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Von Smart Grids und Elektrotechnik – Teil 2

Dies ist die Fortsetzung des spannenden Interviews mit Prof. Neumann von der Hochschule Hamm-Lippstadt, der dort den Schwerpunkt “Elektische Energieversorgung” lehrt. In Teil 1 ging es um seine Karriere als Ingenieur, der sich dann die Lehre an der Hochschule Hamm-Lippstadt anschloss.
| Patrick Schuster |

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Seb Zurcher | Unsplash

Dies ist die Fortsetzung des spannenden Interviews mit Prof. Neumann von der Hochschule Hamm-Lippstadt, der dort den Schwerpunkt “Elektische Energieversorgung” lehrt.  In Teil 1 ging es um seine Karriere als Ingenieur, der sich dann die Lehre an der Hochschule Hamm-Lippstadt anschloss.

Wie kamen sie dann von der Praxis zurück in die Theorie, warum sind sie an der  Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL) Dozent geworden?

Prof. Dr. Neumann: Durch die Arbeit an der Universität Dortmund hatte ich schon mal einen Einblick in die Lehre gehabt, was mir damals schon sehr Spaß machte und im Hinterkopf der Gedanke an eine spätere Rückkehr an die Hochschule nie verbaut war. Dann kam ich eines Tages durch Zufall zu der Stellenanzeige einer passenden Professur der HSHL, und da ich schon immer in der Nähe von Hamm gewohnt habe und hierdurch einen persönlichen Bezug zur Region habe, habe ich mich auf die Stelle beworben. Auch wenn es erwartungsgemäß mit finanziellen Einbußen verbunden war, war es für mich auf jeden Fall die richtige Entscheidung, die ich noch an keinem Tag seit dem bereut habe.

Sie sind im Studiengang „Energietechnik und Ressourcenoptimierung“ sehr präsent, wie begleitet sie das Thema außerhalb der Hochschule?

Prof. Dr. Neumann: Ich halte noch Vorträge, unter anderem zum Themen Energiewende und Regenerative Energien, immer verbunden mit dem Themen Stromnetz und Smart Grids. Ich versuche auch meine alten Kontakte aus meiner Industriezeit zu erhalten und zu pflegen, knüpfe aber auch neue Kontakte, um zum einen durch die Unternehmen an praxisrelevanten Themen dranzubleiben, zum anderen auch beispielsweise um Kooperationsverträge mit Untwernehmen wie Stadtwerken zu schließen. Diese Kontakte können dann hoffentlich wieder vorteilhaft für Studierende genutzt werden.

Stichwort „Halbwertszeit des Wissens“, wie erfährt man dies als Ingenieur?

Prof. Dr. Neumann: Weniger dramatisch als man es vielleicht erwarten würde. Wichtig ist aus meiner Sicht eine fundierte Grundausbildung. Wenn Sie z.B. die thermodynamischen und elektrotechnischen Grundgesetze verstanden haben, lassen sich damit sehr viele Probleme lösen, da sehr viele technische Fragestellungen in der Energietechnik darauf aufbauen. Es verändert sich sehr viel im ingenieurstechnischen Themenfeld, aber eigentlich ist es nie eine Revolution, eher eine Evolution, sodass ich hier nicht wirklich von der „Halbwertszeit des Wissens“ sprechen würde. Meistens sind es eher Informations-Schippchen, die man sich zusätzlich aneignen muss.

Und wie erlebte man den wachsenden Einfluss der Informationstechnik in einem Themenfeld wie der Netztechnik, in der immer mehr Automatisierung stattfindet?

Prof. Dr. Neumann: Ständig, ich hatte das Glück, dass meine erste praxisbezogene Festanstellung bei der IBM war, wo ich sofort mit IT konfrontiert wurde. Ich habe mir relativ schnell ein gesundes Basiswissen angeeignet, mit dem ich bis heute ziemlich gut klarkomme. Ich könnte jetzt vielleicht ad hoc keine App programmieren, aber mit dem nötigen Grundwissen und genügend Zeit würde ich es auch machen, wenn ich es denn müsste.

Was sind ihrer Meinung nach die wichtigsten Eigenschaften, die einen jungen Ingenieur auszeichnen sollten?

Prof. Dr. Neumann: Ich würde sagen die Neugier, Neues kennenlernen zu wollen und mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Man sollte den Drang haben, verstehen zu wollen, warum etwas so funktioniert, wie es funktioniert und wie man es verbessern oder verändern kann. Dazu gehört für mich noch, dass man keine Scheu davor haben sollte, sich neue Sachen beizubringen. Ein Ingenieur, so habe ich es auch selbst erfahren, erhält eine Grundausbildung, mit Werkzeugen mathematischer und technischer Natur, Sie wissen aber nicht, was für Fragestellungen Sie in zehn Jahren auf dem Schreibtisch haben werden. Man muss als Ingenieur flexibel sein und, wenn etwas Neues kommt, sich selbst sagen: Das bekomme ich auch hin!

Zum Abschluss noch etwas ganz anderes: Wie verbringen sie ihre Freizeit?

Prof. Dr. Neumann: In den Semesterferien mache ich mit meiner Frau – sofern die Zeit es zulässt – Aktiv-Urlaub, entweder gehen wir Wandern oder Radfahren, oft auch ohne konkrete Planung. Heißt so viel wie: Die erste Unterkunft ist gebucht, den Rest sehen wir dann mal unterwegs. So handhaben wir es schon seit vielen Jahren und so wird es vermutlich auch in Zukunft ablaufen, sofern wir nicht den Spaß daran verlieren. Außerhalb der Semesterferien mache ich privat noch sehr viel Musik. Seit über 20 Jahren leite ich einen A-Cappella-Chor, daneben singe ich in einem A-Cappella-Sextett, und spiele in einem Duo Gitarre. Das zusammen mit ein wenig Fitness in Form von Laufen und Radfahren ist mein wöchentlicher Ausgleich zu meiner Dozententätigkeit.

Wir von seitenwalzer.de danken ihnen für das Interview.

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