Kino & Serie

Untertitel für die Welt – Was machen eigentlich „Subber“?

Serien-Subber – die Menschen hinter den Untertiteln
| Robin Thier |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Sam Balye | Unsplash

Schon, seit es das Fernsehen gibt, wird die Menschheit mit Serien überflutet. Mal besser, mal schlechter, werden doch inzwischen so viele Formate produziert, dass ein Überblick kaum noch möglich scheint. Und es geht noch weiter: Durch die zunehmende Globalisierung ist es kein Problem mehr, Serien aus anderen Ländern zu schauen. Wären da nur nicht die sprachlichen Barrieren.

Ein großer Teil dessen, was die Fernsehlandschaft zu bieten hat, stammt aus dem englischsprachigen Raum, also Amerika, England, Kanada. Da hier auch die großen Studios sitzen, kommt ein beachtlicher Teil der international bekannten Serien auch in synchronisierter Form in das deutsche Fernsehen. Noch passender ist für den Deutschsprechenden ein Angebot wie Netflix, das Serien auch im Original und mit Untertiteln zeigt – was natürlich in der Produktion schneller und günstiger geht. Dadurch kann man hierzulande auch kleinere Serien genießen. Doch während viele im Englischen gut genug wären, die Serien auch im Original und ohne Untertitel zu schauen, nimmt bei Sprachen wie Finnisch, Norwegisch, Französisch oder gar Japanisch die Zahl rapide ab. Hier kommen Untertitel erneut ins Spiel.

Für diejenigen, die internationale Serien direkt nach Erscheinen, bevor diese ins Deutsche übersetzt sind, schauen möchten, oder all jene, die darauf bestehen das Original zu schauen, um nichts von der Performance der Darsteller zu verpassen, gibt es im Internet unzählige Untertitel zum Download. Aber wer erstellt diese Untertitel? Die Verlegerfirmen sind es nicht – diese sind überhaupt viel zu langsam. Bei einigen Serien hingegen stehen die Untertitel bereits einen Tag nach Erstveröffentlichung im Netz. Hinter diesem Angebot stehen sogenannte „Subber“, der Begriff ist abgeleitet vom englischen Wort für „Untertitel“: Subtitle. Diese Menschen übersetzen, ganz ohne dafür Geld zu bekommen, Serien ins Deutsche bzw. Englische und sind dabei nicht nur gut organisiert, sondern auch schnell und qualitativ überraschend hochwertig. Wir haben einen Blick in die Subberszene geworfen:

Wer jetzt glaubt, bei diesen Fan-Untertiteln handle es sich um schnell hingeschmierte Übersetzungen, die nicht mehr viel mit dem Original zu tun haben, der irrt gewaltig. In dem Forum „SubCentral“, einem der größten deutschsprachigen Foren zu dem Thema, wird genau beschrieben, welchen Weg man gehen muss, um Untertitel veröffentlichen zu dürfen. In der Anfangszeit bekommt man einen Mentor zugewiesen, unter dessen Anleitung man beginnt. Nach einiger Zeit darf man dann eigene Folgen übersetzen und nach fünf erfolgreich übersetzten Serienepisoden wird man zum „Subber“ befördert. Doch auch hier wird nicht nach Lust und Laune gearbeitet. Ein Team von Korrektoren nimmt sich den Übersetzungen an, korrigiert Fehler und passt das Timing der Untertitel an. So viele Arbeitsschritte findet man in vielen offiziellen Untertiteln nicht. Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass so manche offiziellen Untertitel gewaltig vom gesprochenen Wort abweichen.

Aber was ist die Motivation der Subber? Warum nehmen sie die Mühe auf sich, so viel Zeit und Ehrgeiz in eine Übersetzung zu stecken? Meist benötigt das Übersetzen einer Episode zwischen 8 und 10 Stunden sowie mit Korrektur und Timing etwa 14 bis 15 Stunden.

Zum einen steht für viele Subber die Liebe zu Serien im Vordergrund, oft auch damit verbunden, diese im englischen Original und nicht in einer (möglicherweise verunglückten) Synchronisation anzuschauen. Ferner dient das Untertiteln von Serien als Ablenkung vom Alltag. Man kann dadurch sein Englisch verbessern und gerade, wenn man Serien untertitelt, die thematisch zum eigenen Studium oder Beruf passen – etwa als Medizinstudent Arztserien subbt – lernt man unglaublich viel. Viele der Übersetzer haben Serien lange Zeit nur auf Deutsch geschaut und sind, weil die Geduld fehlte, wieder ein Jahr auf die deutsche Übersetzung zu warten, dazu übergegangen, diese im O-Ton zu sehen. Oder schließlich selbst Untertitel zu erstellen.

Mich motiviert meine Leidenschaft zu Serien, die Ablenkung vom Alltag sowie die Hoffnung, dass mehr Menschen die Serien im Original gucken und die englische Sprache lieb gewinnen.

Obwohl es immer mehr Serien gibt, werden es jedoch immer weniger Subber. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass jüngere Generationen der englischen Sprache immer mächtiger werden. Vielleicht möchte aber auch niemand mehr viel Zeit in das Erstellen von Untertiteln investieren. Offizielle Subs von Amazon oder Netflix werden in der Szene hingegen begrüßt – wobei diese auch nicht immer die Qualität haben, die man annehmen würde.

Alles in allem sind es die stummen Helden der Serienfans. Gerade wenn es um japanische Serien geht, aber auch bei englischsprachigen Produktionen und wer weiß, vielleicht denkt ihr das nächste Mal, wenn ihr eine neue Folge schaut, an die viele Arbeit und das Herzblut, das in den Untertiteln steckt.

 

Quellen:
http://www.jetzt.de/redaktionsblog/ich-subbe-ein-blick-in-die-szene-derer-die-untertitel-fuer-us-serien-schreiben-511506

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Robin Thier

Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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