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Philosophiestudium in Münster IV – Philosophen fragen viel

Geschafft! Das erste Semester ist vorüber, die Klausuren sind geschrieben und die Uni geht erst wieder lost, wenn die Temperaturen […]
| Robin Thier |

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Robin Thier

Geschafft! Das erste Semester ist vorüber, die Klausuren sind geschrieben und die Uni geht erst wieder lost, wenn die Temperaturen noch weiter gestiegen sind. Die letzten Wochen waren erneut abenteuerlich, vor allem, da ich mit Biologie durch bin und die Klausuren in Philosophie anstanden.

Nur zwei Klausuren waren es an der Zahl. Eine im Bereich „Logik“, sowie eine in der Vorlesung „Sprachphilosophie“. Schon in den Vorlesungssitzungen zuvor waren Fragen laut geworden, wie „Sind Hilfsmittel zugelassen?“ „Dürfen wir Tipp-Ex benutzen?“ oder „Können wir, wenn wir fertig sind, nach Hause gehen?“. Man merkt, zwar haben die Meisten den Stress ihrer Abiturklausuren noch in guter Erinnerung, aber irgendwie liegt ein Unbehagen in der Luft, als seien die Klausuren an der Universität so anders und neu. Letzten Endes waren sie das natürlich nicht. Etwa 15 Minuten früher als sonst trafen wir uns im Hörsaal, der komischerweise doppelt so voll war, wie sonst – der fehlenden Anwesenheitspflicht bei Vorlesungen sei Dank. Nach einigem nervösen Getuschel wurden dann die Arbeitsbögen ausgeteilt. Anderthalb Stunden für 10 Aufgaben, die an einen Test aus der Schule denken ließen. Vergleicht man das mit Biologie, war es mehr als machbar.

Zur größten Überraschung war jemand sehr fleißig bei der Korrektur, sodass wir bereits am nächsten Tag die Auswertung der zweiten Klausur Online einsehen konnten. Das Ergebnis war mehr als zufriedenstellend: Nur zwei von 163 Personen waren durchgefallen. Die Korrektur von Klausur Nummer 1 wird jedoch noch etwas Zeit in Anspruch nehmen.

Neben diesen beiden terminlichen Leistungsüberprüfungen muss ich weiterhin noch zwei Hausarbeiten schreiben, beide in Form philosophischer Essays mit jeweils 4-6 Seiten Länge. Aber dafür ist noch bis zum Ende der Semesterferien Zeit.

Nun genug von Klausuren. Auch die Vorlesungen und Seminare hielten in letzter Zeit wieder einiges an interessanten Momenten bereit.

Aus einem Gedankenexperiment zu Parallelwelten entwickelte sich mitten in der Vorlesung über Sprachphilosophie eine lebhafte Diskussion darüber, was ein Roboter sei, und was ein Mensch. Zum Streit durften natürlich auch empirische Beweise, wie „aber im Terminator-Film war das doch ganz anders“ gehören. Die Vorlesung endete nach einigem Hin- und Her schließlich ohne Ergebnis. Doch das ist in der Philosophie oft der Fall: wie bereits erwähnt, wird hier niemand Antworten finden, aber Fragen findet man in der Philosophie viele. Dementsprechend beginnen Wortmeldungen oft mit dem Satz „Man könnte sich an dieser Stelle fragen ob…“. Diese Haltung bringt den Philosophiestudenten zwar immer ein wenig Unverständnis seitens der Naturwissenschaftler ein, bei denen es in erster Linie um belegbare Fakten geht, aber zu unserer Verteidigung: In der Philosophie gibt es noch weitaus mehr zu entdecken, als das uns bekannte Universum bietet, wenn man anstelle der Antwort eine weitere Frage stellt.

Die letzte Sitzung lässt sich in Philosophie sehr gut mit Zitaten beenden, mussten wir feststellen. In Sprachphilosophie war es eine Anekdote über Wittgenstein, im Seminar zu Platon der letzte Satz aus dem „Kratylos“-Dialog:

„Nachdenken musst du aber darüber, und es nicht leicht nehmen; denn du bist jung und hast noch Zeit; und wenn du es durch dein Nachdenken gefunden hast, dann teile es auch mir mit.“

Mit diesen Worten entließ man uns in die Semesterferien (oder für diejenigen, die noch Klausuren vor sich haben – in die vorlesungsfreie Zeit), bis im April das zweite Semester startet. Also, ich freue mich schon und verspreche: Ihr werdet wieder von mir hören.

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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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