Wissenschaft und Technik

Amazon Echo im Test

Alexa auf den Zahn gefühlt
| Moritz Janowsky |

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

AlexaMoritz Janowsky

Eine futuristische Thermoskanne

Seit einigen Jahren hält die Sprachsteuerung Einzug in unseren Alltag. Während es sich für die meisten zu Beginn noch komisch anfühlte, ihrem Smartphone in der Öffentlichkeit laut Befehle geben zu müssen, gewöhnen wir uns doch immer mehr an das teilweise sehr komfortable Feature. Hinzu kommt, dass immer mehr Geräte mit einer Sprachsteuerung ausgestattet sind.

Neben Smartphones und Fernsehern, die sich natürlich auch ebenso gut per Hand steuern lassen, finden sich immer öfter entsprechende Funktionen in Autos wieder. Das Risiko, während der Fahrt durch das Infotainmentsystem abgelenkt zu werden, kann so, jedenfalls auf den ersten Blick, reduziert werden. Man ist beim Setzen des nächsten Navigationspunktes oder Auswahl des Lieblingssongs nicht mehr gezwungen, den Blick von der Straße zu nehmen, sondern steuert die entsprechende Eingabe komfortabel per Sprachbefehl. Eine ganz neue Geräteklasse, welche ausschließlich auf besagter Eingabemethode beruht, findet seit kurzem den Weg in unsere Wohnungen. Die Rede ist von Amazon Echo, einem virtuellen persönlichen Assistenten, der das Leben Zuhause komfortabler gestalten soll. Wir haben uns Amazons neues Smart Home Device für euch im Detail angeschaut.

Auf den ersten Blick sieht Amazon Echo eher wie eine futuristische Thermoskanne aus. Schaltet man das Gerät jedoch ein, findet sich auf der Oberseite ein durchgehender leuchtender LED-Ring, welcher unter anderem den aktuellen Status des Gerätes anzeigt. Befindet sich der Echo im Einrichtungsmodus leuchtet der Ring zum Beispiel Orange. Im normalen Betriebsmodus finden wir ihn eher in einem dunklen Blau wieder. Geradezu unheimlich wird es jedoch, wenn man den Echo mit seinem Codewort “Alexa” anspricht, welches auf den integrierten Alexa-Voice-Service anspielt. Hört Alexa also ihren Namen, aktiviert sich die Sprachsteuerung und ihr könnt Dinge befehlen oder Fragen stellen. In diesem Fall wird der LED-Ring durch eine kleinen Bereich, welcher in hellem Blau gehalten ist, unterbrochen. Dieser Bereich wird immer an der Stelle angezeigt, an dem ihr Euch im Raum befindet bzw. wo Alexa die Tonquelle im Raum vermutet. Aber was macht Alexa denn jetzt genau und was kann ich sie fragen?

Alexa
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Eine futuristische Thermoskanne

Nun, zum einen ist ein primärer Verwendungszweck sicherlich das Abspielen von Musik und Radiosendern. Neben dem hauseigenen Musikstreamingdienst Amazon Music, lässt sich auch Spotify mit Alexa verbinden. Per Sprachbefehl lassen sich also die Lieblingsinterpreten und zuvor angelegte Playlists abspielen. Der verbaute Lautsprecher leistet hierbei übrigens ganze Arbeit und ist durchaus in der Lage, einen ganzen Raum zu beschallen. Lediglich bei voller Lautstärke ist dann doch das fehlende Volumen des Klangkörpers zu spüren. Radiosender lassen sich über den bereits integrierten Dienst TuneIn abspielen und wer eine Abonnement bei Audible besitzt, kann sich auch seine zuvor gekauften Hörbücher von Alexa vorlesen lassen. Gestoppt oder pausiert wird ein Track erneut durch einen Sprachbefehl und hiermit sind wir auch schon an einem ziemlich lästigen Umstand angelangt: Ab einer gewissen Abspiellautstärke versteht Alexa nämlich keine Sprachbefehle mehr, da das eingebaute Mikrofon nicht mehr zwischen Befehl und Musik unterscheiden kann. In diesen Fällen mussten wir bis auf wenige Zentimeter an den Echo herangehen, um dann einen Stoppbefehl brüllen zu können.

Neben dem Abspielen von Audioinhalten bringt Alexa noch einige nützliche interne Features mit. So kann man zum Beispiel einen Timer oder Wecker einstellen oder Alexa nach der aktuellen Uhrzeit oder dem Wetter in einer bestimmten Region fragen. Nichtsdestotrotz stößt der Umfang des Echos über kurz oder lang an seine Grenzen. Damit das nicht so bleibt, bietet Amazon die Möglichkeit, über die zugehörige App, welche übrigens zur Einrichtung obligatorisch ist, sogenannte „Skills“ zu installieren. Im Grunde handelt es sich hierbei um Apps von Drittanbietern, die man über einen integrierten Appstore beziehen kann. Zu finden sind neben sinnvollen Applikationen, wie zum Beispiel dem Skill der Deutschen Bahn, welcher einem gewünschte Zugverbindungen ansagt, auch sehr viele Spielereien. So kann man sich u.a. von Alexa durch ein virtuelles Labyrinth führen lassen und teilt dem Skill per Sprachbefehl mit, welche Richtung man einschlagen möchte. Wirklich störend ist uns bei der Verwendung dieser Skills jedoch der Umstand aufgefallen, dass man die entsprechende Anwendung vor jeder Benutzung erst starten muss oder gezielt den Skill nach einer Information fragen muss. Fragt man Alexa also direkt nach einer Zugverbindung, wird man die Antwort “Tut mir leid, das weiß ich nicht.” erhalten. Gibt man Alexa den Befehl, die Deutsche Bahn nach einer Zugverbindung zu fragen, erhält man das erwünschte Ergebnis. Was sich auf den ersten Blick nach keinem großen Problem anhört, führte in der Benutzung bei uns dazu, dass wir uns nach kurzer Zeit nur noch auf die internen Funktionen des Echos beschränkt haben, um nicht die Namen der ganzen zusätzlichen Skills auswendig lernen zu müssen. In diesem Punkt verliert Alexa leider ein wenig an Intuitivität.

Alexa
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Ein leuchtender LED-Ring gibt visuelles Feedback

Wirklich interessant ist der Amazon Echo vor allem für Nutzer, die bereits über Smarthome-Peripherie in ihrem Heim verfügen. Ist die Heizung zum Beispiel an ein netzwerkfähiges Thermostat angeschlossen oder ist Beleuchtung der Philips Hue-Serie vorhanden, können die Funktionen dieser Geräte auch über Alexa gesteuert werden. In diesem Fall funktioniert die Bedienung sogar häufig, ohne extra den entsprechenden Skill direkt ansprechen zu müssen.

Ob sich die Anschaffung des 179,99€-teuren Geräts lohnt, muss letzten Endes jeder für sich selbst entscheiden. Uns ist nach dem Ende des Testzeitraum aufgefallen, dass wir zum einen wesentlich mehr Musik gehört haben, da die Hürde, erst die Musikanlage anschalten und vielleicht das Handy anschließen zu müssen, weggefallen ist. Hatte man Lust auf ein bestimmtes Genre oder einen bestimmten Interpreten, konnte man es einfach sagen und Alexa hat den Rest übernommen. Zum anderen muss man sich jedoch auch bewusst sein, dass man sich mit Amazon Echo in Zeiten von NSA-Abhörskandalen eine weitere Datenkrake ins Haus holt, die einen gewollt dauerhaft abhört. Wem der bereits erwähnte Preis zu hoch ist, aber trotzdem auf den Geschmack gekommen ist, dem empfehlen wir einen Blick auf den Amazon Echo Dot zu riskieren. Der Echo Dot kommt ohne den leistungsstarken integrierten Lautsprecher aus, bietet dafür aber einen Klinkenanschluss im 3,5mm-Format, welcher es möglich macht eine eigene Musikanlage bzw. eigene Lautsprecher anzuschließen. Die internen Funktionen rund um Alexa funktionieren aber genauso wie beim großen Bruder. Das für uns wesentlich interessantere Gerät ist bereits für 59,99 € zu haben.

Wir bedanken uns bei Amazon, für die freundliche Bereitstellung des Testgeräts.

Alexa auf den Zahn gefühlt - Amazon Echo - Review

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Moritz Janowsky

Studiert Film an der FH-Dortmund, wird im Team auch gerne als "Podcastonkel" bezeichnet und knipst ab und zu ein paar bunte Bilder.

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