Musik

13 neue Lieblingslieder

Jeder kennt diese Situation, wenn man mehr zufällig als beabsichtigt ein Lied im Radio hört und sich ernsthaft fragt, ob der Sänger Gedanken lesen kann, weil das Lied so wahnsinnig gut zu der aktuellen Lebenssituation passt. Das neueste Album der Chemnitzer Band „Kraftklub“ bietet nicht nur eines dieser Lieder, sondern gleich dreizehn.
| Charlotte Post |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

BrezelPierre Gui | Unsplash

Jeder kennt diese Situation, wenn man mehr zufällig als beabsichtigt ein Lied im Radio hört und sich ernsthaft fragt, ob der Sänger Gedanken lesen kann, weil das Lied so wahnsinnig gut zu der aktuellen Lebenssituation passt. Das neueste Album der Chemnitzer Band „Kraftklub“ bietet nicht nur eines dieser Lieder, sondern gleich dreizehn.

Das liegt vor allen Dingen vermutlich daran, dass die Palette angesprochener Themen so ungemein groß ist. Von dem Gefühl, frisch verliebt zu sein (Alles wegen dir), bis hin zu der Einsamkeit, die eine gescheiterte Beziehung eigentlich immer in irgendeiner Art und Weise hinterlässt (Für Immer) ist eigentlich alles dabei. Doch im Gegensatz zu anderen Bands setzen sich Kraftklub in ihren Liedern nicht nur mit dem Thema „Liebe“ auseinander. Auch gesellschaftskritische Themen finden mal mehr oder weniger immer wieder Platz in den Songs. Am lautesten wird diese Kritik wohl in dem Lied „Schüsse in die Luft“, in dem die Band unter anderem die selbstbezogene und unreflektierte Haltung in manchen Teilen unserer Gesellschaft kritisiert.

Ein weiteres Thema ist ebenfalls ein Gefühl, das viele wohl schon einmal in irgendeiner Form erlebt haben werden: Es geht um den Eindruck, in bestimmte Situationen einfach nicht hineinzupassen und dass man den Abend am Ende lieber allein verbringt, als in der falschen Gesellschaft (2 Dosen Sprite). Umso schöner ist es dann natürlich, wenn man eine Clique hat, die von anderen Menschen womöglich genauso schief angesehen wird, wie man selber (meine Gang).

Man sieht: „Kraftklub“ war und wollte eins nie sein: Normal bzw. Mainstream. Umso größer war dann natürlich der Schock der Mitglieder, als ihr erstes Album „Mit K“ einen so großen Erfolg hatte. Denn plötzlich waren die ältesten Fans Teil des „Mainstreams“ und damit natürlich auch die Band selber. Genau dieser Wandel wird schon im ersten Lied der neuen CD (Unsere Fans) ausgiebig und mit viel Selbstironie beschrieben. Das Lied löste auf Facebook und YouTube eine riesige Welle der Empörung von Seiten einiger Fans aus und zeigte auf diese Weise wieder einmal, dass Ironie längst nicht jedermanns Sache ist.

Wirklich geschadet hat diese Kritik der Band jedoch nicht, was vermutlich daran liegt, dass es im Moment kaum einer anderen deutschen Band so gut gelingt, das Lebensgefühl der Fans einzufangen. Nicht nur durch die Musik, sondern auch durch die intelligenten und selbstironischen Texte. Man merkt dem Album sofort an, dass es sich hier nicht nur ein paar gute Beats zum Tanzen zusammengewürfelt werden sollten, sondern dass eher der Liedtext im Vordergrund steht, der meist auf sehr feinsinnige Art und Weise eine Botschaft vermitteln soll.

Natürlich ist eine solche Art von Musik nicht für jeden etwas. Aber gerade weil sich Kraftklub mit ihrem Stil nicht gerade im „Mainstream-Bereich“ der heutigen Musik befindet, würde ich jedem empfehlen, sich wenigstens ein paar der Lieder anzuhören, um sich selber ein Urteil bilden zu können. Besonders Fans der „Ärzte“ könnten mit Kraftklub eine zweite Lieblingsband finden, wenn sie das nicht schon längst getan haben.

 

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