Studium

Philosophiestudium in Münster VI – Lesen sollte man können

Jetzt geht es richtig los. Vielleicht wundert sich der ein, oder andere, warum ich das erst in diesem Artikel schreibe, schließlich studiere ich schon im zweiten Semester Philosophie. Aber erst jetzt kann man einschätzen, was ein Philosophiestudium mit sich bringt - was soll das bedeuten?
| Robin Thier |

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Robin Thier

Jetzt geht es richtig los. Vielleicht wundert sich der ein, oder andere, warum ich das erst in diesem Artikel schreibe, schließlich studiere ich schon im zweiten Semester Philosophie. Aber erst jetzt kann man einschätzen, was ein Philosophiestudium mit sich bringt – was soll das bedeuten?

Im ersten Semester wird man auf ein Studium der Philosophie vorbereitet. Man lernt Methoden der Text- und Argumentationsanalyse, man bekommt logische Mittel und einen groben Überblick über die Philosophiegeschichte geboten. Besonders philosophisch war das jedoch nicht, vor allem in Logik kam es den meisten eher vor, wie in Mathe. Es mussten logische Formeln gelöst und hergeleitet werden. Wer sich darunter nichts vorstellen kann: Hier habe ich dieses Fach bereits näher beschrieben.

Im zweiten Semester konnte ich dann Fächer wie „Ethik“ und „Metaphysik“ wählen, sowie die zugehörigen Seminare. Mit diesen neuen Themen folgte dann auch die richtige Arbeit. Sintfluten von Texten müssen gelesen, vor- und aufbereitet werden und man muss sie sich gut einprägen um darüber diskutieren zu können. Wer also ernsthaft mit dem Gedanken spielt Philosophie zu studieren sollte sich vor Augen führen, dass man große Teile seiner Freistunden opfern muss, um Texte von und über Philosophen zu bearbeiten. Wer sich, so wie ich auch, aber ganz gut in geschriebenem Wort zurechtfindet, für den ist das eine angenehme Art der Arbeit, denn außer gelegentlichen Textzusammenfassungen oder Kommentaren müssen während des Semesters kaum schriftliche Hausaufgaben gemacht werden. Das ist, so habe ich mir sagen lassen, in naturwissenschaftlichen und mathematischen Fächern anders.

Uni findet auch bei dramatischen Wolkenbergen statt.
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Uni findet auch bei dramatischen Wolkenbergen statt.

Aber nun zu meinen Kursen: Zunächst ist da die Schreibwerkstatt, ich hatte in meinem letzten Artikel bereits darüber geschrieben. Der zweiwöchige Kurs soll Grundlagen philosophischen Schreibens und Arbeitens vermitteln, hier muss man auch tatsächlich ab und zu etwas schreiben, das hält sich bisher jedoch in Grenzen. An dieser Stelle vielleicht ein Tipp an alle Studierenden: Wenn es irgendwie möglich ist aus einem überfüllten Seminar/Tutorium in ein weniger überfülltes zu wechseln, ergreift die Gelegenheit! Ich kann schon jetzt sagen, dass es mit unter 20 Leuten mehr Spaß macht und man sich selbst besser zur Mitarbeit überreden kann, als in einem Seminar mit über 40 Studierenden.

Dann habe ich zwei Vorlesungen über Ethik und Metaphysik, in denen die Grundlagen der beiden Fächer vermittelt werden sollen. Da die eine Vorlesung jedoch donnerstags um 16 Uhr ist, bin ich gespannt, ob ich da irgendwann alleine sitzen werde, wen sich der Saal weiter so leert.

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Was die Leerung des Hörsaals angeht, trägt das gute Wetter auch seinen Teil dazu bei.

Spannend wird es jedoch in den Seminaren!

„Es ist eine positive Errungenschaft der Gesellschaft, dass die Philosophie, also Menschen, die sich bloß Gedanken über etwas machen, finanziell gefördert wird.“

Diese Meinung des Dozenten im Seminar zur Metaphysik kann ich nur unterschreiben. Vor allem, da die Inhalte des Kurses sicher für einige belanglos sind. Es geht um Fiktion und inwieweit Fiktionale Texte funktionieren. Das ist tatsächlich deutlich spannender, als es hier klingen mag.

Das zweite Seminar im Bereich Ethik beschäftigt sich mit den Grundlagen der Ethik, aufbauend auf einem Buch des Philosophen „John Leslie Mackie“. Allerdings ist dieses eines der volleren Seminare und irgendwie auch nicht gerade das spannendste Ereignis der Woche.

Deutlich interessanter geht es jedoch mit einem besonderen Seminar weiter. Wer an der Uni Münster studiert, kann (und in einigen Fällen muss man es sogar) Kurse im Bereich der sog. „Allgemeinen Studien“ belegen. Das sind nicht-fachbereichsgebundene Kurse zu den verschiedensten Themen: Sprachen, Rhetorik, Berufsvorbereitung, Wissenschaftstheorie etc. und ich besuche eines dieser Fächer mit dem Titel „Die Grenzen der Wissenschaft.“ Das Spannende dabei ist nicht nur das Thema, sondern, dass in dem Kurs Studenten aus den verschiedensten Bereichen sitzen. Sprachen, Naturwissenschaften, Geisteswissenschaften und Gesellschaftswissenschaften prallen hier aufeinander und bringen alle ihre jeweiligen Ansichten und Arbeitsmethoden mit. Das ist auch gar nicht verkehrt, denn so kommt man einmal an völlig andere Sichtweisen und lernt voneinander. Gerade als Philosoph ist man ja auf ein Allgemeinwissen aus anderen Fächern angewiesen um sinnvoll über irgendetwas reden zu können. Aber noch mehr als das: Kurz gesagt, macht das Seminar einfach Spaß.

Damit wäre ich wieder am Ende meines Artikels. Leider ist nicht so viel Lustiges oder erwähnenswertes passiert, wie sonst schon einmal, daher war dies mehr ein Artikel, der über die theoretischen Aspekte des Philosophiestudiums berichtete. Der nächste Artikel wird wieder spannender – versprochen :D

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„Gehorche“, was wie eine Drohung am Gebäude der Bibliothek prangt, ist nur die Hälfte des Kunstwerkes. Der ganze Satz lautet „GEHORCHE KEINEM“, ein viel schöneres Motto.

Wer sich noch mehr über das Studium der Philosophie informieren möchte, dem empfehle ich einen aktuellen Artikel auf Zeit-Online mit dem Titel „Wir Philosophen brauchen Zeit statt Klausuren“,

sowie ein Video der Uni-Münster aus der Serie „Studiengänge“, wo das Fach 2012 von Studenten und Lehrenden vorgestellt wurde:

 

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Gründer von seitenwaelzer, lebt in Münster und beschäftigt sich in seiner freien Zeit mit Bildbearbeitung, Webseitengestaltung, Filmdrehs oder dem Schreiben von Artikeln. Kurz: Pixelschubser.

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