Gesellschaft und Lifestyle / Reportage
Menschen wie Überraschungseier
In Valencia stiegen wir gegen Mittag bei Jorge ins Auto (wieder jemand den ich bei BlablaCar angeschrieben hatte). Richtung Barcelona machten wir zunächst einen Stopp in zwei weiteren Städten, um noch einen Fahrgast einzusammeln, der jedoch nur die halbe Strecke mitfuhr, sowie ein Paket, das auf schnellstem Wege nach Barcelona gebracht werden sollte.
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In Valencia stiegen wir gegen Mittag bei Jorge ins Auto (wieder jemand den ich bei BlablaCar angeschrieben hatte). Richtung Barcelona machten wir zunächst einen Stopp in zwei weiteren Städten, um noch einen Fahrgast einzusammeln, der jedoch nur die halbe Strecke mitfuhr, sowie ein Paket, das auf schnellstem Wege nach Barcelona gebracht werden sollte.
Da wir auch gegen späten Nachmittag noch keinen Host in Barcelona gefunden hatten, bot Jorge uns freundlicherweise an, bei ihm zu nächtigen. Einziger Nachteil: Er lebte in einem Haus ca. eine Stunde von Barcelona entfernt. Wir nahmen das Angebot allerdings gerne an, da wir Sorge hatten auf die Schnelle kein Hostal mehr zu finden.
Da Jorge scheinbar nicht häufig sozialen Kontakt hatte, freute er sich sehr darüber und schlug gleich noch vor, den längeren Küstenweg zu nehmen, der eine wunderschöne Aussicht bot, machte in Barcelona noch eine kleine Spritztour mit uns, um einige Gebäude zu sehen und schlug vor einen weiteren Aussichtspunkt auf einem Berg anzufahren. Meine Freundin und ich sahen uns an und dachten beide, dass wir nach sieben Stunden Autofahrt allmählich gerne wieder trinken und essen würden und danach ein Bett auch nicht schlecht wäre. Jorge wirkte ein wenig enttäuscht und wir wunderten uns, dass er nach sieben Stunden fahren nicht auch ausgehungert und ermüdet war.
Nach einer weiteren Stunde gelangten wir endlich in sein Dorf in den Bergen und deckten uns erst einmal in einem Supermarkt mit reichlich Essen und Getränken ein. Die Pizza zum Abendessen schmeckte unfassbar grandios, da wir seit dem Morgen nur Müsli zum Frühstück und ein Baguette gegessen hatten. Jorge hingegen schien es nicht allzu eilig mit der Nahrungsaufnahme zu haben. Ich tauschte mit Anna Blicke aus und wir hatten beide den Gedanken, dass doch irgendetwas nicht mit unserem eigentlich recht netten Gastgeber stimmen konnte.
Jorge hatte lediglich zwei oder drei Stücke Pizza gegessen, wir hatten uns den Rest reingeschaufelt und schon wollte er mit uns draußen auf der Dachterrasse den Sternenhimmel ansehen. Zuvor hatte er uns schon, während die Pizza im Ofen war, einen Teil des Gartens präsentiert und wir hatten zusammen die Behälter mit Katzenfutter gefüllt, die er für die streunenden Katzen aufstellte. Bevor er uns noch irgendetwas im und am Haus zeigen konnte, bat ich ihn um Verständnis, dass wir doch sehr müde seien und gerne schlafen würden. Er zeigte uns zu guter Letzt also unsere Schlafzimmer. Immer noch umtriebig verabschiedete er sich dann gleich und ging nach draußen, um mitten in der Nacht Käfer und anderes Getier zu fotografieren. Meine Freundin und ich tauschten wieder vielsagende Blicke aus und stellten fest, dass wir diesen Menschen definitiv komisch fanden. Gut, dass wir mitten in der Nacht in seinem Haus schlafen wollten, das in einem kleinen Dorf in den Bergen liegt und niemand wusste wo wir waren…
Wir legten uns schlafen und hofften, dass er kein axtschwingender Verrückter ist, sondern nur ein verschrobener Kauz. Der nächste Morgen brach an. Wir lebten immer noch und bereiteten ganz normal das Frühstück vor. Dabei erzählte Jorge uns, dass er sehr früh aufgestanden sei, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Wir rechneten uns aus, dass er demnach nur wenige Stunden geschlafen haben konnte. Da Fotografieren jedoch ein sehr normales Hobby ist, konnten wir ihn also tatsächlich als verschrobenen Kauz einordnen, vor dem man keine Angst haben muss.
Trotzdem waren wir froh, als er uns noch nach Barcelona fuhr und wir endlich wieder in der normalen Zivilisation angekommen waren.
Wir haben also ca. 24 Stunden gebraucht um von Valencia nach Barcelona zu kommen und dabei doch viel gesehen und erlebt. Bei einer solch ungeplanten Art des Reisens ist man oftmals über spontane Übernachtungsangebote mehr als glücklich. Auch das Ungewisse kann sehr reizvoll sein.
Und keine Sorge: Was wir in Barcelona alles erlebt haben, wird wieder ein ganz normaler Bericht mit ganz normalem Touristenkram. Fortsetzung folgt…
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Da wir auf diesem Reiseabschnitt keine Fotos gemacht haben: Das Titelbild zeigt Barcelona und stammt von dieser Seite „https://www.herole.de/blog/wp-content/uploads/2013/09/Barcelona-Blick-auf-die-Stadt.jpg“.
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