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Und er rennt wieder – Kinoreview Mission: Impossible – Fallout

Ethan Hunt ist zurück und rettet in gewohnter Manier die Welt: Wilde Verfolgungsjagden, Gesichtsmasken und knackige Sprüche fehlen ebenso wenig wie Benji & Luther. Unsere Review zum neuen Teil von Mission: Impossible.
| Daniel Rublack |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Wie will man die Kletterei an der Außenfassade des Burj Khalifa, dem höchsten Gebäude der Welt, noch toppen? Mit einem Flug außerhalb einer Transportmaschine vielleicht? Ach, das hat Tom Cruise auch schon gemacht?! Tja, Filmemachern fällt immer irgendetwas ein und so findet sich Ethan Hunt im mittlerweile sechsten Teil der Reihe erneut in – sagen wir – unvorteilhaften Situationen wieder. Aber er wäre nicht der Mann vom IMF, sollten ihn solche Kleinigkeiten vor Probleme stellen.

Mit 148 Minuten Laufzeit ist Numero 6 der bisher längste Eintrag im Franchise. Aber keine Sorge: Bis auf die erste, etwas zähflüssige Viertelstunde drückt das Adrenalin den Zuschauer fest in seinen Sitz und die Zeit vergeht wie im Flug. Oder besser gesagt: Helikopterflug. Deswegen passt das Filmzitat „Knapp wie immer“ wirklich perfekt als Kurzeindruck zu Mission: Impossible – Fallout.

Allerdings ist die Story keineswegs mehr originell zu nennen. Hunt wird zum wiederholten Male als Maulwurf verdächtigt, um am Ende nach einer verbockten Mission doch noch den Tag zu retten. Hatten wir schon – mehrfach. Ebenfalls bekannt, jedoch im positiven Sinne, ist sein Gegenspieler Solomon Lane. Die Reaktivierung des Bösewichts aus dem Vorgänger Rogue Nation funktioniert ausgezeichnet. Trotz geringer Screentime sorgt Sean Harris mit zerstörerischen Plänen von globalem Ausmaß für Gefahr und bringt sowohl Hunt mitsamt Team als auch den Zuschauer mächtig zum Schwitzen. Deswegen stört es wenig, dass der Plot sich mal wieder um die klassische Atombombe dreht.

Problematisch an Fallout ist die mangelnde Glaubwürdigkeit. Zugegeben, seine Kollegen wandern auch haarscharf an der Grenze jeder Logik, überschreiten diese aber dank gut angelegter Sympathien nie. Dabei scheitert der 6. Teil weniger an den spektakulären Stunts als vielmehr an den einfachen Dingen. Bei einer Verfolgungsjagd mit Straßensperren exakt zum richtigen Zeitpunkt am Ziel anzukommen? Glücklich. Mit dem Motorrad bei Rot mit 100 Sachen die vielbefahrene Hauptstraße zu überqueren, ohne einen einzigen Wagen zu touchieren? Kunststück. Aber Aufzüge, die scheinbar ins Nichts führen und manch fragwürdige Zeitsprünge liegen dann doch schwer im Magen. Der Bogen wird diesmal zu oft überspannt, die Zufälle häufen sich einfach zu arg.

Ebenfalls sind etliche Wendungen ziemlich vorhersehbar. Sorgt die Vorahnung manchmal für ein gefälliges Grinsen des Zuschauers bei der Auflösung, sind einige Dinge doch recht primitiv geraten. Trotzdem hält der Film noch die ein oder andere Überraschung parat, erreicht aber selten die Gewitztheit seiner Vorgänger.

Überzeugend ist vor allem der Cast, bei dem jedem Mitglied der Spaß am Projekt förmlich anzusehen ist. Tom Cruise in seiner Paraderolle… Mehr Worte braucht es eigentlich nicht. Cool, sportlich fit und mit seinem unnachahmlichen Improvisationstalent ist er einfach Ethan Hunt, der selbstredend wieder jede Menge rennt. Benji (Simon Pegg) als liebeswürdiger Techniker und Humorgarant des Teams fehlt ebenso wenig wie Luther, wobei Ving Rhames endlich richtig viel Screentime erhält und auch für einige Lacher sorgt. Rebecca Ferguson kehrt als undurchsichtige Schönheit zurück, die sowohl in Actionszenen eine starke Figur macht als auch emotionale Momente bedient. Den „Hammer“ mimt Henry Cavill, welcher den CIA-Grobian mit all seiner Kraft ausfüllt. Mit von der Partie ist zudem noch Alec Baldwin, der auf typische Art und Weise sein Charisma versprüht.

Wo es für Geschichte und Logik einige Abzüge gibt, kann man die Action nicht genug loben. Minutenlange, spektakuläre Verfolgungsjagden jagen sich selbst. Die Stunts sind dabei so sensationell, dass es einem die Sprache verschlägt. Ob die Hatz von Dach zu Dach, Highspeed-Rasereien durch enge Gassen oder Zusammenstöße mit Helikoptern – Wahnsinn! Ein Highlight folgt auf das nächste, wobei gerade die Schlägerei im Bad besondere Erwähnung verdient. Wuchtige Schläge und Kollateralschäden der zerbrechenden Szenerie bieten einen phänomenalen, brettharten Kampf, der seinesgleichen sucht. Trotz all der Action wird es nie zu viel, der Streifen schafft immer wieder Zeit für kurze Atempausen, ohne wirklich zum Stillstand zu kommen. Gut getimter Humor, welcher nie zu gewollt wirkt, lockert die Atmosphäre auf und Benji läuft wahrlich zur Hochform auf. Fallout setzt im Sektor Action definitiv Maßstäbe für die kommenden Jahre!

Die Dynamik der Kamera sorgt für ein tolles Mittendrin-Gefühl, ohne dabei zu hektisch oder chaotisch zu werden. Im Kontrast zu vielen sehr nahen Aufnahmen stehen die beeindruckenden Weitaufnahmen, welche die prächtigen Settings würdig in Szene setzen. Ob Club oder Gebirge, alles erhält seinen eigenen, coolen Look. Auch die vielen praktischen Stunts und Effekte werden durch die Kameraarbeit in den richtigen Blickwinkel gerückt, denn Tom Cruise agiert vielfach selbst und verlässt sich weder auf Computertrickserei noch Stuntdouble. Bemängeln lässt sich bei der Kamera tatsächlich nur die Unschärfe in einigen Momenten.

Der Score kommt wuchtig daher, variiert das Thema von Mission: Impossible auf verschiedene Art und Weise und ist stets dominant, jedoch nie zu aggressiv. Insgesamt ist die Abmischung sehr fein, was sich an kleinen Details wie Luftzügen oder dem tiefen Brummen von Motoren erkennen lässt. Der kräftige Sound treibt den Adrenalinspiegel zusätzlich in die Höhe, passend zu einem solchen Action-Kracher.

Fazit? Kinobesuch! Zwar hinkt die Story in einigen Bereichen und gerade die mangelnde Glaubwürdigkeit stört teilweise, ansonsten erfüllt Mission: Impossible – Fallout aber alle Kriterien eines gelungenen Franchise-Eintrages: Tolle Settings, ein motivierter Cast, die gewohnte Prise Humor und phänomenale Stunts. Im Sektor Action setzt der Streifen neue Maßstäbe und gehört nicht nur im Franchise zur absoluten Spitze. Numero 6 ist für mich der bisher beste Teil der Reihe. Seine 2,5 Stunden Laufzeit merkt man dem Film kaum an und es macht schlicht Spaß, dem IMF-Team bei seiner neuesten, unmöglichen Mission zuzuschauen. Klare Empfehlung!

Starke 8,5/10 IMF-Protokollen.

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