Bildung und Karriere / Meinung
Liebe Arbeitger:innen – deshalb ist ein vernünftiges Onboarding so wichtig:
Wo muss ich hin? Wer ist mein/e Ansprechpartner:in? Wie sehen die ersten Stunden dieses neuen Lebensabschnittes aus? Was nehme ich […]
Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Wo muss ich hin? Wer ist mein/e Ansprechpartner:in? Wie sehen die ersten Stunden dieses neuen Lebensabschnittes aus? Was nehme ich für die Mittagspause mit? Gibt es Kaffee? Welches Jahr haben wir und verdammt nochmal, wer bin ich eigentlich? Solche und noch mehr Fragen schwirren einem vor dem ersten Tag bei der neuen Arbeit durch den Kopf. Das ist stressig und verunsichert. Warum es wichtig ist, dass sich der oder die Arbeitgeber:in Zeit für ein vernünftiges Onboarding nehmen sollte und was du tun kannst, falls das „dich an Board holen“ ausbleibt, erfährst du in diesem Artikel.
Segel setzen
Egal ob es der erste, zweite oder fünfte Job ist, es ist immer spannend und die Nacht vor dem ersten Arbeitstag ist immer verdammt kurz. Man ist aufgeregt, hat super viele Gedanken im Kopf und malt sich Szenarien aus, die zu 99,9 % nicht eintreten werden. Schlicht und einfach gesagt: man ist nervös.
Umso wichtiger und unverzichtbarer ist ein vernünftiges Onboarding. Was bedeutet das? Was musst du tun? Im besten Fall musst du gar nicht tun, denn das Onboarding eines neuen Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin sollte auf der To-Do-Liste deines Arbeitgebers oder deiner Arbeitgeberin stehen.
Die geläufigste Definition von Onboarding ist aus Taking On Board abgeleitet: „Das Einstellen und die Aufnahme neuer Mitarbeiter durch ein Unternehmen und vor allem alle Maßnahmen, welche die Eingliederung fördern.“
https://www.myonboarding.de/magazin/onboarding-neuer-mitarbeiter-eine-definition
Hey, habt ihr es gelesen? ALLE Maßnahmen. Und das nicht erst ab dem Zeitpunkt, ab dem der oder die Neue ins Büro stolpert, sondern schon viel viel früher. Gute Mitarbeiterbindung geht über Mitarbeitergespräche, Teambuildingevents, Weiterbildungsmöglichkeiten und das Firmenrad hinaus. Sie beginnt ab dem Moment, wo beide Unterschriften unter den Vertrag gesetzt wurden.
Wenn das nicht richtig läuft, dann strandet man irgendwie. Das ist echt unschön und hat auch etwas mit Wertschätzung und Wahrnehmung zu tun. So nach dem Motto: Hey, wir sehen, dass du neu anfängst, wir sehen dich mit deinen Fähigkeiten und deiner Einsatzbereitschaft. […] Irgendwie kriegen die meisten Unternehmen es nicht hin die Leute richtig abzuholen. Das ist halt super schade, weil du brauchst echt nur ein paar kleine Kniffe und dann läuft das Ganze. Das ist wirklich keine Kunst.
Anonyme Arbeitnehmerin 1, 2021
Komm an Board
In den seltensten Fällen unterschreibst du einen Vertrag und fängst am nächsten Tag an. Oft liegen zwischen der Unterzeichnung und dem ersten Arbeitstag mehrere Wochen, wenn nicht sogar Monate. In dieser Zwischenzeit arbeitest du wahrscheinlich noch bei deinem alten Arbeitgeber oder deiner alten Arbeitgeberin oder genießt die freie Zeit bis der Arbeitsalltag für dich losgeht. In beiden Fällen schweifen deine Gedanken immer mal wieder zu deinem neuen Job und den neuen Kolleg:innen. Man hegt schöne Gedanken und sieht sich schon an seinem höhenverstellbarem Schreibtisch an super Projekten arbeiten und das mit den tollsten Kolleg:innen und Kund:innen. Aber es kommen auch Zweifel: War die Entscheidung wirklich richtig? Was ist, wenn ich versage oder ich nicht ins Team passe? Hier ist der oder die neue Arbeitgeber:in am Zug. Um solchen Gedanken zuvor zu kommen, ist es wichtig, dass das neue Teammitglied vor dem ersten offiziellem Tag an Board geholt wird.
Dies ist vielleicht zu Anfang etwas zeitaufwendig, aber unabdingbar. Das neue Crewmitglied wird darüber sehr dankbar sein und es wirkt der Anfangsfluktuation entgegen. Wenn einmal Zeit in einen Onboarding-Plan gesteckt wird, kann dieser für jeden neuen Mitarbeiter oder neue Mitarbeiterin eingesetzt werden und spart im Endeffekt Zeit, da der neue Firmenzuwachs von Anfang an vernünftig eingegliedert wird und sich umso schneller und sorgfältiger seinen Aufgaben widmen kann. Klassische Win-Win-Situation.
Dadurch, dass mein Arbeitgeber mir schon weit im Voraus das Gefühl gegeben hat, dass ich willkommen bin, dass man sich auf mich freut, hat mir insbesondere die Angst vor dem ersten Tag genommen. Durch verschiedenste Aktivitäten hat mein neuer Arbeitgeber es geschafft mich wirklich an Board zu holen, bspw. seien an dieser Stelle genannt: Informationsschreiben, wie mein erster Tag ablaufen wird, wer meinen Start begleitet, wer mein Mentor ist. Man hat sich mehrmals telefonisch bei mir gemeldet und mich gefragt, ob man mich noch unterstützen kann und ich wurde vom Gefühl her einfach richtig abgeholt. Und an meinem ersten Tag: Ich wusste genau, was mich wann, wie, wo erwartet, wer mich abholt und somit hatte ich gar keine Angst vor diesem ersten Tag und vor dem neuen Schritt in die neue Arbeitswelt und zu dem neuen Arbeitgeber. Es hat mir wirklich viel Nervosität genommen und ich kannte das vorher so gar nicht und kann einfach jedem Arbeitgeber empfehlen, im Voraus ein bisschen mehr in den neuen Mitarbeiter zu investieren, ihn einfach wertzuschätzen und ihm das Gefühl zu geben: „Wir freuen uns auf dich, du machst das Richtige.“ Ich finde einfach, dass man sich durch diese kontinuierliche Präsenz und Kommunikation schon zugehörig gefühlt hat.
Anonyme Arbeitnehmerin 2, 2021
Onboarding-Checkliste für Arbeitgeber:innen
- Je nachdem, wie lange der gemeinsame Neustart noch hin ist, sollte man den oder die neue Arbeitnehmer:in zwischendurch auf dem Laufendem halten. Vor allem, wenn es um eine neue Führungsposition geht, sollte der oder die Neue über bisher getroffene Entscheidungen auf dem Laufendem gehalten werden. Man könnte zum Beispiel einmal die Woche kurz telefonieren, eine Mail schreiben oder den/die neue Mitarbeiterin bei Mails in CC setzen. Das gibt beiden Seiten Sicherheit und erleichtert die Einarbeitung vor Ort.
- Gebt dem neuen Crewmitglied das Gefühl, dass es sich jederzeit melden kann.
- Sendet dem neuen Teammitglied spätestens eine Woche vor Arbeitsbeginn einen Ablaufplan für den ersten Tag beziehungsweise die ersten Einarbeitungswochen. So vermittelt ihr ein Gefühl von Sicherheit und dass ihr euch Gedanken gemacht habt und den oder die neue Mitarbeiter:in willkommen heißt und euch auf ihn oder sie freut. Zudem kann man in diesem Plan direkt Verantwortlichkeiten zuweisen, sodass jede/r Mitarbeiter:in weiß, wann und wie er oder sie sich um den Zuwachs kümmern soll. Und um das Eis noch mehr zu brechen, kann man die Listen nochmal gemeinsam durchgehen und direkt offene Fragen klären.
- Zusätzlich zum Ablaufplan kann man auch ein eine Datei mit den Hardfacts senden. Wann sind Arbeitsbeginn und -ende? Gleitzeit? Wie lange ist die Mittagspause? Gibt es eine Zeiterfassung? Bis wann muss der Urlaub eingereicht werden? Wie sind die Verantwortlichkeiten verteilt? Gibt es einen Tag in der Woche, an dem man zusammen Mittag macht und was Leckeres bestellt? Sind Handys am Arbeitsplatz erlaubt? Gibt es Wasser, Kaffee o. ä. for free? Wenn solche und noch mehr Fragen im Vorfeld beantwortet werden, fühlt sich der oder die neue Mitarbeiter:in am ersten Tag nicht wie Falschgeld und man kann geschmeidig mit der Einarbeitung beginnen.
- Apropos Einarbeitung: Es gibt wirklich nichts Schlimmeres, als dass der Arbeitsplatz für das neue Crewmitglied nicht hergerichtet und eingerichtet ist. Sorgt also dafür, dass der oder die neue Mitarbeiterin ab der ersten Sekunde einen Arbeitsplatz hat und alle technischen Geräte eingerichtet und funktionsfähig sind. Denkt auch an so Kleinigkeiten wie Kullis, TipEx, Blöcke, Post Its, … .
- Weißt dem oder der neuen Mitarbeiter:in eine:n Mentor:in zu, an den er oder sie sich jederzeit vertrauensvoll wenden kann.
- Oft gibt es nach der Probezeit das klassische Feedbackgespräch. Da eine Probezeit aber auch mal bis zu sechs Monate gehen kann, ist es eher von Nachteil, wenn man erst nach dieser Zeitspanne über die letzten Monate spricht. Deshalb empfehle ich, dass man das erste Gespräch nach vier Wochen führen sollte. So kann man als Arbeitger:in aber auch als Arbeitnehmer:in schneller reagieren und agieren. So spar man sich später den Satz „aber warum hast du nicht eher was gesagt.“ Die Folgegespräche können dann in immer länger werdenden Abständen geführt werden.
Bei meinem neuen Arbeitgeber passt auf jeden fall das Motto: Wenn du dich wertgeschätzt, gut aufgehoben und von vorneherein willkommen und ernst genommen fühlst, akzeptiert fühlst als neuer Mitarbeiter und Kollege, ist man auch viel motivierter mehr zu geben und auch Teil dieser super freundlichen und offenen Kommunikationskultur zu werden. Bei mir hat sich direkt bestätigt, dass das vorher im Onboardingprozess zelebriert wurde und was mir entgegen gebracht wurde, dass das wirklich die Unternehmenskultur darstellt. Es ist wirklich ein super freundliches und herzliches Miteinander und man hat wirklich das Gefühl, dass das auf den Fluren familiär und kollegial zugeht und dass man eine Einheit bildet und sich wirklich über jeden neuen Mitarbeiter und Kollegen freut.
Anonyme Arbeitnehmerin 2, 2021
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Feel-Good-Checkliste für Arbeitnehmer:innen
Ich habe hier bewusst auf den Titel „Onboarding-Checkliste für Arbeitnehmer:innen“ verzichtet, weil das wirklich nicht deine Aufgabe ist. Das Einzige, worum du dich kümmern musst, bist du selbst. Sollte dein neuer oder deine neue Arbeitgeber:in das Onboarding verpasst oder vergessen haben, nimm dies nicht persönlich. Sie freuen sich auf dich und können deinen Start ebenso wenig abwarten wie du. Wahrscheinlich ist das Onboarding einfach untergegangen oder sie haben so etwas noch nie gemacht. In einem Feedbackgespräch kannst du das Thema Onboarding besprechen und gerne meinen Artikel empfehlen ;). Jetzt aber zu dir:
- Ob es nun ein Onboarding gibt oder nicht, melde dich bei deinem neuen Arbeitgeber oder deiner neuen Arbeitgeberin wenn du Fragen hast.
- Falls du Fragen hast, die man besser „vor Ort“ klärt, notiere sie dir. Dann sind sie aus deinem Kopf und du vergisst sie nicht.
- Wenn du in der Nacht vor deinem ersten Tag nicht schlafen kannst, zwing dich nicht. Dein Körper braucht den Schlaf dann grad nicht und wenn du dich zwingst, bist du am nächsten Morgen total verklatscht. Schaue stattdessen deine Lieblingsserie, lies ein Buch oder schreibe deine Gedanken auf Papier. Wenn du dann irgendwann ganz ohne Mühe einschläfst hast du gewonnen, denn vier Stunden guter Schlaf sind besser als acht Stunden Halbschlaf. Trust me.
- Der erste Arbeitstag ist angebrochen. Plane ruhig etwas mehr Zeit ein. Dusche, zieh dir dein Lieblingsoutfit an und höre deine Gute-Laune-Playlist. Frühstücke und/oder trinke ein Heißgetränk deiner Wahl und genieße noch kurz den Moment bevor du los musst.
- Ich packe meine Tasche und nehme mit: Kalender, Stifte, Portmonee, etwas zu Trinken, Mittagessen, Schoki, PC-Brille (falls du eine hast), Notizblock. Kleiner Tipp: packe deine Tasche, soweit es geht, am Abend vorher.
- Vor Ort: Frage sofort nach, wenn dir was unklar ist. Das nimmt dir auch etwas Druck und schreibe alle relevanten Infos auf (dafür der Block).
- Sei du selbst. Denn denk daran: sie haben sich schon für dich entschieden.
Ich wünsche einen wundervollen ersten Arbeitstag und eine gute Zeit beim neuen Arbeitgeber oder der neuen Arbeitgeberin.
Dieser Artikel stellt nur die Meinung der AutorInnen dar und spiegelt nicht unbedingt die Ansichten der Redaktion von seitenwaelzer wider.
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Gina Gilsing
"Mischief managed" - Neben den üblichen Flugstunden und dem Brauen von Zaubertränken verbringe ich super gerne Zeit mit Freunden und liebe spontane Unternehmungen. Zaubersprüche lernte ich an der WWU Münster im Fach Kommunikationswissenschaft und schwang kurze Zeit danach den Zauberstab in der Eventbranche. Seit April 2021 arbeite ich beim Ministerium für Zauberei als Online Marketing Managerin. Ich freue mich, die Autor:innen bei ihren Artikeln unterstützen zu dürfen und die Sozialen Medien zu füttern, sodass wir viele Hauspunkte sammeln! ;)
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