Bildung und Karriere / Wissenschaft und Technik
Vom Aussterben der Ethik
Wie weit dürfen Wissenschaft und Bildung gehen?
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Schulkinder, die aus lebenden Schaben Cyborgs basteln und Ratten, deren Gehirne verknüpft werden. All das ist keine Zukunftsmusik, sondern Realität.
Schon lange sind bestimmte philosophische Fragen nach der Ethik und der Bedeutung des Lebens nicht mehr nur noch Sache ergrauter Professoren, sondern sollte alle Menschen betreffen, die vorhaben noch einige Jahre in dieser Gesellschaft zu leben. Ein besonders drastischer Fall erregt nun Aufmerksamkeit.
Unter dem Titel „Neurowissenschaft für jedermann“ vertreibt die Firma „Backyard Brains“, also „Hinterhof-Gehirne“, einen Bausatz für Schüler, mit dem Hausschaben (Kakerlaken) zu fernsteuerbaren Cyborgs umgebaut werden können. „The Roboroach“ heißt der Roboter, dem man sich für ca. 100$ dort bestellen kann.
Die Schabe kann man nach einer kurzen „Chirurgischen Operation“, mittels Elektroden, für etwa 7 Tage steuern.
So verspricht es die Firma. Ohne Beschreibung eines Schadens der Insekten wird eine Schabe hier zu einem Bauteil, wie die Räder eines ferngesteuerten Autos. Dieser Fall ist fast schlimmer, als Tierversuche in Laboren, da die Tiere dort zumindest gut behandelt werden und die „Operation“ nicht Teenagern überlassen wird, nur, um ein lebendes Spielzeug zu haben. Weiterhin ist es mehr als bedenklich, was diese Art des Umgangs mit lebenden Wesen auslöst. Zu Beginn ist es eine Schabe, es folgen Ratten und Mäuse, an deren Gehirnen man schon länger forscht, wie wir bereits vor wenigen Tagen berichteten, was hält die Kinder und Jugendlichen, die mit diesem Bausatz lernten davon ab, dasselbe auch mit Menschen zu tun? Wo bleibt da ein ethischer Grundsatz?
Noch sind in aktuellen Generationen Handlungsweisen ethisch begründet, sei es durch die Religion (die 10 Gebote zum Beispiel), oder die Erziehung der Eltern. Aber wenn sogar in Schulen derart experimentiert wird, dass „Leben“ zu einem Werkzeug, beziehungsweise einem Bauteil verkommt, das darf nicht passieren. Schlimmer ist noch die Befürchtung, dass die Steuerung von Insekten auch das Militär interessiert, schließlich kann man sie als Zielsender von Raketen oder Spionageträger nutzen.
Natürlich kann man argumentieren, dass es für Schüler sehr viel sinnvoller ist, anhand von Experimenten in die Neurobiologie eingeführt zu werden, aber so etwas? Gängige Experimente in diesem Bereich, wie das Leiten von Strom durch (betäubte) Regenwürmer sind zwar ebenfalls fraglich, aber sie bewegen sich innerhalb gewisser ethischer Grenzen.
Experimente dieser Art sind durchaus wichtig und tragen zum Fortschritt der Gesellschaft und vor allem der Wissenschaft bei, aber sie sollten unter kontrollierten Bedingungen und nicht von Schülern durchgeführt werden und wenn, dann auch nur, soweit es nötig ist Sachverhalte zu erklären und den Schülern Wissen zu vermutteln – nicht zum Spaß.
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=_3FQQf91zV4
Produktvideo von „Backyard Brains“
Auch interessant: Vorerst gibt es keinen Ethik-Unterricht ab der zweiten Klasse.
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Quellen:
http://www.newscientist.de/inhalt/neurologie-ferngesteuerte-kakerlaken-als-kampfdrohnen-a-888678.html
http://backyardbrains.com/
http://browse.deviantart.com/art/Menschenbild-82338478
http://backyardbrains.com/products/img/LaurenYenRoboRoach.jpg
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Robin Thier
Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.
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Tags: EthikExperimenteferngesteuertInsektSchabeWissenschaft