Bildung und Karriere / Studium

Ein Semester als Tutor

Uni mal aus anderer Perspektive: Mein Semester als Tutor. Patrick berichtet von seiner Tätigkeit als studentischer Tutor im Bereich der Ingenieurswissenschaft.
| Patrick Schuster |

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Verändert nach Pixabay | Pexels

Einige von euch kennen sie vielleicht schon, andere werden oder sollten sie noch während ihres Studiums kennen lernen: Tutorien, Studenten-Nachhilfe-Unterricht. Wieso etwas aber aus der Sicht des Tutors abläuft, lest ihr hier in unserem Erfahrungsbericht.

Tutorien sind im Regelfall vorlesungsbegleitende Veranstaltungen, in welchen Übungsaufgaben wiederholt werden, die bereits vorher von Dozenten in einer anderen Veranstaltung (wie Übungen oder Seminaren) durchgesprochen wurden. Soviel zur allgemeinen Tätigkeitsbeschreibung, gerade im Bereich der Naturwissenschaften. Wie sieht das ganze nun in der Praxis aus?

Die Vorbereitung

Da man als Tutor in die Rolle eines Dozenten schlüpft, gibt es hier natürlich einiges vorzubereiten. Grundlage des Tutoriums sind in den meisten Fällen Aufgaben, die in früheren Semestern bereits behandelt wurden und daher -abhängig vom eigenen Verständnis der Materie – relativ schnell wieder aufgearbeitet sind. Daraus folgen im Wesentlichen zwei unterschiedliche Tutoren-Stile: Entweder entwirft man ein eigenes Präsentationsskript auf Basis der Übungsaufgaben und trägt dieses im Tutorium vor oder man rechnet die Aufgaben an einer Tafel in Echtzeit vor. Beide Stile haben dabei Vor- und Nachteile: Beim „Präsentations-Stil“ muss mehr Zeit in die Vorbereitung gesteckt werden, jedoch bleibt dann im Tutorium mehr Zeit für Rückfragen und Erklärungen. Für den „Tafel-Stil“ gilt das Gegenteil: Weniger Zeitaufwand in der Vorbereitung, dafür auch weniger Zeit für Rückfragen, da das Anschreiben viel Zeit in Anspruch nehmen kann.
Nach einiger Erprobung empfand ich für mich den „Präsentations-Stil“ als am geeignetsten, da ich hierdurch jede Aufgabe vor dem Termin neu aufgearbeitet und abgetippt habe, statt mich auf mein altes Skript zu verlassen. Das hat mir zum einen Sicherheit, zum anderen auch mehr Zeit im Tutorium gegeben, mit dem Nachteil, dass zu jedem Termin á 1,5h nochmal ca. 1 bis 1,5h Vorbereitungszeit eingeflossen sind. Dafür konnte ich aber auch das Problem meiner mehr als unschönen Handschrift umgehen.

Arbeiten mit Studenten

Mit vorbereitetem Präsentationsskript und großem Tatendrang ging es dann zum ersten Termin, mit einer sagenhaften Teilnehmerzahl von: 1. Mit zunehmender Anzahl an Terminen wuchsen jedoch entweder die Motivation oder die Ratlosigkeit der Studierenden und die Reihen füllten sich auf ca. 7-12 Personen ab dem 5. Termin. Unerwarteter Vorteil: Die Veranstaltung begann um 17:30 Uhr und endete zwischen 19:00 Uhr und 19:30 Uhr, somit bleiben zu so später Stunde natürlich nur Studierende, die tatsächlich motiviert genug sind, noch etwas zu lernen, denn sie opfern immerhin ihre Freizeit.
Das zwanglose Umfeld eines Tutoriums bietet vielen Studierenden die Gelegenheit, sich dem Thema gegenüber mehr zu öffnen, frei raus Fragen zu stellen oder sich an Diskussionen zu beteiligen. Die Tatsache, dass man als Tutor selbst Student ist, und dementsprechend auch nicht mit lückenlosem Wissen aufwarten konnte, kann zwar zu einigen unbeantworteten Fragen führen, jedoch kann auch diese Unwissenheit die Gelegenheit bieten, sich die Antwort mit dem Studierenden zusammen herzuleiten. Eine Lerngelegenheit, die sich während einer Vorlesung oder in einem Seminar eher selten bietet.

Fazit

Mich persönlich hat die Erfahrung, eine Lehrveranstaltung aus der Perspektive eines Lehrenden zu erfahren, definitiv bereichert. Nicht nur die Notwendigkeit, bereits gesammeltes Wissen noch einmal zu festigen, um es weitergeben zu können, sondern auch und besonders die Rückfragen der Studenten ließen mich Problemstellungen aus einem ganz neuen Blickwinkel betrachten.
Auch die Gelegenheit, meine eigenen Lern-Methoden als Lehr-Methoden zu erproben, empfand ich als sehr reizvoll. Besonders in Ingenieurs-Studiengängen, die naturgemäß sehr Technik-orientiert sind, bieten Plattformen wie YouTube viele spannende Lern-Videos, in denen Übungen gerechnet oder Thematiken visualisiert und erklärt werden – oft mit spielerischem oder witzigem Charakter. Unter dem Artikel findet ihr ein paar Beispiele.
Nutzt man diese Videos zur gezielten Festigung von Wissen, können sie eine gelungene Abwechslung zum Lernen aus Büchern und Skripten sein. Jedoch birgt das Lernen auf YouTube auch die Gefahr, sich durch andere, vorgeschlagene Videos ablenken zu lassen, wodurch man die Lerneffizienz erheblich schmälert. Also: Gezielt und in Maßen anwenden.

Alles in allem kann ich jedem, dem die Möglichkeit geboten wird, ein Tutorium zu leiten, dies nur wärmstens ans Herz legen. Die Gelegenheit, die eigenen Präsentationstechniken in regelmäßigen Abständen zu verbessern, sowie als Autoritätsperson zu lehren, macht sich nämlich nicht nur gut im Portemonnaie, sondern auch im Lebenslauf.

Beispiele Lern-Channel
Jörn Loviscach https://www.youtube.com/user/JoernLoviscach
The Simple Club https://www.youtube.com/results?search_query=the+simple+club
DorFuchs https://www.youtube.com/user/DorFuchs
Crash Course https://www.youtube.com/user/crashcourse (Englisch)
Ted-ED https://www.youtube.com/user/TEDEducation (Englisch)

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Patrick Schuster

Schönen guten Abend meine Damen und Herren, ich bin Patrick und mittlerweile seit ein paar Jahren im seitenwaelzer.de-Team. Ich bin aktives Mitglied unseres Spontan-Spontan-Podcasts und schreibe sonst viel im Bereich Technik und Innovation.

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