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Wünsche zu Weihnachten: Alle Jahre wieder

Winter. Advent. Weihnachten. Und jedes Jahr dieselben Fragen: „Was schenke ich meinen Liebsten?“ und was sage ich, wenn meine Großmutter […]
| Nelly Langelüddecke |

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ausschnitt: Manuel Joseph | Pexels

Winter. Advent. Weihnachten. Und jedes Jahr dieselben Fragen: „Was schenke ich meinen Liebsten?“ und was sage ich, wenn meine Großmutter von mir wissen will: „Kind, was wünscht du dir denn dieses Jahr?“.
Meiner Oma kann ich immerhin schlecht antworten: „Ein Bierabo!“ oder „Einen Fallschirmsprung!“. Bei beidem würde sie erst erstaunt das Gesicht verziehen und spätestens nach der ersten Verwunderung einen Herzinfarkt bekommen. Das will ich vermeiden.


Also gilt erst einmal die Frage zu klären, warum ich spontan nie einen Einfall habe, wenn ich nach einem Wunsch gefragt werde. Es ist nicht so, als könnte ich nicht das eine oder andere gebrauchen. Meinen – sogar ziemlich coolen – Hipsterrucksack, habe ich seit ich 13 bin und entsprechend ist seine Optik. Den Wasserkocher aus unserer WG hat mein Mitbewohner bei TEDI für 1,50 Euro gekauft, er schaltet sich nicht von selbst aus und jedes Mal bei Benutzung stirbt man tausend Tode bei der Vorstellung, man könnte das Steckerziehen vergessen, aus dem Haus gehen und die ganze Wohnsiedlung niederbrennen.
Diese wirklich pragmatisch-praktischen Dinge fallen mir leider in den entscheidenden Momenten nicht ein, was dazu führt, dass ich mir bald wohl selbst einen Wasserkocher zulegen muss. Ich mag es geschenketechnisch eher kreativ, auch wenn ich selbst Präsente auswählen muss. Doch kann ich den Anspruch der Kreativität wirklich an andere stellen?
Ein Mittelding aus praktisch und kreativ wäre eine Weltkarte, auf der man die Orte, an denen man schon gewesen ist, frei rubbeln kann und darunter eine Farbe erscheint.  So etwas kennen wahrscheinlich die meisten. Die würde sich fantastisch an meiner Zimmerwand machen, zumal sich das mittlerweile auch schon lohnt und an einigen Stellen ein buntes Ergebnis hätte. Allerdings traue ich mich nicht, meine Mutter oder Großmutter mit der Aufgabe zu betrauen, jene Idee zu besorgen. Ohne das Böse zu meinen, glaube ich kaum, dass beide wissen würden, wonach sie suchen müssen. Ich muss wohl auch diese Investition selbst tätigen.

Das schönste, was man mir schenken könnte, wäre eine Tupperdose voll Zeit und Muße. Wertvolle Momente an kalten Wintertagen, konserviert in einer luftdichten Plastikbox. Entweder im Warmen auf der Couch liegen, am besten mit heißem Tee und Keksen und einem wunderbaren Buch auf dem Schoß (ganz oben auf der Liste: „Dear Life“ von Alice Munro – eine herrliche Kurzgeschichtensammlung, unbedingt empfehlenswert!). Vielleicht auch einen Spaziergang durch meterhohen Schnee; gut, in Deutschland nicht allzu realistisch. Auf jeden Fall genug Langeweile, um mal ausgiebig rein gar nichts zu tun.
Diese Dose würde ich das ganze Jahr über aufheben und sie immer nur dann öffnen, wenn ich es wirklich brauche. Zum Beispiel, wenn das Studium mit seinen phänomenalen Erfindungen wie Hausarbeiten, Klausuren und Essays über einen hereinbricht und man mit seinen ganzen Freizeitverpflichtungen kaum hinterherkommt. Zeit wäre wenigstens kein Paar Strümpfe, dass im Schrank verschimmelt oder das fünfte Buch über den römischen Grenzwall Limes. (Da ich in der Schule Latein hatte, war mein Vater jahrelang der festen Überzeugung, dass ich total auf das alte Rom abfahre. Vor allem der Limes, so glaubte er, hatte es mir angetan. Wo die verschiedenen Limes-Bücher heute sind, weiß nur der liebe Herrgott.)
Mit Zeit kann man wirklich etwas anfangen. Und mit Erholung sowieso. Noch so ein Geschenk, was ich mir ausschließlich selbst machen kann.

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Nelly Langelüddecke

Studiert in Münster, liebt ihre Ehrenämter, turnt nebenbei in der Weltgeschichte herum und hat stets mit hochphilosophischen Gedanken zu kämpfen. Mal sehen, was sich davon in ihren Artikeln niederschlägt.

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