren Artikeln unterstützen zu dürfen und die Sozialen Medien zu füttern, sodass wir viele Hauspunkte sammeln! ;)

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