Studium

Jurastudium in Münster II – Was macht man da überhaupt?

Inzwischen ist Alltag eingekehrt, man weiß jetzt wer der Professor ist, wo der Hörsaal ist und welche Lehrbücher man braucht. Jetzt stellt sich auch allmählich die Frage, ob man sich auch morgens bei strömendem Regen motivieren kann, zur Uni zu fahren. Dass das nicht jeder schafft, zeigt sich an den freibleibenden Plätzen im Hörsaal. Je weiter das Semester voranschreitet, desto mehr Plätze bleiben frei, von einigen weiß ich auch schon, dass sie nach dem Semester nicht mehr wiederkommen, zumindest nicht mehr zu Jura-Vorlesungen.
| June Fontaine |

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June Fontaine

Inzwischen ist Alltag eingekehrt, man weiß jetzt wer der Professor ist, wo der Hörsaal ist und welche Lehrbücher man braucht. Jetzt stellt sich auch allmählich die Frage, ob man sich auch morgens bei strömendem Regen motivieren kann, zur Uni zu fahren. Dass das nicht jeder schafft, zeigt sich an den freibleibenden Plätzen im Hörsaal. Je weiter das Semester voranschreitet, desto mehr Plätze bleiben frei, von einigen weiß ich auch schon, dass sie nach dem Semester nicht mehr wiederkommen, zumindest nicht mehr zu Jura-Vorlesungen.

In keiner meiner Veranstaltungen gilt eine Anwesenheitspflicht, deshalb kann man tatsächlich konsequenzlos Zuhause bleiben. Das ist im Gegensatz zur Schule eine riesige Freiheit, stellt einen aber vor die Herausforderung, dass man sich selbst motivieren muss.

Auch die Vorlesungen sind ganz anders als Schule, insgesamt habe ich 15 Stunden Vorlesung, an die ich mich erst sehr gewöhnen musste. Robin hatte mir am Anfang des Semesters zugesichert, dass einem die anderthalbstündigen Vorlesungen später wie fünf Minuten vorkommen werden. Tatsächlich kann ich diesen Effekt schon teilweise selbst beobachten, je besser ich dabei bin, desto kürzer wirkt die Vorlesung.

In Münster hat man als Erstie drei Hauptfächer, dazu drei AGs und ein Grundlagenfach. Die Hauptfächer sind BGB, Strafrecht und Grundrechte, die jeweils vierstündig sind, außer BGB, das ist fünfstündig. Das Grundlagenfach kann man sich selbst aussuchen, meine Wahl ist römische Rechtsgeschichte, mit der ich sehr zufrieden bin.

Zu jedem Hauptfach hat man je eine zweistündige AG in Gruppen von ca. 20 Leuten, die hauptsächlich von Doktoranden geführt werden und noch am ehesten an Schule erinnern. Je nach Uhrzeit variiert die Gruppengröße allerdings stark, montags um 14h sind wir normalerweise deutlich mehr, als dienstags um 20h.

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Natürlich weiß ich nicht, wie das in anderen Fächern ist, in Jura habe ich jetzt aber selbst mitbekommen, dass es nicht einfach ist, sich am Anfang durchzubeißen. Bisher haben wir viel Methodik gemacht, das ist erstmal total neu und wirkt auf einen normal denkenden Menschen ganz schön absurd, außerdem ist es, zugegeben, nicht immer spannend.

Besonders absurd kommt einem am Anfang vor, Sachen zu definieren, zum Beispiel die Definition von „Sache“. Da sagt ja jeder normale Mensch, eine Sache ist halt eine Sache, das sollte ja nicht so kompliziert sein. Das kann man natürlich nicht so in der Klausur schreiben, außerdem muss es sich ja schön schlau anhören. Deshalb lernen wir: Eine Sache ist jeder körperliche Gegenstand. Und das ist noch eine kurze Definition

Was aber teilweise noch absurder ist, sind die Beispielsachverhalte, die wir so lösen müssen. Mein Lieblingsfall ist Folgender: Der Besitzer eines denkmalgeschützten Hauses findet aufgrund des Denkmalschutzes keinen Käufer. Also legt er während eines Nachbarschaftsfestes ein Feuer im Haus. Dummerweise hat er nicht mit einem leidenschaftlichen Sammler gerechnet, der ins Haus rennt, um seine Paninibildersammlung zu retten und dabei logischerweise stirbt. Ich glaube allerdings und hoffe stark, dass dieser Sachverhalt eigens für Ersties konstruiert wurde.

 

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June Fontaine

Ich heiße June, bin 22 Jahre und studiere in Essen Geschichte und Evangelische Religionslehre auf Lehramt. Neben meinem Studium entdecke ich NRW, probiere mich im Backen und schreibe für seitenwaelzer.

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