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313 Tage in Spanien, 53 Tage auf Reise, 11 Couchsurfer Hosts, 12 Städte…
und gefühlte 1000-mal die Fragen: „Ist das nicht viel zu gefährlich? Besonders für Mädchen?“ „Warum machen die Hosts das denn überhaupt? Was haben die denn davon? Die können doch ganz einfach beklaut werden!“ „Und die nehmen wirklich kein Geld dafür, euch zu beherbergen?“
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und gefühlte 1000-mal die Fragen:
„Ist das nicht viel zu gefährlich? Besonders für Mädchen?“
„Warum machen die Hosts das denn überhaupt? Was haben die denn davon? Die können doch ganz einfach beklaut werden!“
„Und die nehmen wirklich kein Geld dafür, euch zu beherbergen?“
Couchsurfing ist eine kostenlose Internetseite, auf der man nach Städten und ihren Einwohnern suchen kann, um dort eine Nacht oder auch mehrere, eine gratis Unterkunft zu bekommen.
Man schreibt mit den Leuten, erklärt seine Pläne, beschreibt seine Interessen, und wenn man sich gegenseitig gefällt, dann bekommt der Couchsurfer Handynummer und Adresse, um bei seiner Ankunft in der Stadt nach seinem neuen Host suchen zu können.
Das Couchsurfingsystem basiert nicht auf Geld oder anderen materiellen Gütern. Vielleicht ist es deswegen so schwer zu verstehen, wie es funktionieren kann, da wir in unserer Gesellschaft alles über Geld regeln.
Es geht aber um viel mehr als nur einen kostenlosen Schlafplatz zu ergattern. Natürlich ist man manchmal dringend auf ein Dach über den Kopf angewiesen und ist über die Zusage in letzter Minute mehr als froh, aber in diesem Fall ist man noch viel dankbarer über ein gemütliches Heim und einen hilfsbereiten Gastgeber.
Das Schlagwort des Systems ist „Teilen“. Der Host teilt seine Wohnung mit seinen Gästen. Beide teilen gemeinsame Interessen. Erfahrungen, Ideen, Sprachen, Fertigkeiten werden geteilt und ausgetauscht. Und dabei sind es einfache Kleinigkeiten, die einem viel geben. Für den Host ist vieles bereits selbstverständlich, weil er schon lange in seiner Stadt wohnt und längst in den Alltag abgedriftet ist. Ein Gespräch mit Ausländern lässt ganz anders über das vollkommen Alltägliche reflektieren. Stadtführungen, Tipps für gute Bars und Restaurants, typische Speisen, Getränke oder Angewohnheiten oder auch Erklärungen zur politischen Lage. Für den Gastgeber sind die Stadt und ihr Leben schon zur Gewohnheit geworden, aber für die Gäste erschließt sich eine völlig neue Welt dank der „Expertenkenntnisse“ des Hosts. Eine fremde Person aus dem Ausland bringt etwas Neues in den Alltag und es ist einfach nett mit Leuten zusammen zu kochen, zu essen, zu reden oder auch zu feiern. Alle haben Spaß und gute Laune, weil alle Interesse und Freundlichkeit für einander zeigen.
Ich habe zurzeit nicht das Geld zum Verreisen, also hole ich mir einfach den Rest der Welt zu mir“
(Raquel aus Cuenca)
Und zu dem Punkt, ob es gefährlich sei: Man sollte immer noch die Möglichkeit und das Geld haben zur Not in ein Hostel zu gehen und ansonsten verlässt man sich auf das Bauchgefühl. Wer sein Profil gut ausgefüllt hat, ist natürlich gleich vertrauenswürdiger. Außerdem lässt sich durch die Art des Schreibens ebenso viel über eine Person erschließen. Bekommt man nur kurze Nachrichten oder schreibt der Gastgeber umfassendere Informationen und geht auf Fragen ausreichend ein?
Mit einem bisschen gesunden Menschenverstand und einem gewissen Maß an Vorsicht kann man eine wunderbare Zeit bei den verschiedensten Leuten verbringen.
Oftmals werden die Hosts von Außenstehenden gefragt, ob sie denn keine Angst hätten, bestohlen zu werden.
Wenn junge Reisende im Ausland sind, haben sie sicherlich kein Interesse daran in Konflikt mit der Polizei zu geraten. Und was sollen sie mir klauen? Ein Plasmafernseher passt nicht einen Rucksack.“
(Jóse aus Granada)
Was sich die Hosts und Couchsurfer gegenseitig geben ist so viel mehr wert als alles, was man in einer Wohnung finden kann. Auf Reisen sucht man kein Geld, sonst würde man arbeiten. Auf Reisen sucht man ein kurzzeitiges Heim, leckeres Essen und besonders den kulturellen Austausch.
Und wie wundervoll glücklich diese Art des Reisens machen kann, wird noch in kommenden Reiseberichten erzählt.
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