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Ein Besuch in Bitburg – European Masters Germany

Paintball und andere Extreme
| Moritz Janowsky |

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Moritz Janowsky

Wir haben für euch die European Masters der Millenium Series in Bitburg besucht und versorgen euch mit frischen Eindrücken vom Spielfeldrand. Wer bis zu diesem Punkt nur Bahnhof verstanden hat und eher aus Neugier an Unbekanntem hierher gelangt ist, für den gibt es folgend eine kleine Erklärung: Bei den European Masters handelt es sich um eines von vier Events der sogenannten Millenium Series, bei dem der Extremsport Paintball im Vordergrund steht. Mannschaften aus der ganzen Welt kämpfen hier in unterschiedlichen Leistungsklassen um den Sieg, drum herum findet eine Party statt. So lässt sich das von uns besuchte Event in Kürze beschreiben. Wer mehr wissen möchte, sollte an dieser Stelle dran bleiben.

Was war denn noch mal Paintball?

Für alle, die noch keine Berührung mit der Extremsportart hatten, eine kleine Erklärung: Beim Paintball geht es primär darum, seinen Gegenspieler mit einem mit Lebensmittelfarbe gefüllten Gelantineball zu markieren und ihn somit aus dem Spiel zu nehmen, daher kommt auch der Name. Genauso bekannt ist der Begriff “Gotcha”, welcher vom Englischen “got ya” stammt und so viel wie “Hab dich” bedeutet. Diese Namensgebung ist jedoch überholt und wird in der Szene kaum noch verwendet.

Um die besagten Paintballs an den Mann oder eben die Frau zu bringen, also seinen Gegner zu markieren, verwendet man sogenannte Markierer. Diese mit Druckluft betriebenen Pistolen verschießen die namensgebende Munition, fallen aber in Deutschland aufgrund der Schussgeschwindigkeit der Projektile unter das Waffengesetz, was bedeutet, dass in Deutschland erst ab einem Alter von 18 Jahren aktiv an diesem Sport teilgenommen werden kann.

Waren das nicht die Freizeitrambos, die im Wald Krieg spielen?

Mit diesem und ähnlichen Vorurteilen kämpft der noch recht junge Sport, zumindest in Deutschland, seit seiner Existenz. Beim Paintball muss man jedoch zwischen zwei Arten der immer beliebteren Freizeitbeschäftigung unterscheiden. Zum einen gibt es die sogenannten Woodland-Spieler, welche bevorzugt auf naturbelassenen Feldern spielen, deren Deckungen also hauptsächlich aus Bäumen, Sträuchern und hier und da einem Heuballen oder einer Palette bestehen. Hier kommen auch oft, der Praxis halber, Tarnfarben zum Einsatz und nicht selten erinnern die Markierer vom Aussehen her an echte Waffen.

Zum anderen gibt es die sogenannten Turnier- bzw. Sup-Air-Spieler. Das Wort Sup-Air stammt von dem Hersteller der verwendeten Deckungen, welche an Teile einer Hüpfburg erinnern, aus einem ähnlichen Material bestehen und auch mit Luft gefüllt sind. Hierbei handelt es sich immer um einheitliche Deckungen, sodass ein Spielfeld nur in einem gewissen Maße variieren kann. Die Grundzüge sind jedoch immer gleich: Ein Spielfeld besitzt ungefähr die Größe eines halben Fußballfeldes. In dieser Variante erinnert so ziemlich gar nichts mehr an einen martialischen Kriegsschauplatz. Während die angesprochenen Sup-Air-Deckungen in grellen Farben wie Hellblau, Gelb oder Rot gehalten sind, kleiden sich die Akteure in ähnlichen Farben. Optisch erinnert die Bekleidung z.B. eher an ein Eishockey- oder übergroßes Fußballtrikot.  Hiermit möchte man sich klar als Sport darstellen und von den eingangs erwähnten Vorurteilen abgrenzen.

 

Organisation in Ligen

Was vielen Außenstehenden unbekannt ist, für Paintball gibt es weltweit in Ligen organisierte Wettkämpfe. Die “DPL” abgekürzte Deutsche Paintball Liga ist die größte deutsche Liga für die Extremsportart. Von der Bezirksliga bis zur ersten Bundesliga haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ihrer Leistung entsprechend am Wettkampf teilzunehmen. Ein ebensolches Format bietet auch die Millenium Series, nur dass hier internationale Teams aus der ganzen Welt vertreten sind. Viermal im Jahr trifft sich also die internationale Paintballszene an verschiedenen Orten in Europa, um zum einen das beste Team zu küren, zum anderen aber auch um in Beachparty-Atmosphäre ein nettes Wochenende zu verbringen und gekühlte Getränke zu verzehren. Nach Bitburg macht die Millenium Series in London halt, während das letzte und größte Event des Jahres, der sogenannte World Cup, in Paris ausgetragen wird.

Sehen und gesehen werden

Unser Eindruck von dem Event in Bitburg gestaltete sich trotz des zeitweise eintretenden Regens als sehr positiv, und das nicht nur wegen der spannenden Begegnungen zwischen z.B. Edmonton Impact und Housten Heat, was etwa einem Champions-League-Finale zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid entsprechen würde, sondern hauptsächlich wegen der vorherrschenden guten Stimmung. Man konnte den Menschen vor Ort ansehen, dass sie einfach nur froh darüber waren, mit einem großen Haufen Gleichgesinnter ein Wochenende lang Party zu feiern und nebenbei ein paar hochkarätige Spiele ihres Lieblingssports verfolgen zu können.

Für die angereisten Hersteller hieß es jedoch nur „sehen und gesehen werden“. Neben den Spielfeldern war ein großer Bereich des Geländes für die Zelte und Pavillons der Hersteller reserviert, in denen die neusten und angesagtesten Produkte rund um den Sport präsentiert und am besten auch gleich an den Mann gebracht werden konnten. Natürlich wurde in diesem Zuge auch reichlich Merchandise angepriesen und verkauft. Regencapes und Regenschirme besaßen zwischenzeitlich Hochkonjunktur und wurden zu Preisen jenseits der 20€ aus den Regalen gerissen. Bedenkt man jedoch, dass der Eintritt für alle Zuschauer komplett kostenlos war, ist es verständlich, dass eine solche Tradeshow als zusätzliche Einnahmequelle des Events genutzt wurde. Das Positive an dem hohen Händleraufkommen war aber, dass man einen Blick auf Produkte werfen konnte, die eigentlich noch gar nicht am Markt zu haben sind.

Für Fans ein Muss, für Neulinge eher langweilig

Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und unbedingt ein solches Event besuchen möchte, dem sei gesagt, dass unserer Meinung nach durchaus ein wenig Szenekenntnis vonnöten ist, um einen Tag auf der Millenium Series vollständig genießen zu können. Kennt man den Sport und seine Anhänger nicht, wird es einem schwerfallen in dem Gewusel eine gewinnbringende Möglichkeit sein Wochenende zu verbringen, zu sehen. Ein Paintballverrückter wird sich jedoch wie zu Hause fühlen.

Unabhängig von dem besuchten Event können wir nur empfehlen dem Sport eine Chance zu geben und einfach selbst mal Paintball spielen zu gehen.

 

 

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Moritz Janowsky

Studiert Film an der FH-Dortmund, wird im Team auch gerne als "Podcastonkel" bezeichnet und knipst ab und zu ein paar bunte Bilder.

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