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Early Access – Fluch oder Segen?

Seit einigen Jahren es Entwicklern von Software und Games möglich über die Online-Plattform „Steam“ ihre Werke schon in einer möglichem Alpha, oder Betaphase der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei Zahlen potenzielle Interessenten nur einen Teil des späteren Veröffentlichungspreises und als Gegenleistung fungieren sie als Tester für ein nicht fertiges Produkt. Was als gute Idee und mit viel Potenzial begann, rückte in jüngster Zeit immer wieder in den Fokus vieler Spieler, da nicht nur positives Feedback zu hören war. Dem Programm wird vorgeworfen arglose Käufer mit unfertigen Produkten auszubeuten, welche letzten Endes nie in der angepriesenen finalen Form veröffentlicht werden. Wir möchten mit euch zusammen an dieser Stelle ansetzen und diesem Vorwurf auf dem Grund gehen.
| Moritz Janowsky |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Sean Do | Unsplash

Seit einigen Jahren es Entwicklern von Software und Games möglich über die Online-Plattform „Steam“ ihre Werke schon in einer möglichem Alpha, oder Betaphase der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dabei Zahlen potenzielle Interessenten nur einen Teil des späteren Veröffentlichungspreises und als Gegenleistung fungieren sie als Tester für ein nicht fertiges Produkt. Was als gute Idee und mit viel Potenzial begann, rückte in jüngster Zeit immer wieder in den Fokus vieler Spieler, da nicht nur positives Feedback zu hören war. Dem Programm wird vorgeworfen arglose Käufer mit unfertigen Produkten auszubeuten, welche letzten Endes nie in der angepriesenen finalen Form veröffentlicht werden. Wir möchten mit euch zusammen an dieser Stelle ansetzen und diesem Vorwurf auf dem Grund gehen.

Der größte Vorteil den ein Entwicklerstudio mit dem Early-Access-Programm hat, ist die Möglichkeit unabhängig von einem Publisher und mithilfe der Community zu entwickeln. Ein gutes Beispiel für, meiner Meinung funktionierendes Early-Access ist das Rennspiel „Assetto Corsa“ welches vom italienischen Entwickler „Kunos Simulazioni“ entwickelt wird. Besagter Titel ist seit einigen Monaten für 34,99€ über Steam erhältlich und befindet sich seit September in der vorläufigen Release-Version, dem sog. „Release-Candiate“. Assetto Corsa gilt nicht zuletzt seit diesem Status neben Project Cars als die Hoffnung für anspruchsvolle Simracing-Fans. Eine der größten Stärken ist neben den lasergescannten Strecken die Unterstützung der Mod-Community, welche schon vor offizieller Veröffentlichung der finalen Version, also in der Early-Access-Phase befindlich, enorme Ausmaße angenommen hat. Besagter Vorteil wird vor allem deutlich, wenn Mod-Content den Weg als offizieller Inhalt in das fertige Spiel findet, wie kürzlich die AC Cobra, welche seit der 1.0 (RC) von Haus aus verfügbar ist.

Das angesprochene Beispiel von Assetto Corsa zeigt, dass ein Early-Access-Titel sehr gut funktionieren kann. Als eher umstrittener Teil des Programms gilt der Zombie-Survival-Titel „DayZ“, welcher die Standalone-Version der bekannten Mod, für die Militärsimulation „Arma“ 2 darstellt. DayZ ist seit ungefähr einem Jahr über Steam erhältlich und gilt mit über zwei Millionen verkauften digitalen Kopien als das erfolgreichste Early-Access-Spiel überhaupt, und dass obwohl ausdrücklich vom Entwickler vor dem Kauf gewarnt wurde. Was den Käufern von Anfang an klar sein musste, da DayZ sich noch in einer Alpha-Version befindet, dass auf eine Veröffentlichung einer finalen Version, möglicherweise noch mehrere Jahre gewartet werden muss.

Die Frage die sich letzten Endes stellt, ist die nach dem Funktionieren oder nicht-Funktionieren des vorgestellten Programms. Ist Early-Access eine sinnvolle Erweiterung für den Videospielmarkt oder handelt es sich wirklich um reine Ausbeute von arglosen Käufern?

Leser die sich diese Frage stellen, sollten sich den Ablauf einer Entwicklung vor Augen führen. Wie man sich denken kann, vergehen bis zum ersten Konzept eines Videospiels bis zur Ankündigung und bis zu erstem vorzeigbaren Material, das der Öffentlichkeit präsentiert wird, mehrere Jahre. Ist einem nicht bewusst, dass ein potenziell interessanter Titel in der Entwicklung befindet, ist automatisch auch keine Erwartungshaltung bzw. Hoffnung vorhanden. Diese Zeit vor der öffentlichen Ankündigung fällt zu einem großen Teil im Early-Access-Programm weg, da die alleinstehenden Entwickler auf den Erlös aus dem Verkauf der Test-Samples angewiesen sind, um die Entwicklung überhaupt fortsetzen zu können. Des Weiteren muss eine spielbare Version wesentlich früher entwickelt werden, um möglichst für einen regen Absatz zu erreichen. Unter Berücksichtigung der eben genannten Überlegungen, sind Beschwerden über lange Entwicklungszeiten meiner Meinung nach unberechtigt, in der heutigen schnelllebigen Zeit aber leider vorprogrammiert. Sicherlich kann es zu Produktionen kommen, die aus mangelndem Interesse oder ähnlichen Faktoren im Sande verlaufen und bei denen aus Alphas ohne Kommentar finale Versionen werden. Meiner Meinung nach wiegt die Möglichkeit ein Spiel zu großen Teilen mit einer Community mitzubestimmen dieses Risiko aber bei weitem auf und bei Preisen zwischen 15€-35€ droht den Käufern bei möglichem Scheitern des Projektes sicherlich keine Privatinsolvenz. Early-Access sollte statt Abzocke also lieber als Alternative neben den herkömmlichen Entwicklungsmethoden betrachtet werden, von denen die Gaming-Community nur profitieren kann.

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Moritz Janowsky

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