Kultur und Medien / Musik

Between the beauty and the pain – The War on Drugs

"Between the beauty and the pain" beschreibt den Stil von "The War on Drugs" perfekt. Warum das Konzert für Joshua fast ins Wasser gefallen wäre.
| Joshua Sans |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Joshua Sans

„The place between the beauty and the pain“ ist nicht nur eine Zeile aus dem Lied „Strangest Thing“, sondern beschreibt auch den bittersüßen Stil von The War On Drugs (TWOD), die man spätestens seit dem Album „Lost in The Dream“ auf dem Schirm haben sollte.

Die oft sehr melancholischen Lyrics des Sängers Adam Granduciel werden von energiegeladenen und melodischen Gitarrenriffs begleitet. Das klingt zunächst nicht besonders oder neu und sicher gibt es auch andere Bands, die einen ähnlichen Stil bedienen. Was TWOD allerdings so besonders und herausragend macht, ist der Sound, den die Band aus Philadelphia kreiert. Man könnte die Indie-Rock-Band als eine Mischung aus Bruce Springsteen und Bob Dylan beschreiben. Zwei Künstler, die die Band auch oft als Inspirationsquellen nennt. In vielen Liedern hört man den kraftvollen Sound von Springsteen und die zerbrechliche Stimme von Dylan. Diese Mischung gepaart mit modernen, atmosphärischen Einschlägen aus Indie und Folk ergibt den unverwechselbaren Sound, den ich im Kölner E-Werk live erleben durfte.

Das Konzert am 3.11. war Teil der Tour zum neuen Album „A Deeper Understanding“, welches am 25. August diesen Jahres erschienen ist. In dem Album verarbeitet Adam Granduciel, der nicht nur als Sänger und Gitarrist der Band, sondern auch als deren wichtigster Songwriter fungiert, seine schwere Depression. Das hört man in seinen Liedern, sieht es dem Sänger live aber nicht im Geringsten an. Im Gegenteil, betrachtet man Granduciel auf der Bühne, stellt man fest, wie viel Spaß und Erfüllung er beim Spielen seiner Lieder verspürt. In einem Interview hat der Musiker einmal gesagt, dass das strukturierte Tourleben ihm aus der Krise geholfen habe und wie sehr er es liebe, live zu performen.

Am Konzertabend selbst bestand der größte Teil der Setlist aus Songs des letzten Albums, aber auch Fans der älteren Alben „Wagonwheel Blues“ und „Lost In The Dream“ kamen auf ihre Kosten. Das Konzert bot einen schönen Mix aus schnellen, poppigen Songs wie „Red Eyes“ und „An Ocean In Between The Waves“, aber auch ruhigen und verträumten Stücken wie „Under The Pressure“ und „Clean Living“. Dabei störte es überhaupt nicht, dass so manches Lied die typische Radiolänge überschritt und die Band sich während der langen Stücke in der eigenen Musik verlor. Bei dem Song „Thinking Of A Place“, der mit über elf Minuten der längste des Abends war, wurde das besonders deutlich. Man fühlte sich zwischenzeitlich eher wie der Betrachter einer Jam Session und nicht wie der Betrachter eines Konzerts. Auffällig dabei war, wie die ganze Band um Adam Granduciel herum agierte. Besonders bei den Passagen in denen Granduciel nicht sang, sondern minutenlange Gitarrensolos zum Besten gab, wurde deutlich, dass die Band ohne ihren Frontmann nicht funktionieren würde. Dieser Umstand schmälerte die Leistung der anderen Bandmitglieder nicht, sondern zeigte eher, wie sehr sie miteinander und für die Musik funktionieren. Die sphärischen Keyboards, das klangvoll passende Saxophon und die schlichten Drums tragen genauso zum unverwechselbaren Sound der Band bei, wie die Gitarre Granduciels. Eine weitere Besonderheit, die diesen Sound maßgeblich beeinflusst, sind die zahllosen Effektpedals, die den Klang der Gitarre ergänzen. Zwischen den einzelnen Songs und vor fast jedem Solo sieht es so aus, als würde Granduciel über die Bühne torkeln. Dabei bedient er nur besagte Effektpedals und man kann sich gut vorstellen, wie kompliziert es gewesen sein muss, diese zu arrangieren. Trotz der Größe des Kölner E-Werks war die Stimmung eher intim und es wirkte so, als könne die Band das gesamte Publikum während der teilweise langen Instrumentalparts komplett ausblenden. Granduciel hat sich am Ende des Solos von „Under the Pressure“ so sehr in Trance gespielt, dass er den Schultergurt seiner Gitarre verlor und diese einfach kurzerhand in Luft warf und auf den Boden krachen ließ. Das wirkte weder klischeehaft noch erzwungen, sondern zeigte noch einmal die Intensität und Leidenschaft mit der die Band ihre Songs präsentierte.

Der Abend war für jeden Fan ein wahres Fest und hat einmal mehr bewiesen, was für eine großartige (live) Band TWOD sind. Abschließend hätte ich noch einen Tipp für alle Konzertbesucher: Schaut lieber zweimal nach, ob ihr euer Ticket auch wirklich eingesteckt habt, denn eine halbe Stunde vor Konzertbeginn eines ausverkauften Konzerts noch ein Ticket zu bekommen ist gar nicht so einfach und kostet viele Nerven…

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Joshua Sans

Während meines Politik- und Islamwissenschaftsstudium arbeite ich nebenbei daran, aus dem Interesse am Schreiben Kapital zu schlagen, um so die Leiden der Lohnabhängigkeit etwas erträglicher zu machen. Neben pseudointellektueller Kapitalismuskritik interessiere ich mich vor allem für Sprachen, politische Theorie und Musik in (fast) all ihren Erscheinungsformen.

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