Gesellschaft und Lifestyle / Kultur und Medien

Ein Herz für Enten

Ob im Badezimmer, in der Zeitung oder im Teich: Enten schaffen es überall hin. Derzeit sind sie mit ihrer Kunst in Bremen.
| Lena Hortian |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Foto der Replik einer Höhlenmalerei mit Ente. Kunstwerk der Duckomenta. Eine Ausstellung des Kollektivs interDuck in Bremen.

Replik einer Höhlenmalerei mit Ente. ©interDuck | Foto: Lena Hortian

Zu Wasser, am Land und in der Luft kennt die Ente sich aus und hat dazu eine so markante Stimme. Damit sind diese Tiere uns Menschen in mancherlei Hinsicht überlegen und es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass sie mehr als putzig und schnatterig unterwegs sind…

So oder so ähnlich könnten die Überlegungen von Studierenden der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig im Jahr 1982 gewesen sein. Heute als Kollektiv „interDuck“ aus Berlin bekannt, führen sie uns in ihren Werken vor Augen, was ihr euch beim Anblick des Federviehs vielleicht schon immer dachtet: Innerhalb unserer eigenen Evolution hat sich eine Zivilgesellschaft der Enten entwickelt. Ihre Anwesenheit haben wir bislang nicht wahrgenommen, weil sie entweder nicht zu unserer Perspektive auf die Welt gepasst hat oder wir zu sehr mit unseren eigenen Problemen beschäftigt waren. InterDuck zeigt uns, was wir dadurch alles verpasst haben und wie wandelbar die scheinbar so bekannte Gestalt der weißen Ente mit gelbem Schnabel ist.

Pinselführung mit Flügel

Zu einer solchen Gesellschaft, die unserer nicht unähnlich ist, gehört natürlich auch die Kunst als Form des (Selbst-)Ausdrucks. Einige dieser Werke werden immer wieder in verschiedenen nationalen und internationalen Museen mit uns geteilt. Die aktuelle Ausstellung ist noch bis zum 25. Mai 2025 im Landesmuseum Bremen (auch bekannt als Focke-Museum) zu sehen: Mal dicht an dicht gehängt, mal zwischen Überresten unserer eigenen Geschichte versteckt, lässt uns ein Besuch in Bremen die Enten und ihre Kultur einmal ganz anders wahrnehmen. Neben den Portraits, Landschaftsgemälden, Skulpturen und Münzen lädt sie uns dazu ein, über unsere eigene Auffassung von Kunst, Geschichte und Überlieferungskultur nachzudenken.

Nicht zuletzt wird die Haltung von Museen zu Kulturgütern befragt. Ich meine, wann wart ihr zuletzt in einer Ausstellung, in der Lachen ausdrücklich erwünscht war? (Weitere Termine der Aktuellen ‚Reiseroute‘ der Ent-sprechenden Kunst findet ihr auf der Homepage der Duckomenta. Dort könnt ihr auch sehen, wann und wo sie schon überall gelandet sind).

Selbst erleben

Einplanen solltet ihr für den Besuch in Bremen mindestens zwei Stunden (besser wären drei, denn die Texte sind wirklich unterhaltsam). Bei der nächsten Durchreise durch die Hansestadt lohnt es sich also, die Verspätung der Bahn für eine erheiternde Pause zu nutzen. Auch als Ausflugsziel hat das Focke-Museum mit seiner kleinen Park-Anlage und verschiedenen historischen Bauten eine anschauliche Auswahl an landeskundlichen Objekten zu bieten, die auch nach der Weiterreise der Enten besuchbar sind.

Foto eines Kunstwerks der Duckomenta. Eine Ausstellung des Kollektivs interDuck in Bremen.
Auch Enten unternehmen Ausflüge. ©interDuck | Foto: Lena Hortian

Außer einem breiten Grinsen und Postkarten der Lieblingsbilder (die Auswahl ist wirklich beachtlich) habe ich die Erkenntnis mitgenommen, dass Entscheidungsträger:innen im Museum durchaus Mut haben, Humor zu zeigen und dass sich auf diese Weise Wissen über Kunst- und Kulturgeschichte inklusiv vermitteln lässt.

Keine Scheu, die beißen nicht!

Wer wie ich im Kindes- und Jugendalter keinen richtigen Zugang zum Entenhausen-Universum finden konnte, dem sei versichert: InterDuck lehnt sich zwar ästhetisch an Donald und seine Verwandtschaft an, inhaltlich und humortechnisch haben sie sich aber von ihm emanzipiert und arbeiten mit deutlich spitzerer Feder. Darüber hinaus war ich selbst erstaunt, über welch langen Zeitraum ein konsequent erzählter Witz funktionieren kann – an jeder Wand warteten neue Entdeckungen. Kommt vorbei und holt sie euch!

Foto eines Kunstwerks der Duckomenta. Eine Ausstellung des Kollektivs interDuck in Bremen.
Auch eine Schokoladenente wird bei der Duckomenta ausgestellt. ©interDuck | Foto: Lena Hortian

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Lena Hortian

Ich mag gutes Essen (wer tut das nicht?) und treibe tatsächlich gerne Sport, obwohl mein Schweinehund da auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. Zeitgleich studiere ich Literatur und Medien. Meine Wahlheimat Münster ist für das alles und noch viel mehr zum Glück bestens geeignet, auch wenn ich mir als Rheinländerin hier noch ein paar Berge wünsche.

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