Bildung und Karriere

Käse und Croissants – mit PRAXES für ein Praktikum nach Frankreich

Warum es als Uni-Absolventin nicht einfach ist, ein Praktikum in Frankreich zu machen
| Patricia Stammsen |

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Patricia Stammsen

Mein Praktikum in Grenoble bei wegweiser-freiwilligenarbeit.com wird mir durch das PRAXES-Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) ermöglicht. Ich möchte euch erzählen, wie es dazu kam, dass ich jetzt bei einem deutschen Start-Up in Frankreich ein Praktikum mache und wie PRAXES mir dabei hilft.

Von Heidelberg nach Grenoble

Zum Ende meines Studiums im wunderschönen Heidelberg habe ich mir für die Jobsuche nach meiner ersten Stelle drei wichtige Kriterien gesetzt: es sollte etwas mit Marketing zu tun haben, bei einer NGO oder einem verantwortungsbewussten Unternehmen sein und mir die Möglichkeit bieten, meine Französischkenntnisse zu verbessern.

Warum Französisch? Nach der Schule hatte ich mich hauptsächlich auf Japanisch konzentriert und mein Schul-Französisch auf dem Dachboden meines Gedächtnisses verstaut. Mein Interesse an der Sprache kam erst wieder auf, als ich merkte, dass es im Kontext von internationalen Organisationen durchaus eine übliche Arbeitssprache sein kann. Es gibt in diesem Bereich nicht wenige Stellenausschreibungen, die zumindest gute Französischkenntnisse voraussetzen. Das ist auch kaum verwunderlich, wenn man bedenkt, dass es eine der offiziellen Sprachen der Vereinten Nationen und (natürlich) der EU ist.

Ich staunte nicht schlecht, als ich sah, dass das Praktikumsangebot von wegweiser-freiwilligenarbeit.com alle meine drei Kriterien erfüllte. Das Praktikum wurde mit der Arbeitssprache Deutsch im Großraum Grenoble, Frankreich in Online-Redaktion und Marketing ausgeschrieben.

Im Moment befinde ich mich in meinem fünften Praktikumsmonat und habe mein Französisch durch die Verständigung im Team und durch die Übung im Alltag erheblich verbessern können. Meine Arbeit dreht sich hauptsächlich um Suchmaschinenoptimierung der Webseite und Öffentlichkeitsarbeit. Dabei lerne ich viel über das Thema Freiwilligenarbeit im Ausland und sammele wertvolle Erfahrungen im Online-Marketing.

Ich finde es toll, dass ich diese Erfahrungen dank PRAXES in Frankreich machen kann und möchte, dass mehr Menschen von dem Programm erfahren. Vielleicht ist ein Praktikum in Frankreich ja auch für dich genau das Richtige.

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Grenoble mit Blick auf die Bastille

Praktika in Frankreich: Für Nicht-Studierende nur mit PRAXES

Ohne die Hilfe des DFJWs könnte ich als Absolventin dieses Praktikum gar nicht machen – denn seit letztem Oktober bin ich nicht mehr als Studentin eingeschrieben. Das ist aber eine Voraussetzung, wenn man in Frankreich ein Praktikum machen möchte.

Zum Glück wusste mein Arbeitgeber gut darüber Bescheid und hat mich rechtzeitig auf das PRAXES Programm hingewiesen. Im Rahmen des Programms übernimmt das DFJW die Rolle der Ausbildungseinrichtung und schließt gemeinsam mit Teilnehmer*innen und Arbeitgeber*innen eine Praktikumsvereinbarung ab.

Dieses deutsch-französische Mobilitätsprogramm gibt es seit Januar 2013 und es richtet sich an junge Menschen zwischen 18 und 30 Jahren, die unabhängig von ihrer Ausbildung ein 1- bis 6-monatiges Praktikum im Nachbarland machen wollen. Insbesondere sind damit Abiturient*innen und Absolvent*innen gemeint, die – zum Beispiel zur Berufsorientierung – Berufs- und/oder Auslandserfahrung sammeln möchten.

Der Name PRAXES ist eine Kombination der Wörter „Praxis“ und „Accès“: praktische Erfahrung und Zugang zur Arbeitswelt.

Seit Januar 2017 besteht die Möglichkeit, gleichzeitig mit der Anmeldung ein Stipendium für das Praktikum zu beantragen. Das DFJW unterstützt Menschen mit besonderem Förderungsbedarf mit einem Pauschalbetrag von einmalig 500€.

Wie kann ich mitmachen?

Wenn du dich in einer ähnlichen Situation wie ich befindest – das heißt, du hast gerade dein Abi gemacht oder dein Studium abgeschlossen – und möchtest in Frankreich ein Praktikum machen, dann kannst du dich bei PRAXES anmelden, sobald du eine Praktikumsstelle gefunden hast. Die Deadline für Anmeldungen ist einen Monat vor Praktikumsbeginn und natürlich solltest du die Voraussetzungen erfüllen (18–30 Jahre, Dauer 1–6 Monate).

Es fällt eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 50€ an. In meinem Fall hat die freundlicherweise mein Arbeitgeber übernommen. Das kann auch für dich eine Option sein, einfach mal nachfragen – das kostet ja bekanntlich nichts.

Wie unterstützt mich PRAXES?

Die Unterstützung bei PRAXES fängt damit an, dass du auf dem Jobboard nach einem geeigneten Praktikum suchen kannst. Vor und während des Praktikums wirst du pädagogisch begleitet. Mit der e-Learning Plattform Parkur bereitest du dich gemeinsam mit einem Tutor oder einer Tutorin und anderen Lernenden auf den Arbeitsalltag in Frankreich vor, indem du zum Beispiel Französisch übst.

Während des Praktikums wirst du in Form von Selbsteinschätzungsbögen und Telefongesprächen zusätzlich begleitet. Am Ende des Praktikums schreibst du einen Bericht. Außerdem wird eine Praktikumsauswertung durchgeführt und du bekommst eine Bescheinigung.

Gut zu wissen: Mit der Praktikumsvereinbarung schließt das DFJW eine Auslandsreiseversicherung, eine Unfallversicherung und eine Haftpflichtversicherung für dich ab. Damit bist du abgesichert, falls dir am Arbeitsplatz etwas passiert.

Zusätzlich musst du in Frankreich für dein WG-Zimmer oder deine Wohnung dann noch eine Wohngebäudeversicherung abschließen. Das ist wichtig, falls dir zu Hause etwas Unvorhergesehenes passiert.

Was die Krankenversicherung angeht, so brauchst du eine europäische Krankenversicherungskarte. Bei mir erfüllt meine ‚normale‘ Karte diese Bedingung – das ist also sehr wahrscheinlich auch für dich einfacher, als es sich anhören mag.

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Am Fluss Isère

Frankreich in vollen Zügen genießen

Ich habe mich inzwischen sehr gut in Grenoble eingewöhnt. Es ist toll, (fast) jeden Tag einen beeindruckenden Ausblick auf die Berge zu haben. Grenoble ist ein Zentrum für Wintersport und vor allem die Umgebung hat viel zu bieten, was Outdoor-Aktivitäten angeht. Die Stadt liegt nämlich inmitten der drei Bergmassive Vercors, Chartreuse und Belledonne am Rande der Alpen.

Demnächst geht es für mich auf meine erste Schneewanderung – mit Schneeschuhen! – und ich kann es kaum erwarten. Ich habe mich noch nicht getraut, Skifahren zu gehen, aber vielleicht mache ich das auch noch. Bis Ende Februar habe ich Zeit, dann bin ich mit dem Praktikum fertig.

Ich bin froh, bei wegweiser-freiwilligenarbeit.com einen kleinen Beitrag zur Verbesserung des Freiwilligenarbeitssektors leisten zu können. Das unabhängige Portal engagiert sich vorbildlich für sinnvolle und verantwortungsbewusste Freiwilligenarbeit im Ausland. So gibt es zum Beispiel keine Waisenhausprojekte, weil das ein Geschäftsmodell sei, das sich des Menschenhandels bediene.

Wenn ich am 1. März wieder zurück nach Deutschland komme, werde ich mit Sicherheit das ein oder andere Tränchen verdrücken. Mein Kopf wird dann voll sein mit neuen Eindrücken und Erfahrungen, und mein Koffer mit Käse und Croissants. Denn die lokalen Käsesorten und die französische Backkunst habe ich hier ganz besonders schätzen gelernt.

Frankreich ist wunderbar vielfältig und natürlich mehr als alpine Skipisten und Gebäck. Am besten du entdeckst es für dich selbst – ich kann dir nur raten, auch außerhalb der typischen französischen Adressen wie Paris oder Marseille zu denken. Für mich hat sich das auf jeden Fall gelohnt.

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Patricia Stammsen

Patricia (28 Jahre) hat bis 2013 an der Ruhr-Universität Bochum Japanologie und Anglistik studiert. Nach einem Working Holiday Aufenthalt in Japan begann sie 2014 ein Masterstudium an der Universität Heidelberg. Der interdisziplinäre Studiengang Transcultural Studies bot ihr die einzigartige Möglichkeit einen japanhistorischen Forschungsschwerpunkt in einen transnationalen Kontext einzubetten und ihr Interesse für globale Zusammenhänge zu festigen. Nach ihrem Praktikum in Frankreich wird sie auf Jobsuche gehen und dabei weiterhin den Blick und die Füße auf die große weite Welt richten.

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