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Campleitung in einem Workcamp

Studiumsanwendung mal anders
| Jasmin Larisch |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Jasmin Larisch

„Wie Ferienfreizeit für Erwachsene“, entgegne ich meinen Freunden als erste Definition, die mir zum Begriff „Workcamp“ einfällt. In diesem Sommer werde ich für zwei Wochen als Campleiterin einen Freiwilligendienst absolvieren, und dabei eine internationale Gruppe mit überwiegend jungen Erwachsenen begleiten. Wie war das gleich? Softskils einsetzen, Kommunikationstechniken schulen… aber auf eine neue Art und Weise! Was Workcamps sind, und warum auch ihr mit dieser Erfahrung euer Studium aufmöbeln könnt, erfahrt ihr hier.

Motto: We’re all in this together!

Workcamps sind eine Form von internationalem (Jugend)-Gemeinschaftsdienst, welche sich seit einigen Jahren rund um den Globus wachsender Ausbreitung und Teilnahme erfreuen. Sie sind damit ein Freiwilligendienst für gemeinnützige, nicht-kommerzielle Projekte mit dem Ziel, den internationalen Austausch und die Völkerverständigung voranzutreiben und Menschen zusammenzubringen. Gegen eine geringe Gebühr, welche Kost und Logis sowie Vermittlung miteinschließt, organisieren die Teilnehmer*innen die Anreise mithilfe der jeweiligen Sendeorganisation selber. Meist kommen auf eine Gruppe Teilnehmer*innen zwei Campleiter*innen, welche von der Entsendeorganisation ausgebildet werden und größtenteils Akademiker*innen sind. Die meisten Teilnehmer sind im Durchschnitt zwischen 18 und 30 Jahren alt, beim SCI beispielweise gibt es aber keine Altersgrenze nach oben.

Egal ob Bäume pflanzen, Gedenkstätten pflegen, in einem Heim für Menschen mit Behinderung das Freizeitprogramm gestalten, ein Naturreservat in Stand halten oder ein wohltätiges Musikfestival planen – so vielfältig wie diese Projekte sind auch die Teilnehmer*innen selber. Je nach Art des Camps kommen entweder verschiedene europäische Nationen, oder gar verschiedene Kontinente zusammen. Die Hauptkommunikationssprache ist daher in den meisten Camps Englisch. Welten treffen auf Welten. Kulturen auf Kulturen. Und besonders: Menschen treffen auf Menschen, die nicht nur Lust haben ein Land zu bereisen, sondern dabei noch etwas Nützliches zu tun und gleichzeitig wie in der guten alten Ferienfreizeit abends bei Stockbrot am Lagerfeuer zu sitzen und ein besonderes Gruppengefühl zu erleben. Ich war begeistert als ich das erste Mal davon las, und hörte von immer mehr Bekannten, die daran teilgenommen hatten. Die Idee, direkt als Freiwillige, sprich mit geringfügiger Aufwandsentschädigung, ein solches Camp zu leiten, entwickelte sich eher aus Zufall.

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Mehr als kommunikativ, kreativ und flexibel

Auf der Suche nach einem spannenden Praktikum im NGO-Bereich oder im interkulturellen Austausch, stieß ich auf eine Anzeige einer der vielen Organisation, dem Service Civil International, kurz SCI. Eine der ältesten Freiwilligenorganisationen weltweit, welche schon nach dem ersten Weltkrieg ein zerstörtes Dorf in der Nähe von Verdun, mittels freiwilliger Helfer aufbaute und damit einen Grundbaustein zur internationalen Workcamp-Landschaft setze. Mittlerweile werden über 1000 Workcamps weltweilt von den verschiedenen SCI- Zweigen betreut.
Gesucht wurden in jener Anzeige: Studierende verschiedenster Studiengänge, Geistes- oder Sozialwissenschaften, Linguistik oder Forstwirtschaft, die Lust haben, innerhalb Deutschlands ein internationales Workcamp zu leiten. Bei mir bedeutete diese Anzeige: Liebe auf den ersten Blick. Ich interessiere mich sehr für Sprachen, studiere ein kulturwissenschaftliches Fach, und wollte unbedingt mal meine wirtschaftspsychologischen Kenntnisse der allgemeinen Studien in eine Tätigkeit mit einfließen lassen. Gruppendynamiken herstellen, Austauschprozesse fördern, Ideen generieren und sich dabei den Methodiken der interkulturellen und konfliktfreien Kommunikation bedienen – hier kann ich all dies einbringen und anwenden. Noch dazu bin ich langjährige Feriencamp-Teilnehmerin. Neben Softskills sind Sonne, Sommer, Spaß und Sinn damit meine Hauptmotivatoren. Gesucht wurde: Kommunikativ, kreativ und flexibel. Gängige Beschreibungen die in diesem Kontext neu artikuliert werden können. Das passt!

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Verantwortung, Spaß und Einsatz zugleich

Das Tolle an dieser Kombi ist außerdem der Perspektivwechsel: Du bist Teilnehmer*in und Ansprech- sowie Verantwortungsperson zugleich. Du pflegst die Absprache mit dem jeweiligen Projektpartner, kümmerst dich um die Haushaltskasse, nimmst aber ebenso am Projekt teil, und befindest dich auf einer Ebene mit den Teilnehmenden. Ein Maß finden zwischen leiten und leiten lassen. Ein sensibles Konstrukt, welches mit Fingerspitzengefühl gehandhabt werden muss. Prozesse, welche mir im Unialltag allzu oft entgegentreten.
Eine Teilnahme an einem Workcamp zeigt Verantwortung und Einsatz, und die Fähigkeit sich auf ungewöhnliche und neue Situationen einzulassen. Flexibilität zuzulassen und gleichzeitig Spaß daran zu haben. Erinnert mich sehr an maßgeschneiderte Softskill-Anforderungen, nur in aufregender. Und mit spannenden Erlebnissen. Hört sich nicht schlecht an, oder? Das dachte ich mir auch, und bin schon jetzt ziemlich gespannt, wie meine erste Campleitungserfahrung sein wird.

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Wenn ihr spontan Lust auf diese Erfahrung habt, nicht nur eurem Softskill-Konto und euren Lebenslauf etwas Gutes zu tun, schaut doch beispielsweise beim SCI vorbei, die für diese Saison noch einige Helfer brauchen können.
Infos unter folgendem Link: https://www.sci-d.de/

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Jasmin Larisch

Hej! Ich bin Jasmin, von meinen Freunden meist 'Mini' genannt, bin 21 Jahre alt und studiere seit Herbst 2015, Soziologie und Kultur-und Sozialanthropologie (=KuSA) an der WWU. Münster hat es mir sehr angetan- Unileben, Kultur, Kunst, junge interessante Leute überall! Das Leben als Studierender ist aufregend, bunt, vielseitig und manchmal echt tricky- so hoffe ich, zusammen mit meinem Team, euch ein paar Tipps und Anstöße geben zu können. Seit 2015 bin ich deshalb als freie Autorin bei seitenwaelzer.de und habe nach wie vor viel Freude daran. Viel Spaß beim Lesen!

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