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Für alle Sinne – Zu Besuch bei Escape Berlin
Trend Escape-Rooms: ein Erfahrungsbericht
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
„Wo ist dieser verdammte Schlüssel?!!!!“ schreie ich und bin kurz davor, unserem Spielemacher das vereinbarte Hilfezeichen in die Kamera zu demonstrieren. Die ersten fünf Minuten waren frustrierend.
Ich befinde mich mit zwei Freunden in Sherlock Holmes‘ Wohnung, welcher vermisst wird und den es zu befreien gilt. Die Zeit läuft, die Anzeige auf einem Monitor zeigt bereits den Countdown von 56:02 Minuten an. Holmes‘ Wohnung befindet sich in unserem Fall bei Escape Berlin, doch vergisst man diese Tatsache nach einigen Sekunden in der Atmosphäre voller antiker Reliquien und gruseliger Geräusche völlig. Türen, Schränke, Sofas, Boden, alles kann an sich eine doppelte Funktion haben, theoretisch könnte sogar jemand von der Decke kommen! Eine Vorstellung die mich während des ganzen Spiels ein wenig gruselt und den Adrenalin- und Cortisolspiegel noch einmal gehörig in die Höhe treiben lässt.
Ob „Escape-the-room“, „Real Escape Game“ oder „Live Escaping“, alle Bezeichnungen meinen dasselbe: ein Fluchtspiel, eine neue Form von Detektiv- und Action Spiel, in dem man zwischen Zeitreise, detailverliebter Theaterszenerie und Die Drei???-Gefühl alles mitnimmt. Die Spielenden werden dabei in einen Raum gesperrt, aus dem es innerhalb einer gegebenen Zeit von meist 60 Minuten auszubrechen gilt. Dabei müssen Rätsel, Hinweise und Strategien gelöst werden. Bei Sackgassen helfen die Spielemacher mittels Live-Überwachung weiter. Ein Trend, welcher sich zunächst in Japan entwickelte und auf Computerspielen basierte. Innerhalb der letzten paar Jahre stieg die Anzahl der Escape-Rooms auch in Europa und Deutschland enorm an – zurecht wie ich finde, denn gerade die oben genannte Triade bietet nicht nur enorm viel Spaß, sondern schult auch deine grauen Zellen und das Teamwork!
Nichts ist wie es scheint
Innerhalb dieser vier Wände (oder manchmal eben auch acht oder sechzehn Wände, man weiß nie, wie viele es letztendlich sein werden…) gilt folgende Regel: Aktion – Reaktion! Ein Bild, ein Spiel oder eine Glocke – können diese zur Lösung des Rätsel beitragen? Jedoch werden nicht einfach mathematische Formeln, fundiertes Wissen oder eine Detektiv-Hörspiel-Karriere vorausgesetzt um dieses Spiel zu gewinnen. Vielmehr sind es Teamwork, Aufmerksamkeit und ein „Um-die-Ecke-Denken“, welche Live-Escape-Games so interessant und für jede Altersgruppe und Spielgröße attraktiv macht. Zentral sind die Geschichten hinter den Spielen, die ganz verschieden sein können, ebenso die unglaublich echt wirkenden Räume, die teilweise von erfahrenen Bühnenbildern erstellt worden sind. So kann ich mich zwischendrin gar nicht satt sehen, „vergesse“ nebenbei unsere eigentliche Mission – und bleibe lieber vor dem mit Nägeln besetzten Folterstuhl stehen, anstatt meinen Kumpanen zur Seite zu rücken. Ich fühle mich wie in einem anderen Jahrhundert und bin fasziniert.
Devise: Aktion – Reaktion
Es ist mittlerweile Halbzeit. Wir erleben ein Tief und haben das Gefühl, ziemlich schlecht zu sein, immerhin brauchten wir schon zwei Hinweise um weiterzukommen! Am Ende werden es vier sein, die uns noch im Zeitrahmen escapen lassen. „Das ist aber eine ziemlich gute Quote! Wir hatten bisher keine Gruppe, die noch keinen Hinweis gebraucht hat“, erklärt uns hinterher unser Observator.
Der Stresspegel steigt. Das, was uns so auf Trab hält, ist besonders die Tatsache, dass man innerhalb so kurzer Zeit gefragt ist, alle möglichen Ideen, Ressourcen und Kniffe zusammenzubringen. Anstatt etliche Mal über eine Lösung nachzudenken, probiert man lieber einige Male und kommt damit ans Ziel. Vielleicht ist das auch ein Erfolgsfaktor des Spiels. Dass man aus der Realität entflieht in dem Sinne, dass man einfach mal anders denkt und reagiert anstatt hitzige Diskussionen zu führen? Diese philosophisch, pädagogisch angehauchten Gedanken kommen mir selbstverständlich erst nach Beendigung des Spiels, in so kurzer Zeit haben die keinen Platz. Aber schon innerhalb des Spiels merke ich: keine Idee ist zu schräg um sie nicht anzuwenden. Nach meiner 60-Sekunden-Starre vor der anmutenden Reliquie, kommt mir ein Einfall und ich finde prompt den nächsten Hinweis. Stolz wie Justus Jonas höchstpersönlich führe ich uns zum Ziel des Falles.
Puh. Wir sind alle ziemlich fertig, und brauchen erst einmal ein wenig Zeit um runter zu kommen. Ich hatte enorm viel Spaß und hätte nichts dagegen, mich öfters auf diese Art und Weise einsperren zu lassen. Auf einem Schild entdecke ich ein weiteres Escape-Game: im „Schnapsladen“ spiele ich eine Räuberbande, die sich auf der Suche nach einem edlen Tropfen durch sämtliche Liköre probieren muss um ans Ziel zu kommen – na, wenn das nicht attraktiv klingt… Durch die große Vielfalt der Stories hinter den Räumen ist wirklich für jeden etwas dabei, der eine neue Form von Kulturgut erleben möchte. Doch Vorsicht: es ist vor erhöhtem Suchtpotential zu warnen.
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Jasmin Larisch
Hej! Ich bin Jasmin, von meinen Freunden meist 'Mini' genannt, bin 21 Jahre alt und studiere seit Herbst 2015, Soziologie und Kultur-und Sozialanthropologie (=KuSA) an der WWU. Münster hat es mir sehr angetan- Unileben, Kultur, Kunst, junge interessante Leute überall! Das Leben als Studierender ist aufregend, bunt, vielseitig und manchmal echt tricky- so hoffe ich, zusammen mit meinem Team, euch ein paar Tipps und Anstöße geben zu können. Seit 2015 bin ich deshalb als freie Autorin bei seitenwaelzer.de und habe nach wie vor viel Freude daran. Viel Spaß beim Lesen!
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