Gesellschaft und Lifestyle / Ökokiste
Wo landen eigentlich unsere Altkleider? Was wir über Altkleidercontainer wissen sollten
Wem tun wir eigentlich etwas Gutes, wenn wir unsere ausgemistete Kleidung in Altkleidercontainer einwerfen? Der Umwelt, anderen Menschen, der Recyclingindustrie? […]
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Wem tun wir eigentlich etwas Gutes, wenn wir unsere ausgemistete Kleidung in Altkleidercontainer einwerfen? Der Umwelt, anderen Menschen, der Recyclingindustrie?
Oftmals gehen wir davon aus, dass unsere aussortierten Kleidungsstücke Bedürftigen zugutekommen. Zum Teil ist das auch so, allerdings wird mit dem größten Teil der getragenen Kleidung Geschäft gemacht. Während aktuell der Altkleiderhandel boomt, profitieren davon leider kaum die Bedürftigen, sondern vor allem in- und ausländische Zwischenhändler. Es gibt dabei diverse Ursachen für den stetigen Anstieg an Alttextilien. Ausschlaggebend ist aber eindeutig die neue Schnelllebigkeit, die von großen Modekonzernen inszenierten Trends und unser dadurch verändertes Kauf- und Konsumverhalten.
Fast Fashion macht Kleidung zur Wegwerf-Ware
Allein in Deutschland werden jedes Jahr circa eine Million Tonnen Altkleider aussortiert. Gründe für das fleißige Aussortieren gibt es viele. Besonders dem wachsenden Trend von Fast Fashion ist es allerdings zu verdanken, dass Kleidung immer mehr zur Wegwerf-Ware wird. Was wenig kostet, wird nicht nur in überschüssigen Mengen gekauft, sondern weist auch meist eine minderwertige Qualität auf. Von Billig-Ware muss man sich demnach auch schneller und öfter trennen, da sie im Vergleich zu qualitativ hochwertiger und somit auch gleichzeitig etwas kostspieligerer Mode weniger langlebig ist. Während sich also unser Konsum von 50 auf rund 100 Milliarden neu gekaufter Stücke seit dem Jahr 2000 verdoppelt hat, geben wir deutlich weniger für die einzelnen Teile aus.
Wo unsere Altkleider landen
Wenn wir unsere ungewollten Kleidungsstücke dann guten Gewissens in die Altkleidercontainer um die Ecke werfen, gehen wir davon aus, dass wir so auf eine nachhaltige Weise Platz in unserem Kleiderschrank schaffen. Laut der Verbraucherzentrale NRW gibt jede*r Bürger*in jährlich 16 Kleidungsstücke in Altkleidercontainer oder die Straßensammlung. Nach dem Einwurf in die Container landen unsere Altkleider zunächst in Sortierbetrieben. Von dort aus trennen sich allerdings die Wege unserer Textilien, wobei jedes einzelne Teil stets eine von drei verschiedenen Reiserouten nimmt.
Route 1: Ab in den Müll
Dreckige oder kaputte Textilien landen spätestens bei der Sortierung direkt im Müll und werden verbrannt. Bis zu 20 Prozent der eingeworfenen Kleidung ist in einem miserablen Zustand und muss gegen Bezahlung entsorgt werden. Denn einige Menschen nutzen die Container tatsächlich als Alternative zur Mülltonne. Außerdem ist nur noch ein geringer Teil der eingeworfenen Kleidung recyclebar, da unsere Kleidung heutzutage einerseits vermehrt aus synthetischen Fasern produziert wird und andererseits aus Stoffgemischen besteht.
Route 2: Ab in die Recyclingfirmen
Etwas weniger als die Hälfte der Kleidung, die in den Containern vorgefunden wird, ist außerdem in einem untragbaren Zustand und wird an Verwerter wie Recyclingfirmen verkauft, wo aus ihnen Putzlappen oder Dämmstoffe hergestellt werden. Weil nun also auch die Qualität der von uns gekauften Kleidung nachgelassen hat, können viele Teile nicht wirklich wieder getragen werden und müssen stattdessen aufwendig verwertet werden.
Route 3: Ab ins Ausland
Der Großteil der Kleidungsstücke landet bei der Altkleidersammlung. Dort werden allerdings nur 10 Prozent der Teile direkt an Bedürftige ausgehändigt oder an Second-Hand-Läden verkauft. Die restlichen 90 Prozent werden von der Altkleidersammlung an private Händler verkauft, welche sie als Handelsware in afrikanische oder osteuropäische Länder exportieren. Dort landet die Kleidung dann letztendlich auf Marktständen oder in kleinen Geschäften. Es wird sogar vermutet, dass die riesigen Mengen importierter Second-Hand Ware unter anderem für den Niedergang der lokalen Textilindustrie im südlichen Afrika verantwortlich sind. Zwar nutzen die Hilfsorganisationen, wie das Deutsche Rote Kreuz, die durch den Verkauf erstattete Summe zur Förderung gemeinnütziger Projekte – vor dem Hintergrund der Destruktion ausländischer Industrien ist dies allerdings nicht uneingeschränkt vertretbar.
Mangelnde Transparenz, Illegalität, Überfüllung
Das Problem mit den Altkleidercontainern ist also primär der Mangel an Transparenz für Personen, die den Lebenszyklus ihrer Kleidung verlängern wollen. Denn wie viele von uns wissen eigentlich, dass der Großteil unserer gespendeten Kleidung im Ausland weiterverkauft wird? Obendrein gibt es nicht nur seriöse Sammler, wie das Deutsche Rote Kreuz, Fairwertung oder Malteser. Mit illegal aufgestellten Containern machen hingegen ausbeuterische Privatpersonen vollen Profit mit unseren Altkleidern. Sie verkaufen die Kleidung direkt im Ausland und behalten den vollen Gewinn der Verkäufe für sich. Mit Wohltätigkeit hat das nichts zu tun. Ob es sich um eine gemeinnützige Organisation oder einen unseriösen Sammler handelt, erkennt man meist an den Kontaktmöglichkeiten und Logos, die sich auf den Altkleidercontainern befinden. Bei unseriösen Sammlern finden sich oftmals keine oder nur geringe Informationen zu Kontaktmöglichkeiten.
Obendrein werden mittlerweile in ganz Deutschland zahlreich Altkleidercontainer abgebaut, da sie von dauerhafter Überfüllung betroffen sind. Die Sortierbetriebe werden überhäuft mit kaputter Billig-Kleidung und niemand weiß mehr wohin mit der unüberschaubaren Menge an nicht mehr tragbaren Altkleidern. Was kann ich also tun, wenn ich auf wohltätige Weise Kleidung ausmisten möchte, aber nicht zur Überfüllung der Container oder gar dem illegalen Altkleiderhandel beitragen will?
Gibt es Alternativen?
Auch wenn wir aufmerksam sind, bewusst die dubiosen Container meiden und unsere aussortierten Textilien ausschließlich in die Altkleidercontainer der bekannten Hilfsorganisationen einwerfen, landet unsere Kleiderspende selten ohne Umwege bei Bedürftigen. Wenn wir also möchten, dass unsere gut erhaltenen Altkleider direkt die Bedürftigen erreichen, sollten wir unsere ausgemisteten Kleidungsstücke persönlich bei lokalen Hilfsorganisationen und -vereinen abgeben.
Es gibt aber auch andere Wege, wie man seinen Kleiderschrank nachhaltiger ausmisten kann. Gut erhaltene Kleidung kann beispielsweise mit Freund*innen oder Bekannten getauscht werden. Sie im Internet oder auf Flohmärkten zu verkaufen und ihren Lebenszyklus so zu verlängern ist auch eine Möglichkeit. Selbst wenn das Kleidungsstück nicht mehr im allerbesten Zustand ist und beispielsweise Löcher oder Ziehfäden aufweist, besteht noch kein Grund, sich von ihm zu trennen oder es gar zu entsorgen. Es gibt einfache Tutorials speziell für Anfänger*innen auf YouTube, welche anschaulich erklären, wie die Kleidung mit ein paar Handgriffen wieder repariert werden kann.
Falls das ausgemistete Teil seine besten Tage eindeutig schon hinter sich hat und definitiv nicht mehr tragbar ist, kann es via „upcycling“ womöglich noch gerettet werden. Aus dem Stoff eines alten T-Shirts könnt ihr so beispielsweise eigenhändig Einkaufsnetzte, dekorative Körbchen oder sogar Hundespielzeug machen. Aus Alt kann also wieder Neu werden. Auch hier findet sich vor allem in den Sozialen Netzwerken Inspiration und vielleicht entwickelt ihr sogar ein neues Hobby oder eine zuvor noch nicht da gewesene Affinität zum DIY („Do it yourself“).
Wir können das Problem der massenhaften Kleiderentsorgung aber zusätzlich auch noch anders angehen. Indem wir weniger, bewusster und wenn möglich auch qualitativ hochwertigere Kleidung kaufen, haben wir länger was von ihr und misten sie seltener aus. Auch der Kauf von Second-Hand-Ware ist eine nachhaltigere Option, denn Studierende können sich nicht immer nachhaltig produzierte oder qualitativ hochwertigere Kleidung leisten. Indem wir das Bewusstsein für unser Kaufverhalten schärfen und verstärkt unseren Konsum reflektieren, können wir ebenfalls die Menge unserer Altkleider reduzieren.
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Lena Müller
In meiner Freizeit habe ich immer entweder einen Kochlöffel oder ein gutes Buch in der Hand. Dank meiner Vergesslichkeit kann ich mir auf Dauer eigentlich nur Songtexte und die Bedienung meiner Kaffeemaschine merken. Aktuell studiere ich Kommunikationswissenschaft in Münster.
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