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Mein erstes Semester – Ein Rückblick

Mein erstes Semester war anders, als vorgestellt. Wie jeder hatte ich meine romantisierten Vorstellungen von der Uni, von alten Gebäuden und hohen Regalen.
| June Fontaine |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Robin Thier

Mein erstes Semester war ganz anders, als ich es dachte. Wie fast jeder Ersti hatte ich so meine romantisierten Vorstellungen von der Universität. Ich hatte Bilder vor meinen Augen von alten repräsentativen Gebäuden, in denen auch schon Goethe studiert haben könnte und Bibliotheksregalen, die mehrere Meter hoch sind und alte in Leder gebundene Bücher beherbergen. Und das, obwohl ich nicht in Paris oder Cambridge angefangen habe.

Eigentlich kannte ich sogar die Unigebäude schon, weil ich in meiner Heimatstadt studiert habe und trotzdem hatte ich diese groben Fehlvorstellungen. Unigebäude können zwar auch mal älter sein, aber innen sehen sie aus, wie unsere alten Schulen, nur doppelt so gammelig. Ich hatte regelmäßig in überfüllten Hörsälen und Kellerräumen mit wackeligen Stühlen Unterricht.

Um das zu vermeiden, müsst ihr schon irgendetwas studieren, worauf eure Uni stolz ist, dann ist alles topmodern und stylish. In Münster ist das zum Beispiel Jura. Die Jura-Bibliothek hat tatsächlich meterhohe Regale, das Licht fällt durch gigantische Fensterfront und draußen stehen romantische Steinbänke, von Kastanien beschattet. Die Bibliothek im Fachbereich Geschichte ist zwar angeblich gut ausgestattet, aber nicht die Spur ehrwürdig und „in Leder gebundene Bücher“ habe ich dort bisher auch nicht gefunden.

Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass das Mensa-Essen schmeckt. Das war ein grober Fehler! Mensa-Essen schmeckt nur zwei Wochen und danach geht vielleicht noch die Salatbar.

In den Seminaren wurde ich mit Seminarplänen konfrontiert, die in einem Vierteljahr den Stoff behandelten, für den man in der Schule zwei Jahre oder länger gebraucht hätte. Im Laufe des Semesters hatte sich ein so großer Berg angehäuft, dass ich mir sicher war, ich könnte davon nicht mal einen Bruchteil lernen.

Ich war vorher eigentlich davon ausgegangen, dass ich gut auf die Uni vorbereitet bin und gute Lerntechniken habe. Hatte ich nicht. Ich musste meine Lern- und Lesetechniken komplett ändern, weil die aus der Schule einem wirklich nichts mehr bringen, wenn man mal 100 Seiten pro Woche in einem Fachbuch für ein Seminar lesen muss. In der Schule war eine Lektüre für ein Halbjahr maximal doppelt so umfangreich.

Alter Hörsaal
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So können Hörsäle gern einmal aussehen. Nicht gerade das bequemste Studienmobiliar der Welt.

Dieser Bericht soll niemanden abschrecken, denn es ist machbar! Am Anfang denkt man, dass man niemals erfolgreich studieren wird, aber das wird man. Man gewöhnt sich an die Fülle des Stoffs und an das viele Lesen und Lernen. Und das Wichtigste: es macht wirklich Spaß zu studieren. Man lernt sehr viel und behandelt Themen endlich mal ausführlich, ohne da aufzuhören, wo es spannend wird. Im besten Fall studiert man ja auch das Fach, das einen am meisten interessiert.

Kommilitonen lernt man fast schneller kennen, als einem lieb ist – egal wie schüchtern man ist. An der Uni tummeln sich nämlich tausende von Erstis, die auch alle neu in der Stadt und an der Uni sind und mit denen man dann gemeinsam im Weg rumstehen, auf Pläne gucken, lernen und feststellen kann, dass das Mensa-Essen wirklich nach kurzer Zeit geschmacklich aufregend wird.

Die Uni ist so viel schöner als die Schule!

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June Fontaine

Ich heiße June, bin 22 Jahre und studiere in Essen Geschichte und Evangelische Religionslehre auf Lehramt. Neben meinem Studium entdecke ich NRW, probiere mich im Backen und schreibe für seitenwaelzer.

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