Kultur und Medien / Wissenschaft und Technik

Kunst aus dem Computer

Ein neues Werk von Van Gogh oder Matisse, Jahre nach deren Ableben? Das könnte bald möglich sein, zumindest teilweise.
| Robin Thier |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

deepart.io / Robin Thier

Ein neues Werk von Van Gogh oder Matisse, Jahre nach deren Ableben? Das könnte bald möglich sein, zumindest teilweise. Der Computer-Algorithmus „Deep Art“, welcher von Mitarbeitern der Universität Lausanne in der Schweiz entwickelt wurde, errechnet aus jedem beliebigen Bild ein Gemälde nach dem Vorbild berühmter Kunstwerke und kommt dabei in Sachen Stil und Umsetzung sehr nah an die alten Meister heran. Aber wie funktioniert das?

Natürlich wird der Computer hier nicht selbst schöpferisch tätig. Der Nutzer speist zwei Bilder in das Programm ein, eines, das neugezeichnet werden soll und eines, das als Stilvorlage dient. Eine besonders hoch entwickelte Bilderkennung scannt die Vorlage, erfasst die Hauptelemente und erstellt daraus ein Profil des Bildes, welches sich dann auf das andere Bild anwenden lässt. Im nächsten Schritt „malt“ der Computer in dem gewählten Stil. Der Prozess dauert etwa 10 Minuten pro Bild und je mehr Bilder verrechnet werden, desto besser wird das Programm. Da die Forscher weitere Daten erheben möchten und ihnen vermutlich irgendwann die Testbilder ausgingen, wurde das Projekt inzwischen für die Öffentlichkeit freigegeben und jeder Interessent kann auf der Webseite selbst zwei Bilder kostenlos hochladen und die Urlaubsfotos im Stil Van Goghs genießen. Man muss allerdings mit einiger Wartezeit rechnen, denn die Warteliste der zu bearbeitenden Werke ist lang. Man kann den Prozess auch gegen eine kleine Gebühr beschleunigen.

Wir haben es uns nicht nehmen lassen, die Wundermaschine zu testen und selbst zwei Bilder hochgeladen – mittels der kostenlosen Funktion natürlich. Es dauerte ganze vier Tage, bis das Bild im E-Mail-Posteingang lag und tatsächlich, die stilistische Ähnlichkeit lässt sich nicht leugnen.

 

Wir kombinierten ein Gemälde des Malers "René Magritte" mit einem eigenen Foto. Heraus kam das Ergebnis auf der rechten Seite.
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Wir kombinierten ein Gemälde des Malers „René Magritte“ mit einem eigenen Foto. Heraus kam das Ergebnis auf der rechten Seite.

 

Mittels der Webseite überprüfen die Forscher außerdem, ob Menschen in der Lage sind, zu erkennen, ob die Bilder maschinell oder durch Menschenhand entstanden. Tatsächlich lagen die Probanden nur in etwa 60% der Fälle richtig, so genau arbeitet der Algorithmus. Künstler brauchen sich jetzt aber keine Sorgen machen. Solange der Computer nur die Stile von Kunstwerken nachahmt, werden sie keine Konkurrenz bekommen. Im Gegenteil, vielleicht können beschädigte oder verschollene Gemälde so besser restauriert werden. Was dem echten Erschaffen von Computerkunst noch am nächsten komm, wäre das Deep-Dream-Projekt von Google.

Googles Bildersuche-Algorithmus wurde über die Jahre trainiert, nach bestimmten Objekten und Formen Ausschau zu halten. Eines Tages kam jemand auf die Idee und ließ das Programm nicht nur wie üblich auf einem Bild nach Formen suchen, sondern genau umgekehrt ein Bild erzeugen. Heraus kam ein surreales Gemälde, in dem man unzählige Details, Muster und Gegenstände erkennen kann. Einer Science-Fiction-Geschichte folgend, fragte man sich anschließend, ob so wohl die Träume von Computern aussehen mögen? Daher auch der Name „Deep Dream“. Das mit den Träumen ist natürlich nicht der Fall, es handelt sich lediglich um das Sichtbarmachen der Arbeitsweise des Algorithmus, der nach Mustern sucht. Trotzdem sind diese fast schon halluzinierenden Bilder interessant anzusehen. Dieser „künstlerische“ Effekt lässt sich ebenfalls kostenlos bei eigenen Bildern anwenden und testen. Hier kann man sich ein eigenes Traumbild erzeugen lassen.

Von allein sind Computer also noch nicht zu einer künstlerischen Leistung fähig, wobei sich natürlich darüber streiten ließe, was „Kunst“ überhaupt ist und ob nicht allein das Erzeugen von neuen visuell ästhetisch ansprechenden Bildern Kunst sein kann. Aber darum soll es hier nicht im Einzelnen gehen. Fakt ist, dass Computer als Hilfsmittel zum Erstellen von Kunst durchaus zu gebrauchen sind, wie das folgende Video des Photoshop-Künstlers Erik Johansson beweist.

 

Impact - Behind the Scenes (4K)

 


Quellen:
https://www.bluewin.ch/de/digital/redaktion/2016/16-04/ki-programm-verwandelt-fotos-in-gemaelde-beruehmter-kuenstler.html
https://deepart.io/

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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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