Studium

Jurastudium in Münster II – Der Dozent, das unbekannte Wesen

Lange ist er her, mein letzter Artikel, aber ich muss sagen: Das Jurastudium mit Klausurenphase, sowie ein Umzug haben mich etwas auf Trab gehalten. Aber jetzt, wo die Klausuren hinter mir liegen und man dankbar über etwas Ablenkung ist, möchte ich mich mal wieder melden und heute einen etwas anderen Beitrag schreiben, einen Beitrag über die Menschen, ohne welche die Institution „Universität“ wohl nicht existieren würde: Die Dozenten.
| Robin Thier |

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Robin Thier

Lange ist er her, mein letzter Artikel, aber ich muss sagen: Das Jurastudium mit Klausurenphase, sowie ein Umzug haben mich etwas auf Trab gehalten. Aber jetzt, wo die Klausuren hinter mir liegen und man dankbar über etwas Ablenkung ist, möchte ich mich mal wieder melden und heute einen etwas anderen Beitrag schreiben, einen Beitrag über die Menschen, ohne welche die Institution „Universität“ wohl nicht existieren würde: Die Dozenten.

Erst einmal für alle, die hier den üblichen Bericht über meine Erfahrungen im Jurastudium erwartet haben: Ich muss euch dieses Mal leider enttäuschen, aber schaut euch doch einmal meinen ersten Beitrag, oder die Artikel von June und Charlotte an – auch sie berichten über ihre Erfahrungen mit der Rechtswissenschaft in Münster und ich möchte ja den kalten Kaffee nicht noch einmal aufwärmen.

In diesem Artikel möchte ich daher nicht per se auf Jura eingehen, sondern auch meine Erfahrungen aus anderen Studienfächern mit einbeziehen (wie sich einige erinnern, habe ich zuvor zwei Semester lang Philosophie und Biologie im 2-Fach-Bachelor studiert). Kommen wir nach dieser Einleitung aber schnell zum Thema: Die Dozenten an der Universität. Zunächst einmal unterscheidet man ganz grob in vier Kategorien. Da sind zum einen die Professoren, die man vor allem zusammen mit 150 bis 600 Kommilitonen in den Vorlesungen trifft, oder in einer ihrer Sprechstunden, die man je nach Größe des Fachbereiches erst nach Terminvergabe besuchen darf.

Ohne ein Vorzimmer mit Sekretärin müssen hingegen die Gastdozenten leben. Sie geben Vorlesungen, leiten deutlich regelmäßiger Seminare und kommen teilweise von weit her. Interessant ist bei ihnen, dass man ab und an Seminare zu interessanten Detailgebieten des jeweiligen Studiengangs belegen kann – teilweise geben sie aber auch nur die Einführungsvorlesungen. Die dritte und vierte Gruppe kann man im Grunde zusammenfassen. Dies sind die Doktoranden, alle die sonst noch vorhaben eine universitäre Laufbahn einzuschlagen, sowie die studentischen Tutoren, also Studenten älteren Semesters, welche gegen Geld ihre jüngeren Kommilitonen auf die Prüfungen vorbereiten.

Zunächst möchte ich einmal die positiven Erfahrungen loswerden, die mir im Umgang mit den ganzen verschiedenen Dozentengruppen so aufgefallen sind. Zum einen ist das natürlich die Begeisterung für das Fach. Während so mancher Lehrer an der Schule seinen Beruf eher als Bürde, denn als Privileg betrachtet, bekommt man bei den Dozenten an der Universität regelmäßig zu spüren, mit welchem Eifer und welcher Innbrunst sie in ihrem Fach forschen und versuchen diese Begeisterung an uns, die Studenten, weiterzugeben. Ich denke mal ich spreche hier für die meisten Studenten, wenn ich sage, dass man ganz anders motiviert wird, wenn der Dozent selbst sein Fach liebt und er es als persönliche Aufgabe betrachtet, dem akademischen Nachwuchs sein Wissen und seinen Forschungsbereich zu erläutern. Diese Dozenten sind oft die besten Redner und greifen gern zu den verrücktesten didaktischen Mitteln um Interesse und Begeisterung für den Stoff zu wecken.

Aber, und an dieser Stelle muss ich ein bisschen Kritik üben, es gibt auch die andere Seite: Ich rede hier von Dozenten, die scheinbar resignieren, oder das Unterrichten von Studenten als lästige Pflicht verstehen. Sie brechen ihr Thema herunter, leiern ihre monotonen Vorträge und schaffen es überhaupt nicht zu interessieren, geschweige denn zu motivieren. Hier heißt es dann „Augen zu und durch“, aber das wäre meines Erachtens nicht nötig, denn es sitzt ein Publikum von wissbegierigen und interessierten Menschen vor ihnen, die das Fach mehrheitlich gewählt haben, gerade weil sie es spannend finden. Zum Glück hatte ich mit dieser Art Dozent bisher nicht viel zu tun, sondern bin fast immer an erstere Kategorie gelangt, aber von Kommilitonen habe ich schon schlimme Dinge gehört. Ich möchte daher alle Dozenten oder Lehrer, die diesen Artikel lesen sollten motivieren: Ein Dozent, der zu begeistern weiß, ist sich der Aufmerksamkeit und des Respekts von Seiten der Studenten sicher. In der Uni ist man freiwillig Mitglied in einer Gesellschaft von Lehrenden und Lernenden und es ist – zumindest sehe ich das so – ein Stück weit auch die Aufgabe der Dozenten ein motivierendes und interessantes Lernprogramm zu schaffen, gerade dann, wenn der Stoff einmal komplex oder scheinbar trocken ist.

Interessant finde ich dabei auch noch, dass man scheinbar nicht viel pädagogisches oder didaktisches Mittel an die Hand bekommt. Wenn man bei der Uni als Dozent anfängt, muss man zum Beispiel anders als so mancher Lehrer, nur eine oder zwei Veranstaltungen leiten und wird danach auf die Studenten losgelassen. Bei einigen Lehrenden fällt das auch sofort auf, aber andere haben sich dieses Wissen scheinbar auf anderem Wege angeeignet, oder sind einfach besser darin Vorträge zu halten oder Seminare zu geben – und das unabhängig von Fachbereichen oder Alter des Dozenten.

Was die Tutoren und Seminarleiter angeht, so habe ich fast nur sehr gute Erfahrungen gemacht. Sie kennen sich im Stoff aus, geben sich eine unheimliche Mühe und können Themen oft einfacher und auf gleicher Ebene erklären, als ein Professor in der Vorlesung. Hier finde ich, dass die Tutorien, Arbeitsgemeinschaften oder Lerngruppen, je nachdem, wie sie genannt werden, eine gute Einrichtung sind. Doch ich schreibe „fast“, denn in meinem Biologie-Studium hatte ich nicht ganz so viel Glück. Das System sah es nämlich vor, dass Drittsemester verpflichtet wurden die Studierenden des ersten Semesters zu unterrichten. Diese hatten dann verständlicherweise wenig Lust und wollten nur eine gute Note bekommen. Dementsprechend mäßig war auch das Tutorium und sagte mir gar nicht zu. Genaueres könnt ihr diesem Artikel entnehmen.

Zuletzt auch noch ein Hinweis an meine Kommilitonen und Mitstudierenden: Respekt vor den Professoren ist angebracht, aber man braucht keine Angst haben in die Sprechstunden zu gehen oder Mails zu schreiben, euch wird sicher freundlich geholfen, denn schließlich sind auch die Leute auf der anderen Seite des Hörsaals nur Menschen wie wir.

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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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