Bildung und Karriere / Studium

Biologiestudium in Münster II – Back to school

Die erste Woche ist geschafft, und einige Seminare, Vorlesungen und Übungen später beginne ich langsam, das System „Universität“ zu verstehen. […]
| Robin Thier |

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Robin Thier

Die erste Woche ist geschafft, und einige Seminare, Vorlesungen und Übungen später beginne ich langsam, das System „Universität“ zu verstehen. Aber von vollständigem Durchblick ist hier noch nicht die Rede.

Wer glaubt, er könne sich vorstellen, was es bedeutet, Biologie zu studieren, hat meist Unrecht. Anstelle von Vorlesungen und Seminaren zu spannenden Themen der Biologie sitzt man plötzlich nur noch in Lerngruppen zu den Themen Physik und Chemie. Aber lasst mich von vorn beginnen:

Mittwoch, 16:00 Uhr. Die erste Lerngruppe steht an. FSH (Freiherr-vom-Stein-Haus) ist die Abkürzung des Hauses, in dem das ganze stattfinden soll und die Überraschung ist groß, als ich anstelle von einem der üblichen Hörsaalgebäude auf einem Schulhof stehe. Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, so hieß das Gebäude noch vor wenigen Jahren, und genau so sieht es auch aus. Während man durch die langen Gänge vorbei an den Klassen nach seiner Raumnummer sucht, fühlt man sich in die Schulzeit zurück versetzt, und wenn man den Raum gefunden hat, ist man auch nicht mehr erstaunt, dass einen eine Gruppe von 15 Leuten begrüßt, die auch ebenso gut ein Leistungskurs eines Gymnasiums sein könnte.

Diese schulische Form ist allerdings nicht für uns Studenten gedacht, sondern eher für unsere Tutoren. Biologiedidaktik, so heißt das Modul, das Biostudierende im dritten Semester belegen müssen und dessen Inhalt in der Leitung von Erstsemester-Lerngruppen besteht. Lerngruppe: Das ist auch der gute Punkt, der  sich eben doch von der Schule unterscheidet. Es gibt keine Lehrer. Vorne sitzen Studenten, etwas älter als man selbst, und geben Hilfe, leiten Gruppendiskussionen und erklären den Stoff, wenn ihn mal jemand nicht verstanden hat. So wird also das gesamte erste Semester ablaufen: Biologie-, Physik- und Chemiearbeitszettel, die zusammen mit den Gruppenleitern, den Tutoren besprochen werden. Tägliche Vorlesungen? Professoren? Keine Spur davon.

Über die Philosophie, mein zweites Fach, werde ich wieder gesondert schreiben, denn dort ist wieder alles ganz anders!

So erschreckend der erste Eindruck von diesem „Klassensystem“ war, so praktisch scheint es doch zu sein. Sich die ganzen Grundkenntnisse in den Naturwissenschaften selbst beibringen? Dazu hätte wohl fast Allen die Motivation gefehlt. Und diese Gruppen sind auch teilweise sehr lustig, vor allem, wenn es zu Terminchaos kommt wenn der Universität tatsächlich die Räume ausgehen, hat man auch schon mal in der Küche des Dekanats der Biologie und nur mit der Hälfte der Teilnehmer  seinen Kurs.

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Seminarraum und Küche in einem

Auch meine Mitstudierenden scheinen langsam aufzutauen. Die Lerngruppen laufen mit deutlich stärkerer Beteiligung ab und die Stimmung ist tatsächlich lustiger geworden, bis hin zu recht „interessanten“ Äußerungen.

 „Also ich habe mir das mit der Trägheit so vorgestellt: Zwei Pferde ziehen mit gleicher Kraft an einem Seil und dann erschieße ich eines davon…“

Weiterer Teil des Biostudiums ist eine Vorlesung, die zum Glück auch sehr unterhaltsam ist, sodass sich die Tatsache, dass Vorlesungen nicht anwesenheitspflichtig sind, noch nicht in der Teilnehmerzahl widerspiegelte. Eine weitere interessante Feststellung der Woche: Der Send (die größte Kirmes in Münster) kann ganz schön nerven, wenn man in Gebäuden direkt im Umkreis Kurse hat und zugleich sehnsüchtig, wie gelangweilt auf das bunte Riesenrad starrt.

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Die Kirmes in direkter Nachbarschaft.

Bald stehen auch schon die ersten Klausuren an, damit bekommt das frischgeborene Studium einen ernsten Hintergrund, der allerdings (noch) in geringer Ferne wartet. Ich bin mal gespannt.

 

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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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