Arabische Kultur in westlicher Welt
Nach so viel seltsamen neuen Erlebnissen, erzähle ich euch erst einmal von dem normalen Tourikram, den ich mit meiner Freundin Anna selbstverständlich auch gemacht habe. Wieder einmal nahmen wir das Angebot der Free Walking Tour in Anspruch, die dort von Nicholas Player, einem gebürtigen Briten, geleitet wurde. Und ich sage euch: Das war die beste Stadtführung, die ich jemals mitgemacht habe.
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Nach so viel seltsamen neuen Erlebnissen erzähle ich euch erst einmal von dem normalen Tourikram, den ich mit meiner Freundin Anna selbstverständlich auch gemacht habe. Wieder einmal nahmen wir das Angebot der Free Walking Tour in Anspruch, die dort von Nicholas Player, einem gebürtigen Briten, geleitet wurde. Und ich sage euch: Das war die beste Stadtführung, die ich jemals mitgemacht habe.
Er begann anhand unserer Gruppe und Game of Thrones Charakteren die Geschichte der Stadt zu erklären. Welcher Herrscher Wen umbrachte, Was sein Rivale davon hielt und welche Religionen dabei eine Rolle spielten. Das blieb natürlich nicht ohne Lacher aus und auch im Laufe der Tour kam man weder aus dem Lachen noch aus dem Staunen heraus. Er profitierte zudem von seinen Freundschaften zu den Bewohnern des Albayzins, des oberen Stadtteils, und somit kamen wir in den Genuss wunderschöner Gärten mit fruchttragenden Sträuchern und Bäumen, deren Astwerk sich entlang des gesamten Gartens verschlungen hatte. Ich kann nur wieder meine Bewunderung für unseren Tourleiter aussprechen. Falls jemand von euch mal nach Granada kommt: Macht eine Führung bei Nicholas Player mit.
Wenn ihr übrigens noch etwas über die Alhambra lesen möchtet, verlinke ich euch hier meinen Artikel, den ich auf meinem eigenen Auslandsblog veröffentlichte, nachdem ich im Januar den Königspalast besichtigte. Der Palast hat sich in dem letzten halben Jahr schließlich nicht großartig verändert. Nur der klimatische Unterschied zwischen Winter und Sommer lässt die Fotos natürlich ein wenig blumenreicher und farbenfroher erstrahlen.
Nach der Stadtführung wollten wir eigentlich an dem kleinen Fluss eine Siesta halten. Allerdings haben wir uns beide so dermaßen blöd angestellt den kleinen Abgang hinter der Brücke runter zum schmalen Flussufer zu finden und sind stattdessen erst einmal in die entgegengesetzte Richtung gelaufen.
Wir sind sehr lange gelaufen. Irgendwann kamen wir in einen dichten Wald hinein, der dennoch einen schmalen Pfad bot. Abenteuerlustig wie wir sind dachten wir uns also “Wildnis erkunden!” Einige Hundert Meter in den Wald hinein fanden wir einen Aufstieg, der nach einem kurzen Stück so steil wurde, dass jemand eine Strickleiter an einigen Holzpflöcken im lehmigen Boden befestigt hatte. Neugierig ob der Zivilisation in dem grünen Dickicht, beschlossen wir also zu erkunden, was sich am Ende der Leiter offenbaren würde. Ja, mir war vollkommen bewusst, dass die typischen Horrorfilme genauso anfangen. Aber auf uns warteten glücklicherweise keine furchteinflößenden Mutanten a la “Wrong Turn”.
Wir fanden jedoch Behausungen in den Höhlen entlang der Felswand und waren erstaunt, wie einfallsreich und aufwendig die Ausstattung war.
Vor einer kleinen Holztür, die von Wänden aus Flaschen und Mörtel gehalten wurde und mit einem dicken Vorhängeschloss versehen war, stand ein Holztisch mit zwei bepolsterten Stühlen. Auf dem Tisch lag eine Schale mit Süßigkeiten, denen ich jedoch widerstand. Rechts davon lehnte ein großer Spiegel auf einem in der Felswand befestigten Sideboard. Weiter links am Felsen entlang hing anscheinend saubere (?) Wäsche auf einer Leine und weitere diesmal offene Höhlen, waren mit Matratzen ausgestattet. Wir fanden die Wohnstuben leider verlassen vor, doch wir hätten gerne mit den Bewohnern über ihren doch recht alternativen Lebensstil geredet.
Auf unserem Rückweg kurz vor der Stadt, ruhten wir uns einen Moment am Straßenrand aus und wurden von einem braun gebrannten jungen Mann mit weißblonden kurzen Locken überholt. Da er genau wie wir aus dem Wald kommen musste, wollte ich wissen, ob er vielleicht in den Höhlenwohnungen lebte. Es stellte sich heraus, dass er Franzose war. Die Kommunikation mit den Franzosen gestaltet sich meist sehr schwierig, wenn man kein französisch kann.
Ich versuchte es also mit einem sehr langsamen Spanisch, das ich meiner Meinung nach mit einem französischen Akzent versah. Er verstand mich mehr oder weniger und sprach in seiner eigenen Sprache mit Anna, die ihn zwar einigermaßen verstand, aber nicht selbst französisch reden konnte. Sie erklärte mir daraufhin auf Deutsch, was der Franzose gesagt hatte. Eine etwas schwerfällige Konversation, aber immerhin verriet sie uns, dass er leider nichts von den Höhlenlagern wusste und selbst in einem Zelt im Wald schlief.
Abends trafen wir wieder einmal auf unsere Hippiefreunde und schlossen uns ihnen an den Berg hochzusteigen und zu deren Lager zu gehen. Es kamen noch einige Andere dazu und wir waren eine Gruppe von acht Leuten. Wir kochten gemeinsam am Lagerfeuer ein “thailändischen Reisgericht” mit Gemüse und Obst und es schmeckte für mich etwas seltsam, aber die weit gereisten Begleiter meinten, dass das total typisch für Thailand ist und ich wollte mich dieser Weltoffenheit nicht verschließen. Gekocht wurde übrigens selbstverständlich mit Containeressen.
Wir saßen gemeinsam in gemütlicher Runde am Lagerfeuer, ein Joint wurde herumgereicht, das Bier gleich hinterher und der Himmel war besprenkelt mit Sternen. Mir persönlich wurde es jedoch ein wenig zu hippiesk als Hannes und Marcel anfingen besinnliche Lieder über “Beautiful People” und “Freiheit” zu singen. Anna dachte offensichtlich das Gleiche und wir tauschten vielsagende Blicke aus, konnten uns jedoch glücklicherweise das Lachen verkneifen.
Das wurde uns dann doch zu soft.
Ich fasse über Granada zusammen: Ich habe dort Erfahrungen gemacht, die mich sehr geprägt haben, weswegen ich jetzt ganz anders drauf bin, als vor einem Jahr. In vielen Situationen bin ich weitaus gelassener, und wenn ich mal wieder eine kleine Sinneskrise habe, weil ich mit vielen Gleichaltrigen (Mädchen) einfach nichts gemeinsam habe, dann erinnere ich mich an diese Hippies und denke zum einen: Es gibt viele Menschen, mit denen ich etwas gemeinsam habe und die ich interessant und gut finde. Und zum anderen denke ich: Und es gibt Menschen, die sind so unfassbar seltsam, dass sie mit unserer Gesellschaft noch viel weniger Gemeinsamkeiten haben. Dann fühle ich mich wieder ganz normal.
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